Weltraumteleskop James Webb: Sonnenschild aufgespannt, nun folgen die Spiegel

Mit dem Auffalten des tennisplatzgroßen Sonnenschutzschilds hat die heikelste Prozedur beim Aufbau des Weltraumteleskops geklappt. Jetzt folgen die Spiegel.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 76 Kommentare lesen

Der Sonnenschutzschild des JWST

(Bild: NASA/Chris Gunn)

Lesezeit: 2 Min.

Der Sonnenschutzschild des Weltraumteleskops James Webb ist vollständig aufgespannt und eine der kompliziertesten Prozeduren beim Aufbau des Instruments im All damit abgeschlossen. Insgesamt waren an dem Auffalten der fünf Spezialfolien – jeweils so dünn wie ein menschliches Haar – 139 Freigabemechanismen, 70 Scharniereinheiten, acht Motoren, etwa 400 Flaschenzüge und 90 Kabel mit einer Gesamtlänge von 400 Metern beteiligt. Die für den Einsatz im All entwickelte Technik konnte auf der Erde nur eingeschränkt ausprobiert werden, weswegen die Anspannung besonders groß war. Alles, was nun noch anstehe, sei deutlich konventioneller und erprobter, versicherte James Cooper von der NASA. Jetzt steht der Aufbau der Spiegel an.

Der Sonnenschild des zu Weihnachten gestarteten James-Webb-Weltraumteleskops (JWST) sorgt dafür, dass das Instrument im infraroten Spektrum forschen kann, ohne vom Licht beziehungsweise der Wärmestrahlung der Sonne, aber auch der Erde und dem Mond beeinflusst zu werden. Zusammen gewähren die fünf voneinander getrennten Spezialfolien einen Schutz, der einem Sonnenschutzfaktor (SPF) von einer Million entspricht, erklärt die NASA. Würde bei dem Weltraumteleskop sonst 200 Kilowatt Sonnenenergie ankommen, sei es so nur noch ein Bruchteil eines Watts. Nur dadurch kann es auf seine Betriebstemperatur von unter 40 Kelvin herunterkühlen, das sind etwa 230 Grad Celsius unter Null.

Nachdem mit dem Auffalten des Sonnenschutzes jetzt die heikelste Prozedur abgeschlossen ist, steht als Nächstes der weitere Aufbau des Teleskops selbst an. Dafür soll ab Mittwoch (15:45 Uhr MEZ) zuerst der Sekundärspiegel ausgeklappt und in Position gebracht werden, danach folgen dann die beiden Flügel des Hauptspiegels. Der besteht aus 18 sechseckigen Elementen und hat insgesamt sechseinhalb Meter Durchmesser. Damit war er zu groß für die Rakete des Typs Ariane 5 und musste zusammengeklappt werden. Sobald der aufgefaltet ist, sind die schwierigsten Teile des Aufbaus abgeschlossen. Bis dahin dauert es aber noch etwas. Das Ausklappen des Sekundärspiegels soll am Mittwoch wieder live auf NASA TV begleitet werden.

(mho)