Whistler: Microsoft pfeift im Wald

Nachdem der NT-Nachfolger Windows 2000 nunmehr flügge ist, ordnet Microsoft mal wieder seine Betriebssystemstrategie.

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Von
  • Peter Siering

Nachdem der NT-Nachfolger Windows 2000 nunmehr flügge ist, ordnet Microsoft mal wieder seine Betriebssystemstrategie. Nicht nur Redmond liebt die Code-Namen zukünftiger Windows-Versionen, sondern auch die Fachpresse nimmt sie dankbar auf, um damit die Gerüchteküche zu beliefern. Richtig in Fahrt ist dieser Zirkus schon vor etlichen Jahren gekommen, als Microsoft an Chicago und Cairo zu arbeiten begann. Aus Chicago wurde Windows 95, und mit dem Erfüllen der mit Cairo verbundenen Betriebssystemmetavision hat Microsoft noch etliche Jahre zu tun, auch wenn man davon heute nicht mehr viel hört.

Jetzt rückt wieder einmal die vermeintliche Verschmelzung des DOS-basierten Windows 9x auf der einen und NT respektive Windows 2000 auf der anderen Seite in den Mittelpunkt des Interesses. Sie wurde schon vor langer Zeit von Microsoft angekündigt, aber vor rund einem Jahr erneut verschoben. Vor einigen Monaten hatte Microsoft verlauten lassen, dass man an zwei Nachfolgern für Windows 9x arbeite: Millennium sollte noch im Jahr 2000 Windows 98 Zweite Ausgabe ablösen, aber auf dessen angegraute Technik setzen. Neptune sollte 2001 schließlich die technische Revolution einläuten und eine Windows-Version für den Endanwender auf der technischen Basis von NT darstellen.

Mit der Fertigstellung von Windows 2000 kam ein weiterer Code-Name ins Spiel. Unter Odyssey verstand man bei Microsoft dessen weitere Entwicklung. Jetzt wird allerorten ein Bericht kolportiert, den Paul Thurrot auf seiner WinInfo-Website am 21. Januar veröffentlicht hat: Microsoft soll demnach Odyssey und Neptune in einer Anstrengung namens Whistler bündeln. Dahinter steckt eigentlich nichts Neues: Wer die Entwicklung von Windows 2000 als Beta-Tester begleitet hat, erfuhr schon Mitte Dezember davon. In einer Dankes-Mail schrieb Iain McDonald, einer der zahlreichen Projekt Manager für Windows 2000 bei Microsoft, dass man sich um die kombinierte Release von Neptune und Odyssey kümmern werde.

Die Krux an den mit Code-Namen belegten Projekten ist, das sich im Lauf der Entwicklung die Ziele massiv verschieben. War ursprünglich für Millennium geplant, Windows mit einer neuartigen Bedienoberfläche zu versehen, rückte dieses Ziel zunächst mit Neptune und jetzt mit Whistler in die Ferne. Mit zunehmender Projektreife manifestieren sich dann auch Details: Für den Nachfolger von Windows 98 Zweite Ausgabe, eben Millennium, kristallisiert sich nunmehr heraus, dass es sich um kaum mehr als ein Windows 98 Dritte Ausgabe handeln wird. Windows 2000 dagegen wird letztlich zeigen, ob die Endanwender auf Microsoft warten oder lieber schon heute auf NT-Technik umsteigen. (ps)