Wikileaks: Crowdsourcing in neuen US-Depeschen

Die Whistleblower-Plattform macht zur Abwechslung mal wieder mit Leaks von sich reden. Bei der Aufarbeitung der rund 35.000 nicht besonders brisanten neuen US-Depeschen ist diesmal die Community gefragt.

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Von
  • Detlef Borchers

Auf der Whistleblower-Plattform Wikileaks wurden im Laufe des heutigen Mittwoch weitere rund 35.000 Depeschen von US-Botschaften veröffentlicht. Mit dieser Veröffentlichung sind über 51.122 der insgesamt 251.287 an Wikileaks übergebenen Berichte aus den verschiedenen US-Botschaften veröffentlicht worden. Soweit bisher zu übeblicken ist, tragen die nun veröffentlichten US-Depeschen den niedrigsten Geheimhaltungsstatus "Unclassified".

Erstmals sind nicht die sonst von Wikileaks bevorzugten Medienpartner, sondern die Internetnutzer zur Mitarbeit bei der Sichtung des Materials gefragt. Wer in den zahlreichen Depeschen interessantes Informationen findet, soll dies mit dem Hashtag #wlfind twittern. Fünf besonders brisante Informationen sollen sich nach Angaben der Plattformbetreiber in dem Material befinden. Die Aktion gilt als Antwort auf die Kritik von Daniel Domscheit-Berg an der Veröffentlichungspraxis von Wikileaks. Der ehemalige Assange-Gefährte und derzeitige Kopf von OpenLeaks hatte Wikileaks mangelnde Verantwortlichkeit beim Veröffentlichen der Depeschen vorgeworfen.

Unter den Depeschen befinden sich auch rund 450 Berichte der Berliner Botschaft, überwiegend "Presseschauen", die zusammenfassen, was die deutsche Medien selbst berichten. Im globalpolitischen Kontext dürfte der wichtigste Bericht eine Einschätzung der BRD-Position zu Afghanistan sein. Berichtet wird von dem Versuch von Kanzlerin Merkel, vor der Bundestagssitzung am 3. Dezember 2009 zur Afghanistanpolitik jeden Eindruck zu unterlassen, als sei die Aufstockung des Truppenkontingents bereits beschlossene Sache.

Bezogen auf die aktuellen Ereignisse sind rund 300 Berichte zu Libyen besonders interessant. In einem vertraulichen Bericht der US-Botschaft in Tripolis vom Februar 2010 geht es um den Versuch des damaligen Justizministers Mustafa Abd al Dschalil, sein Amt niederzulegen. Nach Meinung der US-Diplomaten wurde dieser von Saif al Gaddafi, dem politisch wichtigsten Sohn des Machthabers Muammar al Gaddafi, zurückgepfiffen und fügte sich. Aktuell ist Abd al Dschalil Vorsitzender des nationalen Übergangsrates. (vbr)