Weltraumteleskop James Webb: Ein Instrument nach Softwarefehler nicht verfügbar

Der Bildgeber und Spektrograf FGS/NIRISS auf dem Weltraumteleskop kann aktuell keine Daten sammeln. Untersucht wird ein Softwarefehler.

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Künstlerische Darstellung des Weltraumteleskops

Künstlerische Darstellung des Weltraumteleskops

(Bild: NASA GSFC/CIL/Adriana Manrique Gutierrez)

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Beim Weltraumteleskop James Webb ist erneut ein Instrument ausgefallen. Schon vor anderthalb Wochen hat es Softwareprobleme an FGS/NIRISS gegeben. Der "Nah-Infrarot-Bildgeber und spaltlose Spektrograf" steht seitdem nicht für wissenschaftliche Messungen zur Verfügung, teilte die NASA jetzt mit. Demnach kam es zu einer Verzögerung bei der Kommunikation mit dem Instrument, woraufhin es bei dessen Flugsoftware zu einer Zeitüberschreitung gekommen sei. Die US-Weltraumagentur sucht aktuell zusammen mit der kanadischen Weltraumagentur CSA nach der Ursache des Problems.Man habe keine Anzeichen dafür entdeckt, dass Gefahren für die Hardware bestehen, das Teleskop und die anderen Instrumente seien in gutem Zustand.

Für das leistungsfähigste Weltraumteleskop sind die Probleme ein Jahr nach dem Start nicht die ersten. Wenige Wochen nach Beginn der Forschungsarbeit war im vergangenen Jahr einer von insgesamt 17 verschiedenen Beobachtungsmodi nicht verfügbar, weil bei einer Art Gitterrad eine "scheinbar erhöhte Reibung" festgestellt worden war. Dank der Ursachenfindung und der Umsetzung von Gegenmaßnahmen ist der Modus seit November wieder verfügbar. Wie lange die Arbeiten am FGS/NIRISS (Fine Guidance Sensor and Near Infrared Imager and Slitless Spectrograph) jetzt dauern, ist noch unklar. Der NASA zufolge sollen die ausgefallenen Beobachtungen nachgeholt werden. Das Instrument wird unter anderem für die Analyse von Exoplaneten benutzt.

Von solchen Schwierigkeiten abgesehen, forscht das Weltraumteleskop weiter. Jetzt hat die NASA öffentlich gemacht, dass es am 18. Oktober eine ganz besondere sogenannten Okkultation beobachtet hat. Dabei ist der Asteroid Chariklo aus der Perspektive des Weltraumteleskops fast vor einem fernen Stern vorübergezogen. Statt dem 250 km großen Himmelskörper haben nur seine Ringe den Stern dabei zweimal kurz verdunkelt, was das Weltraumteleskop beobachten konnte. Mit den gesammelten Daten soll auch die Form und Zusammensetzung der erst 2014 entdeckten Ringe erforscht werden. Ermittelt habe man bereits, dass es bei dem Himmelskörper gefrorenes Wasser gibt.

Die Messung der speziellen Okkultation

(Bild: IMAGE: NASA, ESA, CSA, Leah Hustak (STScI)/SCIENCE: Pablo Santos-Sanz (IAA-CSIC), Nicolás Morales (IAA-CSIC), Bruno Morgado (UFRJ, ON/MCTI, LIneA))

Das Weltraumteleskop James Webb wird von den Weltraumagenturen NASA, ESA und CSA betrieben und wurde am 25. Dezember 2021 gestartet. Nachdem es sich in einer komplexen Prozedur selbst entfaltet hat, ist es einen Monat später am Lagrange-Punkt L2 angekommen. Hier blickt es abgewandt von Sonne, Erde und Mond ins All, sodass deren Wärmestrahlung das Infrarotteleskop nicht stört. Ein riesiger Schutzschirm blockt diese ab. Seitdem es Anfang Juli die wissenschaftliche Arbeit aufgenommen hat, fasziniert die Qualität der Daten. Die ersten Aufnahmen werden direkt veröffentlicht. Damit soll die Wissenschaftsgemeinde lernen, die Instrumente so gut wie möglich einzusetzen.

(mho)