White Noise und Waschmaschine: Streamingdienste bezahlen nur noch echte Künstler

Deezer hat sich mit Universal Music auf ein neues Bezahlmodell geeinigt. Auch Spotify macht Schluss mit Werbung vor White Noise.

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Im gut sortierten Plattenladen gibt es vielleicht auch White-Noise-Aufnahmen.

(Bild: Derick Hudson/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Professionelle Musiker sollen über Streamingdienste mehr Geld verdienen können. Dafür werden Anbieter von White-Noise-Aufnahmen und ähnlichen Geräuschen vom Geldverdienen auf den Plattformen ausgeschlossen. Universal Music hat mit Deezer ein neues Bezahlmodell entwickelt. Auch Spotify hat angekündigt, ab 1. Oktober Podcasts, die aus Geräuschen bestehen, eine Möglichkeit, mit Werbung Geld zu verdienen, zu nehmen.

Laut einem Artikel der Financial Times gehen Deezer und Universal Music davon aus, dass die Einnahmen für professionelle Künstler um zehn Prozent steigen werden. Als professioneller Künstler gilt, wer mehr als 1000 Abrufe im Monat generiert. Sie bekommen nach der neuen Berechnung eine doppelte Gewichtung bei der Verteilung des Geldes im Vergleich zu Künstlern, die nicht auf diese Anzahl kommen. Sucht ein Hörer gezielt nach einem Lied, wird die Gewichtung erneut verdoppelt. Konkret heißt das, wenn jemand einen Song von beispielsweise Taylor Swift sucht und auch hört, zählt dieser also als vier Streams.

Für Amateure, Bots und Ersteller von Geräusch-Aufnahmen fließt also kaum noch Geld. Während es logisch erscheint, dass die Aufzeichnung einer Waschmaschine oder eines Föhns wenig Leistung bedarf und entsprechend wenig entlohnt werden muss, könnte die neue Berechnung sehr kleine Musiker freilich unangenehm treffen. Dabei ist Deezer schon lange daran interessiert, die Verdienste im Musikstreaming fairer zu verteilen.

Bisher läuft es so, dass alle Einnahmen in einen großen Topf wandern und die Rechteinhaber, also gegebenenfalls die Künstler, oder auch erstmal die Verlage wie Universal Music, bekommen ihren prozentualen Anteil aus dem großen Topf. Das bedeutet, Abonnenten, die nie Taylor Swift hören, zahlen quasi trotzdem für sie. Diesem Pro-Rata-Modell steht das User-Centric-Modell gegenüber, bei dem ein Hörer nur für jene Künstler zahlt, die er auch selbst abgerufen hat. Freilich ist diese Berechnung etwas umständlicher. Es wird nach der Anzahl von Hörern gegangen, statt einzelne Streams zu werten. Umgesetzt wurde es bisher nicht.

Die aktuelle Änderung soll nun dafür sorgen, dass 30 Sekunden Lied nicht ebenso viel Geld einbringen können wie eine 30 Sekunden Aufnahme einer Waschmaschine. Deezer hat auch erklärt, dass die Ausnahmeregelung für KI-generierte Lieder gilt – auch diese fallen also aus der Monetarisierung raus. Wie die Financial Times zitiert, spricht Universal Music auch mit Spotify, Tidal und SoundCloud über eine Anpassung.

Erst kürzlich hatte Spotify beklagt, zu viele Podcaster würden Weißes Rauschen hochladen, und damit sogar von den Werbeeinnahmen aus dem Ambassador-Ads-Programm profitieren – das auf Impressions basiert. Das wird ab 1. Oktober nicht mehr möglich sein, berichtet The Verge. Allerdings können solche Podcaster, die sich auf beruhigende Geräusche spezialisiert haben, weiterhin Geld verdienen, indem sie sich etwa direkt von Abonnenten bezahlen lassen oder automatisierte Anzeigen von Drittanbietern einbinden.

(emw)