Wer schleift schärfer – Schleifmaschine oder Wasserschleifstein?

Wer mit Holz arbeiten will, braucht möglichst scharfe Stechbeitel. Im Video treten Mensch und Maschine im Schärfduell gegeneinander an.

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Lesezeit: 9 Min.
Von
  • Johannes Börnsen

Preislich könnten Wasserschleifstein und Nassschleifmaschine kaum weiter voneinander entfernt sein. Während man günstige Schleifsteine schon für unter 20 Euro bekommt, schlägt die Nassschleifmaschine mit Diamantschleifstein eine über 600 Euro tiefe Kuhle ins Portemonnaie. Aber merkt man das auch am Ergebnis? Außerdem gibt es im Video einen DIY-Trick, um Stechbeiteln mit einem alten Gürtel den sprichwörtlichen letzten Schliff zu verpassen.

Transkript des Videos

(Hinweis: Es handelt sich hier um einen Bonusinhalt für Menschen, die das Video oben nicht schauen können oder wollen. Die Informationen auf der Bildspur gibt das Transkript nicht wieder.)

In diesem Video teste ich, wer eigentlich schärfer schleifen kann: der Mensch mit einem klassischen Wasserschleifstein oder die Schärfmaschine mit Diamantschleifstein.

Wer mit Holz arbeitet, benutzt typischerweise irgendwann irgendwo mal einen Stechbeitel. Ja, und wer Stechbeitel benutzt, der macht Stechbeitel stumpf. Selbst wenn man neue Stechbeitel kauft, sind die zwar im richtigen Winkel angeschliffen, aber wirklich scharf sind sie nicht. Das heißt, man muss auf jeden Fall Werkzeuge schärfen. Nun ist aber die Frage, womit? Es gibt die verrücktesten Vorrichtungen und Maschinen, um Dinge zu schärfen. Ich möchte in diesem Video aber mal zwei ganz typische ausprobieren. Auf der einen Seite haben wir den klassischen Wasser-Schleifstein, der wird eine Weile im Wasser eingelegt und dann muss man den Stechbeitel einfach nur im richtigen Winkel immer vor und zurück schieben. Ja, und dann soll der angeblich wieder scharf sein.

In diesem Video vergleiche ich eine nass-schleifende Maschine mit einem Diamantschleifstein, was so ziemlich die teuerste Möglichkeit ist, um einen Stechbeitel zu schleifen. Man sollte also erwarten, dass das auch entsprechend schärfer wird. Ich habe mir für diesen Vergleich extra zwei identische, günstige Stechbeitel besorgt, die sind fabrikneu, und den werde ich jetzt mit dem Schleifstein schleifen und den mit der Maschine. Bei einem Stechbeitel hat die Fase typischerweise einen Winkel von 25 Grad zur Spiegelseite, und diese 25 Grad sollte man möglichst auch einhalten. Macht man den Stechbeitel spitzer, wird er sehr schnell wieder stumpf. Macht man den Winkel stumpfer, naja, das sagt das Wort schon: man kriegt ihn gar nicht richtig scharf und er lässt sich einfach sehr schwer durchs Holz drücken.

Damit wir diesen Winkel auf einem normalen Wasser-Schleifstein einhalten können, brauchen wir eine kleine Vorrichtung, die man entweder fertig kaufen oder selber bauen kann. Ja, und genau das mache ich jetzt erst mal. Das ist super schnell zusammengebaut und überhaupt nicht aufwendig. Ihr braucht einfach nur zwei gleichgroße Multiplex-Brettchen und eins klinkt man so aus, dass es sich ungefähr 25 Grad Winkel auf den Schleifstein legen lässt. Dann kommen in die Ecke vier Bohrungen, und in das eine Brettchen mache ich die Bogen ein bisschen kleiner als das andere Brettchen, damit sich die Schrauben nachher in dem unteren Brettchen verteilen.

Wir brauchen also die Brettchen, zwei Möbelrollen, vier lange Schrauben und passende Muttern und Unterlegscheiben. Ja, und jetzt können wir das Ganze zusammenschrauben. Die Rollen werden einfach mit den langen Schrauben von unten an die beiden Brettchen geschraubt, und zwischen diesen beiden Brettchen kann man jetzt den Stechbeitel einklemmen. Die Bohrungen im unteren Brettchen sind ein bisschen kleiner, damit die Schrauben nicht durchdrehen, und dann lässt sich das Ganze oben mit den Flügelmuttern einfach arretieren. Dann muss ich das Ganze natürlich ausrichten und dann kann ich mir das Maß, das der Stechbeitel über meine Vorrichtung vorne hinaussteht, einfach aufschreiben. Dann habe ich es das nächste Mal, wenn ich das einstellen will, ein bisschen leichter, weil dieses Maß für 25 Grad immer dasselbe ist.

Jetzt können wir auch schon anfangen zu schleifen. Mein Schleifstein hat zwei Seiten: eine Tausender-Körnung und eine 6000er-Körnung. Und bevor man den benutzt, sollte man ihn ungefähr eine halbe Stunde ins Wasser legen. Die Schneide an diesen günstigen Stechbeiteln war gar nicht im rechten Winkel zur Seite des Stechbeitels angeschliffen. Das heißt, das muss ich erst mal korrigieren. Ja, und da habe ich mich tatsächlich ein bisschen schwer getan. Ich habe zwar ein paar Mal nachgestellt, aber so richtig rechtwinklig ist das Ganze bei mir auch nicht geworden. Dann kann man den Stechbeitel aus der Vorrichtung nehmen, ihn umdrehen und die Spiegelseite nachschleifen. Das entfernt dann auch den Grat, der durch das Schleifen der Fase auf der Spiegelseite entstanden ist. Insgesamt habe ich ungefähr 20 Minuten gebraucht, aber das lag auch an meiner Rumprobiererei mit dem richtigen Winkel. Mit etwas mehr Übung und Geduld kriegt man das aber sauber rechtwinklig hin.

Dann ein erster Schnitttest. Das ist jetzt einfach nur Fichtenholz, und da gleitet der Stechbeitel jetzt problemlos durch. Auch noch mal mit Eichenholz, da geht's natürlich ein bisschen schwerer, weil es viel härter ist als Fichte, aber auch damit kann man arbeiten. Dann können wir jetzt die Schleifmaschine anwerfen. Das hier ist eine Tormek T4 mit einer Diamantschleifscheibe, und diese Diamantschleifscheibe hat den großen Vorteil, dass sie sich nicht mit der Zeit abnutzt und kleiner wird. Auch hier muss ich das natürlich so einstellen, dass ich den Stechbeitel genau in 25 Grad anschleife. Und da haben Schleifmaschinen dieser Bauart eigentlich immer dieselbe Konstruktion: Das ist nämlich eine Metallstange, auf der man entsprechende Halter für unterschiedliche Werkzeugarten aufstecken kann. Das ist jetzt ein sehr einfacher Halter für einen Stechbeitel. Ja, und wenn ich das dann da reinstecke, dann ist die Schneide auch wirklich im 90-Grad-Winkel angeschliffen. Die Diamantschleifscheibe hatte ziemlich hohen Abtrag, und schon nach drei, vier Minuten war ich mit dem Schleifen komplett durch.

Auch bei der Schleifmaschine kann ich die Spiegelseite schleifen. Dazu halte ich den Stechbeitel einfach seitlich an die Schleifscheibe und wenn ich den jetzt benutze, dann muss ich ehrlich sagen, ich merke eigentlich keinen Unterschied zu dem per Hand geschliffenen Stechbeitel. Jetzt hat diese Schleifmaschine aber noch ein weiteres Feature, und das ist eine Leder-Abziehscheibe. Damit kann man die Schneide und auch die Spiegelseite noch mal nachpolieren. Dafür kommt eine spezielle Politurpaste auf das Lederrad, und dann hält man den einfach freihand da drauf. Ja, und wenn man sich jetzt die Schneide mal genau anschaut, dann ist die wirklich spiegelglatt, und auch die Spiegelseite habe ich damit noch mal nachpoliert.Wenn ich jetzt durch das Holz schneide, merke ich einen gewaltigen Unterschied. Es geht sehr viel leichter durch das Holz als mit dem nur an der Diamantscheibe geschliffenen Stechbeitel oder auch als mit dem auf dem Wasserstein geschliffenen.

Jetzt stelle ich mir natürlich die Frage: Kann ich die Schneide meines Stechbeitels, der mit einem Wasserstein geschliffen wurde, nachpolieren? Lasst uns das mal ausprobieren. Hier habe ich einfach ein Stück Leder, das von einem Projekt übrig geblieben ist. Weil man das bei den Schleifmaschinen am Anfang mit etwas Öl einreiben soll, nehme ich hier einfach Ballistol und dann benutze ich dieselbe Schleifpaste wie auch für die Schleifmaschine. Damit habe ich das Lederstück eingefettet und dann ziehe ich einfach den Stechbeitel manuell, so ungefähr im richtigen Winkel, immer wieder über das Lederstück. Das mache ich so ungefähr 5 Minuten. Ja, und siehe da, wenn ich jetzt mit dem Stechbeitel durch das Holz fahre, merke ich so gut wie keinen Unterschied mehr zu der über 600€ teuren Schleifmaschine. Ich erkenne zwar an den unterschiedlich glatten Spiegelkanten der Schneide, welcher Stechbeitel welcher ist, aber ich merke beim Schnitzen wirklich nur einen minimalen Unterschied zu Gunsten des Stechbeitels, der an der Schleifmaschine geschliffen wurde.

Es gibt trotzdem ein paar Vorteile bei der Verwendung einer Schleifmaschine. Erstens geht es wesentlich schneller damit, den Stechbeitel zu schleifen, als mit einem Wasserstein. Zweitens ist es viel, viel einfacher, den 90 Grad Winkel wirklich ordentlich und sauber zu treffen. Der dritte große Vorteil von einer solchen Schleifmaschine ist, dass ich auch ganz andere Dinge damit schleifen kann, zum Beispiel solche Drechselwerkzeuge, die vorne eine Hohlkehle haben. Dafür gibt es dann spezielle Aufnahmen, mit denen man sie im richtigen Winkel über die Schleifscheibe drehen kann. Wenn ihr also nicht sehr viel mit Holz arbeitet und alle paar Tage eure Stechbeitel nachschleifen müsst, dann kommt ihr mit einem günstigen Wasserschleifstein für 20 bis 30 Euro wirklich ziemlich weit. Dazu noch ein Stück Leder, zum Beispiel von einem alten Gürtel, und ein bisschen Schleifpaste, und schon könnt ihr den Stechbeitel rasiermesserscharf machen, auf jeden Fall ausreichend fürs Holzwerken. Wenn ihr meine Vorrichtung für das Einhalten von 25 Grad nachbauen wollt, findet ihr die Anleitung dazu unten in der Videobeschreibung. Ich wünsche euch jetzt fröhliches Basteln und viel Spaß beim Stechen. Ciao!

(jom)