"Wie nichts, was wir kennen": Extrem langsam rotierender Neutronenstern entdeckt

Die schnellsten Neutronensterne rotieren pro Sekunde Hunderte Male um sich selbst. Nun wurde einer entdeckt, der für eine Umdrehung über eine Minute benötigt.

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(Bild: The University of Manchester)

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Ein Forschungsteam in England hat einen "seltsamen" Neutronenstern entdeckt, der für eine Umdrehung um die eigene Achse 76 Sekunden benötigt. Das ist extrem langsam und unter anderem dreimal so viel wie beim bisherigen Rekordhalter. Eigentlich brauchen die Himmelskörper dafür nur Sekundenbruchteile, die schnellsten nur wenige Millisekunden. PSR J0901−4046 dagegen verhält sich ganz anders und könnte einer bislang nur theoretisch beschriebenen Klasse von Neutronensternen angehören – den "ultra-langperiodischen Neutronensternen". Außerdem gebe es Hinweise darauf, dass solche Objekte überhaupt nicht so selten sind, wie es den Anschein haben könnte – das hätte Auswirkungen auf die Theorien zur Entstehung und dem Alter von Neutronensternen allgemein.

Neutronensterne sind extrem dichte Überreste von Sternen, die nach einer Supernova übrig bleiben. Sie können wie ein kosmischer Leuchtturm extrem starke Radiowellen in eng begrenzte Richtungen aussenden, erklärt das Team um Manisha Caleb von der Universität Manchester. Aktuell kennen wir demnach etwa 3000 in unserer Galaxie, dem jetzt entdeckten gleiche keiner davon. Die Signale zeigten Eigenschaften von sogenannten Pulsaren, Magnetaren und sogar den mysteriösen Fast Radio Bursts (FRB) – extrem kurze, aber äußerst heftige Strahlungsausbrüche unbekannter Herkunft. Die Charakteristik der gemessenen Radiowellen deute zudem darauf hin, dass es ein besonders großer Zufall ist, dass sie direkt die Erde kreuzen. Es könnte also viel mehr davon geben, die wir nicht entdecken können.

"Die Radiostrahlung des Neutronensterns ist anders als alles, was wir je zuvor gesehen haben", ordnet der an der Studie beteiligte Astronom Ben Stappers die Entdeckung ein. Weil er sich so langsam drehe, könne man sie jeweils 300 Millisekunden lang sehen, viel länger als bei anderen Neutronensternen. Außerdem pulsierten die Signale gleich auf sieben verschiedene Art und Weisen, mehrere davon stark periodisch. Das könnte auf seismische Vibrationen innerhalb des Sterns zurückgehen. Eventuell könnte man daraus sogar wichtige Einsichten in die Ursachen dieser Impulse ziehen, meint das Team. Ihre Arbeit haben sie im Fachmagazin Nature Astronomy veröffentlicht.

(mho)