Weltraumteleskop James Webb: Besonders frühe Galaxie bestätigt, der Rekord nicht

Das Alter einer der frühesten uns bekannten Galaxien wurde jetzt bestätigt. Ein möglicher absoluter Rekordwert hat sich gleichzeitig aber nicht bewahrheitet.

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Verwaschener rötlicher Punkt

"Masie's Galaxy"

(Bild: NASA/STScI/CEERS/TACC/ University of Texas at Austin/S. Finkelstein/M. Bagley)

Lesezeit: 3 Min.

Eine als "Maisie’s Galaxy" bekannt gewordene Galaxie aus dem frühen Universum gehört tatsächlich zu den frühesten, die wir kennen. Das wurde jetzt mit spektroskopischen Analysen bestätigt, mit denen aber ermittelt wurde, dass die Galaxie etwas jünger ist als zuerst gedacht. Das Weltraumteleskop James Webb sieht sie demnach in einem Zustand 390 Millionen Jahre nach dem Urknall. Damit gehört sie zu den vier frühesten Galaxien, deren Alter bestätigt ist, schreibt die Universität Texas. Bei der jetzt vorgestellten Analyse wurde gleichzeitig festgestellt, dass eine anfangs für noch einmal deutlich älter gehaltene Galaxie viel jünger ist. Es sei einfach Pech, dass die nicht wie gedacht 250 Millionen Jahre nach dem Urknall existierte, sondern eine Milliarde Jahre.

Ein Jahr nach der Inbetriebnahme des neuen Weltraumteleskops konkretisieren sich damit die unmittelbar darauf verkündeten Funde von besonders frühen Galaxien, die die Wissenschaft in ihrer Masse sogar vor ein Rätsel gestellt hatten. Lediglich die absoluten Rekordhalter konnten bislang nicht bestätigt werden. So hatten erste Daten bei einer Galaxie namens CEERS-93316 darauf hingedeutet, dass sie lediglich 250 Millionen Jahre nach dem Urknall existierte. Dieser Anschein habe sich aber nur wegen einer Eigenart der photometrischen Methode ergeben, die genau bei einer Rotverschiebung von z = 4,9 (eine Milliarde Jahre nach dem Urknall) auftritt. Heißes Gas hat demnach eine Signatur in den Frequenzanalysen nachgeahmt, die bei viel älteren Galaxien erwartet wird.

Dass das Weltraumteleskop James Webb schon direkt, nachdem es die Arbeit aufgenommen hat, besonders viele besonders weit entfernte Galaxien entdeckt, war bekannt. An den angeblichen Funden hat es aber auch Zweifel gegeben, erste Überprüfungen waren jedoch bereits positiv ausgegangen. Teilweise haben die "ruhigen, geordneten Scheiben" der gefundenen Galaxien unser Verständnis davon in Frage gestellt, wie sich die ersten Galaxien im "überfüllten, chaotischen frühen Universum" gebildet haben. Eine Forschungsgruppe hatte zuletzt vorgeschlagen, dass es sich bei einigen der mutmaßlichen Galaxien um bislang nur theoretisch beschriebene "dunkle Sterne" handelt, die ihre Energie aus Dunkler Materie beziehen.

Das Weltraumteleskop James Webb blickt am Lagrange-Punkt L2 abgewandt von Sonne, Erde und Mond ins All, sodass deren Wärmestrahlung das Infrarotteleskop nicht stört. Ein riesiger Schutzschirm blockt diese ab – mit einem Lichtschutzfaktor von einer Million. Nach seiner Inbetriebnahme hatte es viele Kandidaten für Galaxien entdeckt, die womöglich nur wenige Hundert Millionen Jahre nach dem Urknall existierten. In ihrer Tendenz hatten die Funde nahegelegt, dass das Weltraumteleskop unser Verständnis von den ersten hunderten Millionen Jahren nach dem Urknall tatsächlich revolutionieren könnte. Laut der Universität Texas werden aktuell zehn weitere Funde geprüft, bei denen es sich um Galaxien handelt, die älter als "Maisie’s Galaxy" sein könnten.

(mho)