Wettlauf der Banken im Internet

Mit Milliardenbeträgen rüsten sich die Geldhäuser für den Wettlauf um die besten Positionen im Internet.

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Von
  • Olaf Zapke
  • dpa

Das Bankgewerbe geht online. Mit Milliardenbeträgen rüsten sich die Geldhäuser für den Wettlauf um die besten Positionen im Internet. Im Eiltempo geht die Finanzwelt Kooperationen mit Partnern aus Telekommunikation und Informationstechnologien ein. Alle wollen die Nase vorn haben, ehe es auf der Datenbahn eng wird.

Auf dem Wege in die virtuelle Zukunft buhlen die wichtigsten Akteure des Kreditgewerbes händeringend um Beifahrer. Und von diesen kann es offensichtlich nicht genug geben: AOL, SAP, Mannesmann, Nokia, Yahoo, Lycos, RTL und andere hat der Branchenführer Deutsche Bank bereits an Bord genommen.

Die Commerzbank hatte vor wenigen Tagen unter anderem mit T- Online vorgelegt; weitere Partner sollen folgen. Die Dresdner Bank sieht sich schon heute in punkto Online-Service für Firmenkunden und Kapitalmärkte in der Pole-Position. Auch die Münchener HypoVereinsbank sucht neue Horizonte im Netz: Vor allem bei Immobiliengeschäften über das Internet will die zweitgrößte deutsche Privatbank schon bald kräftig Terrain gewinnen.

Die "Revolution" Internet wird das Kreditgewerbe gründlich umkrempeln. Da ist sich der Deutsche-Bank-Chef Rolf Breuer sicher. "Diese Entwicklung ist zwangsläufig. Wir können gar nicht anders, selbst wenn wir wollten", sagt er. Die Angst, den Anschluss an die virtuelle Welt zu verpassen, sitzt tief. Zu groß sei außerdem der Konkurrenzdruck auf diesem Gebiet, zu rasant der technische Fortschritt, erläutert er.

Zu verlockend sind aber auch die Perspektiven, aus der vermeintlichen Goldmine Internet Profit zu schlagen. Nach Berechnungen der Deutschen Bank dürfte der Umsatz mit E-Commerce alleine in Deutschland in den kommenden fünf Jahren auf fast 400 Milliarden Euro hochschnellen. 1999 seien es erst 1,6 Milliarden Euro gewesen. Die WestLB hält nach Branchenstudien in Europa sogar einen Umsatz von mehr als 1,5 Billionen Euro im Jahre 2004 für möglich.

Die Aktien zahlreicher Internet-Firmen in den USA seien deshalb zuletzt "wie eine Rakete in unglaubliche Höhen" geschossen, sagt Breuer zur Börseneuphorie um die sogenannten dot.com-Companys. Der Umsatz und vor allem die noch üblichen horrenden Verluste spielten kaum eine Rolle. Alleine der US-Internet-Riese Yahoo habe -- trotz vernachlässigbar kleiner Gewinne -- inzwischen einen Börsenwert von 113 Milliarden Euro. Für diesen Preis könne man Bayer, Veba, VW, ThyssenKrupp, Preussag und Lufthansa im Paket kaufen.

"Wir werden die Deutsche Bank in die Welt des Internet transferieren", sagt Breuer. Dies solle helfen, auch den Wert des weltgrößten Geldhauses mit seinen Milliardengewinnen zu steigern. Nicht zuletzt die rasant aufkommende Konkurrenz neuer Internet-Finanzhäuser zwingt die großen Kreditinstitute zu schnellem Handeln.

Beschäftigte und König Kunde sollen dabei nicht auf der Strecke bleiben. "Das Internet ist ein Zusatzangebot zu unseren Filialen", sagt Breuer. Harte Einschnitte im kostspieligen Filialgeschäft werde es nicht geben. Auch die Kunden sollen keine Abstriche zum Beispiel bei der Finanzberatung machen müssen: "Ein Handschlag ist nach wie vor mehr Wert als tausend Klicks", sagt Breuer. Dies habe die Kundschaft seines Hauses in einer Umfrage auch deutlich zum Ausdruck gebracht. Ob sich die Milliarden-Träume der Internetstrategen überhaupt jemals realisieren werden oder letztlich als Größenwahn entpuppen, sei auch noch offen, räumt die Führung der Deutschen Bank ein. Schließlich kann auch im Netz der Netze jeder Euro nur einmal ausgegeben werden. (Olaf Zapke, dpa) (jk)