Weltraumteleskop James Webb findet am weitesten entferntes Schwarzes Loch

Das Weltraumteleskop James Webb hat ein supermassereiches Schwarzes Loch abgebildet, das 570 Millionen Jahre nach dem Urknall existierte. Das wirft Fragen auf.

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Sterne und Galaxien

Deep-Field-Aufnahme des Weltraumteleskops James Webb

(Bild: NASA, ESA, CSA, Steve Finkelstein (UT Austin), Micaela Bagley (UT Austin), Rebecca Larson (UT Austin))

Lesezeit: 3 Min.

Ein Forschungsteam hat mit dem Weltraumteleskop James Webb das mit Abstand am weitesten entfernte aktive supermassereiche Schwarze Loch entdeckt. CEERS 1019 sehen wir demnach so, wie es lediglich rund 570 Millionen Jahre nach dem Urknall ausgesehen hat. Zwar ist es mit nur neun Millionen Sonnenmassen deutlich kleiner als alle anderen supermassereichen Schwarzen Löcher im frühen Universum, aber eine Erklärung, wie es in der vergleichsweise kurzen Zeit so groß werden konnte, falle trotzdem schwer. Gleichzeitig deute der jetzt vorgestellte Fund aber darauf hin, dass vergleichbare Schwarze Löcher im derart jungen Kosmos überall auf ihre Entdeckung warten, meint die Forschungsgruppe.

Wie das Forschungsteam erläutert, ähnelt das jetzt entdeckte Schwarze Loch eher dem im Zentrum der Milchstraße, das ungefähr halb so groß ist. Dass es trotzdem nachgewiesen werden konnte, unterstreiche erneut die Leistungsfähigkeit des neuen Weltraumteleskops. Laut der NASA gibt es bereits Meldungen, dass noch weiter entfernte Schwarze Löcher entdeckt wurden, deren Überprüfung steht aber noch aus. Bei CEERS 1019 sei noch auffällig, dass sich auf den Aufnahmen sogar eine – dreigeteilte – Struktur ausmachen lasse. Man sei es nicht gewohnt, in diesen Distanzen so viele Einzelheiten zu erkennen, sagt CEERS-Mitglied Jeyhan Kartaltepe. Man könne sogar unterscheiden, welcher Teil der analysierten Strahlung vom Schwarzen Loch und welcher von der Galaxie stammt.

Neben CEERS 1019 stellt die Forschungsgruppe jetzt auch noch die beiden supermassiven Schwarzen Löcher CEERS 2782 und CEERS 746. Beide sehen wir in ihrem Zustand mehr als eine Milliarde Jahre nach dem Urknall. Damit gehören sie nicht mehr zu den frühesten Schwarzen Löchern, aber auch in dieser Epoche zu den kleinsten. Insgesamt zeigt sich die Forschung laut der NASA weiterhin überwältigt davon, wie viele Objekte das neue Weltraumteleskop im derart frühen Universum findet. In allen würden mit massiver Geschwindigkeit Sterne entstehen. Die Funde könnten unser Verständnis von der Entstehung und der Entwicklung von Galaxien verändern, prognostiziert Seiji Fujimoto von der Universität Texas.

Vergleich der jetzt gefundenen Schwaren Löcher und anderen im frühen Universum (lila)

(Bild: NASA, ESA, CSA, Steve Finkelstein (UT Austin), Micaela Bagley (UT Austin), Rebecca Larson (UT Austin))

Das von den Weltraumagenturen NASA, ESA und CSA betriebene JWST wurde am 25. Dezember 2021 gestartet. Nachdem es sich in einer komplexen Prozedur selbst entfaltet hat, ist es einen Monat später an seinem Einsatzort angekommen. Hier blickt es abgewandt von Sonne, Erde und Mond ins All, sodass deren Wärmestrahlung das Infrarotteleskop nicht stört. Ein riesiger Schutzschirm blockt diese ab. Seit Monaten zeigt sich die Forschung beeindruckt von den damit gesammelten Daten, regelmäßig werden neue Funde vorgestellt. Der Beginn des wissenschaftlichen Betriebs jährt sich in wenigen Tagen zum ersten Mal. Die jüngsten Funde des Cosmic Evolution Early Release Science Survey werden in den Astrophysical Journal Letters vorgestellt.

(mho)