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Weniger App-Store-Provision für Apple: Größere Entwickler unzufrieden

Ben Schwan

Bitte eine App zum abholen.

(Bild: Photo by the blowup on Unsplash)

Nur Firmen, die weniger als eine Million US-Dollar einnehmen, bekommen Rabatt. Dass sei eine machiavellistische Strategie, meint ein Entwickler.

Apples Entscheidung, bestimmte Entwickler bei App-Store-Provisionszahlungen künftig zu entlasten, stößt nicht überall auf Beifall. Abgedeckt sind von der Änderung nämlich nur Developer, die bis zu 1 Million US-Dollar an Einnahmen pro Jahr generieren.

Diese müssen künftig nur 15 statt 30 Prozent Gebühr an Apple [1] abdrücken. Große Entwickler, die mehr Geld generieren, zahlen weiterhin die bekannten 30 Prozent.

David Heinemeier Hansson, Gründer von Basecamp und einer von Apples bekanntesten Kritikern in Sachen App Store [2], fand auf Twitter harsche Worte [3] zu Apples neuer Strategie. "Machiavelli wäre so stolz auf Apple", schreibt er. Apple spalte die "App-Store-Opposition" in zwei Lager auf – mit "wohltätigen Zugeständnissen". "[Die Firma], ein 2-Billionen-Dollar-Konglomerat, kann jeden Entwickler, der mehr als 1 Million Dollar macht, als gierig darstellen, der immer mehr will." Das sei "so clever wie krank". Immerhin zeigt Apples Änderung laut Hansson aber, "dass sie schwitzen". Apple-Boss Tim Cook müsse nun "dauernd die Hymne seines eigenen Monopols singen", als "furchtbarer Lobbyist".

Mehr von Mac & i Mehr von Mac & i [4]

Epic Games, Apples größter (Prozess-)Gegner im aktuellen App-Store-Streit [5], hält ebenfalls wenig von dem neuen Ansatz. Gegenüber dem IT-Blog The Verge sagte Chef Tim Sweeney [6], es handele sich um einen "kalkulierten Schritt, die App-Creators zu spalten" und das Monopol des App Store und dessen Bezahlsystem zu erhalten. Zudem helfe das den Kunden nichts. "Die zahlen weiterhin überhöhte Preise durch die Apple-Steuer." Zudem gebe Apple schon jetzt "Raubrittern" wie Amazon eigene Sonderdeals [7], so Sweeney. Der Musikdienst Spotify, der sich ebenfalls stark gegen die App-Store-Methodik [8] wehrt, meinte, die App-Store-Regeln seien "willkürlich" und "unberechenbar". Das zeige auch Apples letzter Schritt.

Nicht unproblematisch bleibt unterdessen auch, wie Apple seine reduzierte Rate berechnet. Entwickler, die knapp davor stehen, die 1-Million-Dollar-Grenze zu überschreiten – also unter 1,2 Millionen Dollar Umsatz ohne Apples Provision – könnten geneigt sein, ihre Apps zum Ende des Jahres aus dem Store zu nehmen, damit dies nicht geschieht. Kommen sie über die Million, schreibt Apple den 30-Prozent-Satz für das komplette nächste Jahr fest, wie der Apple-Blogger John Gruber ausführt [9] – und zwar für alle Einnahmen.

(bsc [10])


URL dieses Artikels:
https://www.heise.de/-4967654

Links in diesem Artikel:
[1] https://www.heise.de/news/Nach-Druck-von-Developern-und-Politik-Apple-aendert-App-Store-Bedingungen-4964120.html
[2] https://www.heise.de/news/Streit-um-Bezahlschnittstelle-Apples-Vorgehen-veraergert-Entwickler-4877726.html
[3] https://twitter.com/dhh/status/1329035153595912195
[4] https://www.heise.de/mac-and-i/
[5] https://www.heise.de/news/Apple-vs-Epic-Gericht-laesst-Klau-Vorwuerfe-nicht-zu-4954895.html
[6] https://www.theverge.com/2020/11/18/21573109/epic-tim-sweeney-apple-app-store-fee-cut-reduction-criticize
[7] https://www.heise.de/news/Apples-Sonder-Deal-fuer-Video-Apps-Geringere-Abgaben-eigene-Zahlungsmittel-4913165.html
[8] https://www.heise.de/news/Coalition-for-App-Fairness-App-Anbieter-schliessen-sich-gegen-Apple-zusammen-4911608.html
[9] https://daringfireball.net/linked/2020/11/18/app-store-small-business-program
[10] mailto:bsc@heise.de