Weniger Videosprechstunden in Arztpraxen im Jahr 2022

Videosprechstunden in Arztpraxen und bei Therapeuten haben während der Coronapandemie einen Boom erlebt. In diesem Jahr deutet sich ein Rückgang an.

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Arzt und Patientin

(Bild: dpa)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Achim Barczok
  • mit Material der dpa

Vor der Coronapandemie hat es in Berlin nur ganz vereinzelt Videosprechstunden von Ärzten gegeben – doch seit 2020 summieren sich diese mittlerweile auf fast 900.000. Im Jahr 2021 wurden laut Kassenärztlicher Vereinigung rund 380.200 solcher Sprechstunden in Berlin abgerechnet. Das ist ein Rekord. Im ersten Pandemiejahr 2020 waren es fast 300.000. 2019 waren es gerade einmal 128 gewesen und im Jahr zuvor acht abgerechnete Sprechstunden. In den ersten drei Quartalen 2022 lag die Zahl bei rund 206.900. Im Jahr 2021 haben demnach rund 2300 Praxen Videosprechstunden abgerechnet. 2022 waren es bis Ende Juni rund 2100 Praxen und damit weniger.

Die Aufhebung der Coronabeschränkungen ist eine mögliche Ursache für den Rückgang in diesem Jahr. Außerdem dürfen Ärzte und Psychotherapeuten seit dem 1. April 2022 nur noch maximal 30 Prozent ihrer Patienten ausschließlich in der Videosprechstunde behandeln, erläuterte eine KV-Mitarbeiterin. Zuvor seien Videosprechstunden dank einer Corona-Sonderregelung unbegrenzt möglich gewesen.

Videosprechstunde über den Dienst Sprechstunde Online

Mit Abstand am häufigsten nutzen demnach Psychotherapeuten die Möglichkeit, ihre Patienten virtuell zu betreuen. Die Therapeuten kommen in Berlin bislang auf rund 496.000 Videosprechstunden seit 2018, gefolgt von Hausärzten mit rund 109.700 Abrechnungen. Zu den Top-4-Fachgruppen zählen darüber hinaus auch Kinder- und Jugendpsychiater mit rund 11.500 solcher Sprechstunden und Gynäkologen mit rund 11.900.

Die Coronakrise hatte bei Berliner Ärzten zu einem regelrechten digitalen Boom geführt. Mehr als 2300 Praxen mit fast 4300 niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten waren im Sommer 2020 für Videosprechstunden ausgerüstet. Zu Beginn des Jahres 2020, im Januar und Februar, waren es gerade einmal sieben Fachleute in vier Praxen.

Auch in anderen Bundesländern zeichnet sich ein ähnlicher Trend ab, wie ein KV-Mitarbeiter gegenüber heise online bestätigte. Insgesamt kommen telemedizinische Angebote nach dem starken Anstieg zwischen 2020 und 2021 nun nur noch langsam voran. Derzeit laufen in vielen Bundesländern noch Pilotprojekte zur Videosprechstunde, zum Beispiel im kassenärztlichen Bereitschaftsdienst.

(acb)