Widerstand gegen Mobilfunksender wächst

Anwohner sammeln Unterschriften, Politiker fordern mehr Bürgerbeteiligung. Für den Ausbau des UMTS-Netzes werden sich die Betreiber etwas einfallen lassen müssen.

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Von
  • dpa

In vielen Städten und Gemeinden nimmt der Widerstand gegen den Bau von neuen Mobilfunksendern zu. Ein Beispiel ist der Protest in Welgesheim und Zotzenheim im rheinland-pfälzischen Kreis Mainz-Bingen: Rund 90 Prozent der knapp 1300 Einwohner unterschrieben dort gegen die Errichtung von Mobilfunkantennen. Geprüft werden jetzt alternative Standorte außerhalb der beiden Ortschaften – zwei Anwohner müssen deshalb wohl auf die schon fest eingeplanten Mieteinnahmen von jährlich rund 6000 Mark verzichten.

"Viele Gemeinden liegen im Clinch mit den Mobilfunkbetreibern. Das ist ein ganz heißes Thema", sagt der Strahlenschutzexperte Friedrich Eberbach aus dem Mainzer Umweltministerium. Initiativen werden gebildet und Unterschriften gesammelt, damit die vielerorts ungeliebten Antennen nicht vor der eigenen Haustür errichtet werden. Die Zahl der Antennen allein in Rheinland-Pfalz schätzt Eberbach auf rund 4000, und mit dem Aufbau des neuen UMTS-Netzes stehe eine neue Ausbauphase bevor.

Angesichts der Protestwelle fordern die Grünen im Landtag mehr Mitsprache für die Bevölkerung. "Es geht nicht an, dass gerade in Wohngebieten Mobilfunkanlagen ohne Bürgerbeteiligung installiert werden", klagt der umweltpolitische Fraktionssprecher Bernhard Braun. "Oftmals ist gar nicht bekannt, wo solche Anlagen stehen." Die Landesregierung müsse zumindest eine Statistik über die Zahl der Antennen in Rheinland-Pfalz vorlegen. Den Überblick zu behalten, fällt aber schwer, weil für die Errichtung von bis zu zehn Meter hohen Masten nicht einmal eine Baugenehmigung erforderlich ist.

Noch vor dem Bau der UMTS-Sender will der Mobilfunknetzbetreiber D2/Vodafone seinen Antennenbestand in Rheinland-Pfalz um rund 200 auf mehr als 600 ausbauen, sagt D2-Sprecher Matthias Andreesen. "Es ist leider so, dass die Ängste und Sorgen bei den Menschen Bevölkerung zunehmen." Sie ergeben sich aber aus einem Trugschluss, wie Andreesen sagt. "Die Annahme: 'Je mehr Sender, desto mehr Elektrosmog' stimmt so nicht." Denn neue Antennen verringerten die Entfernungen zu den Handys und damit auch die Funkleistung.

Doch in vielen Gemeinden zählt diese Erklärung nicht. Neben Ängsten wegen der vermuteten Schädlichkeit der Funkwellen spielt bei den Protesten, besonders in kleinen Gemeinden, auch die Optik eine Rolle. Die Antennen werden zwar bereits auch in Ampeln und Litfass-Säulen versteckt, doch überwiegend stehen sie auf Dächern und selbst auf Kirchtürmen. (dpa)/ (cp)