Weltraumteleskop James Webb findet haufenweise Supernovae im frühen Universum

Sternenexplosionen sind für die Forschung besonders wertvoll und werden intensiv gesucht. Das Weltraumteleskop James Webb entpuppt sich als enorme Hilfe.

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Bild von Galaxien mit vielen kleinen Kreisen

Dutzende Supernovae in einem Himmelsausschnitt

(Bild: NASA, ESA, CSA, STScI, JADES Collaboration)

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Das Weltraumteleskop James Webb (JWST) ist eine wahre "Supernova-Entdeckungsmaschine" und hat die Zahl der uns bekannten Sternenexplosionen im frühen Universum verzehnfacht. Das hat ein Forschungsteam um die Astronomin Christa DeCoursey von der Universität Arizona jetzt publik gemacht. Die Gruppe hat Aufnahmen verglichen, die das hochmoderne Instrument innerhalb eines Jahres von einem extrem kleinen Himmelsausschnitt gemacht hat. In dem Areal der Größe eines Reiskorns, das mit ausgestrecktem Arm vor das Auge gehalten wird, haben sie in dem Zeitraum etwa 80 Supernovae entdeckt. Dazu gehört demnach auch die mit Abstand früheste Supernova, die wir kennen. Explodiert ist der zugehörige Stern, als das Universum gerade einmal 1,8 Milliarden Jahre alt war.

Beispiele für einige gefundene, nicht ganz so weit entfernte Supernovae

(Bild: NASA, ESA, CSA, STScI, Christa DeCoursey (University of Arizona), JADES Collaboration)

Wie das Forschungsteam erklärt, waren vor dem Start des Weltraumteleskops gerade einmal eine Handvoll Supernovae bekannt, die explodiert sind, als das Universum weniger als 3,3 Milliarden Jahre alt war. Der jetzt analysierte Himmelsausschnitt enthalte dagegen sogar viele Supernovae aus der Zeit, als seit dem Urknall maximal zwei Milliarden Jahre vergangen sind. Bisher konnte man also maximal Sternenexplosionen erforschen, die frühestens in der "späten Jugend" des Kosmos stattgefunden haben. Jetzt könne man solche in der "frühen Jugend" und "späten Kindheit" untersuchen. Es bestehe Hoffnung, sich irgendwann noch der "Baby-" und "Krabbelphase" widmen zu können.

Nach der Identifizierung der extrem frühen Supernovae soll in einem nächsten Schritt ermittelt werden, ob die sich fundamental von jenen unterschieden, die wir aus dem späteren Universum kennen. Ein weiteres Augenmerk liegt auf den sogenannten Supernovae vom Typ Ia. Die gelten seit Langem als sogenannte Standardkerzen. Das heißt, ihre Entfernung konnte präzise genug ermittelt werden, um Distanzen im Universum insgesamt zu messen. Mit den Daten des JWST soll nun geprüft werden, ob das auch für derart große Entfernungen noch stimmt, denn nur dann könnte damit auch zuverlässig die Expansionsgeschwindigkeit des Kosmos ermittelt werden. Eine erste Analyse habe daran jetzt Zweifel geweckt, noch müsste man diesbezüglich aber weiter forschen.

Vorgestellt wurde die Forschung jetzt bei einer Versammlung der Amerikanischen Astronomischen Gesellschaft (AAS) im US-Bundesstaat Wisconsin. Sie unterstreicht einmal mehr das immense Potenzial, das mit dem Weltraumteleskop verbunden ist. Das Gerät öffne uns ein neues Fenster mit Blick auf veränderliche Himmelskörper und jedes Mal, wenn das in der Vergangenheit geschehen ist, kamen dabei "extrem spannende Sachen" heraus, meint ein Experte vom Space Telescope Science Institute. Noch seien aber lediglich die extrem große Zahl an entdeckten Supernovae und deren Entfernungen die interessantesten Aspekte.

(mho)