Whistleblower-Preis für Wikileaks-Informantin Chelsea Manning

Die im Militärgefängnis von Leavenworth einsitzende Obergefreite wird mit dem Sam Adams Award ausgezeichnet, weil sie das Video eines Hubschrauberangriffes an die Öffentlichkeit brachte, das später unter dem Namen "Collateral Murder" Geschichte machte.

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Von
  • Detlef Borchers

Nach Edward Snowden und Julian Assange wird Chelsea (vormals Bradley) Manning Preisträgerin des Sam Adams Award. Die im Militärgefängnis von Leavenworth einsitzende Obergefreite wird nach Darstellung der Jury dafür ausgezeichnet, dass sie das Video eines Hubschrauberangriffes an die Öffentlichkeit weiterleitete, das später unter dem Namen "Collateral Murder" Geschichte machte. Damit habe Manning geholfen, ein dringend benötigtes Licht auf die wahren Kosten des Irak-Krieges zu werfen, heißt es in der Begründung der Jury. Der Preis soll in Abwesenheit von Chelsea Manning am 19. Februar in den Räumen der Oxford Union Society verliehen werden.

Manning vor ihrem Bekenntnis im August 2013, künftig als Frau weiterleben zu wollen.

(Bild: Private Manning Support Network )

Traditionell werden mit dem "Sam Adams Award for Integrity in Intelligence" Whistleblower ausgezeichnet, die das Schweigen über vertuschte Kriegsschäden oder Militäraktionen brechen. Der nicht dotierte Ehrenpreis geht auf den CIA-Analysten Sam Adams zurück, der 1967 entdeckte, dass das US-amerikanische Militärkommando unter General William Westmoreland die Truppenstärke des Vietcong und der Nordvietnamesischen Volksarmee systematisch untertrieb.

Gegenüber den offiziellen Zahlen, die von 230.000 Untergrundkämpfern des Vietcong sprachen, kam Adams auf über 500.000 bewaffnete Vietcong. Erst nach den schweren Kämpfen der Tet-Offensive im Jahre 1968 übernahm das Militär die korrekten Zahlen der CIA. Adams selbst schaffte Dokumente beiseite, die 1975 bei der offiziellen Untersuchung des Geheimdienstausschusses den Beweis erbrachten, dass die amerikanische Öffentlichkeit bis 1968 bewusst über das Ausmaß des Engagements in Vietnam getäuscht worden war.

Ein ähnliches Verdienst kommt der 25-jährigen Chelsea Manning zu, die Dokumente und Videoaufnahmen an Wikileaks weiterleitete. Auf diese Weise konnten ebenfalls offizielle Militärangaben widerlegt werden. Während das US-amerikanische Militärkommando die Zahl von 40.000 getöteten Zivilisten im Irak veröffentlichte, konnten Wikileaks und das Projekt für investigativen Journalismus beim Iraq Body Count die Zahl von 109.000 Toten, darunter 60.000 Zivilisten nachweisen. Für die Veröffentlichung dieser Zahlen erhielt Wikileaks-Gründer Julian Assange im Jahre 2010 den Sam Adams Award. Im vergangenen Jahr wurde Edward Snowden ausgezeichnet, der seine Erkenntnisse über die Arbeit der NSA an die Medien weitergab. (anw)