Winamp: Quellcode nicht mehr online

Mit der Öffnung der Quelltexte wollten die Inhaber dem Winamp-Player neues Leben einhauchen. Nun haben sie die Quellen wieder gelöscht.

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Ein Laptop mit Quellcode, Verstärker und Musikinstrumente verteilt, Llamas gucken, Gewitter zieht auf

(Bild: Bild erstellt mit KI in Bing Designer durch heise online / dmk)

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Ende September war es so weit, die Inhaber der Marke und der Software Winamp hatten wie angekündigt die Quellen offen in einem Github-Repository bereitgestellt. Inzwischen gibt es das Repository nicht mehr. Es wurde ohne weitere Informationen gelöscht.

Die Skepsis war zum Zeitpunkt der Winamp-Quellenöffnung bereits groß. Eine proprietäre, restriktive Lizenz kam mit den Quellen, die für weitreichende Entrüstung und dem Abwinken von potenziell interessierten Entwicklern führte.

Die bei einigen vorhandenen Hoffnungen zerschlugen sich schnell, dass Winamp die Quellen unter einer freizügigen Lizenz wie GPL oder gar als Public Domain freigeben würde. Das Unternehmen setzte auf eine eigene, proprietäre Lizenz, die es "Winamp Collaborative License (WCL)" nennt. Die war jedoch zunächst deutlich zu restriktiv – sie erlaubte etwa das Forken des Projektes nicht, was jedoch Voraussetzung für eine Weiterentwicklung ist. Das Unternehmen hatte daher die Lizenz rasch auf Version 1.0.1 gehoben und den Satz gestrichen: "No Forking: You may not create, maintain, or distribute a forked version of the software".

Dennoch erweckte die Lizenz eher den Eindruck, dass Winamp kostenlose Entwickler sucht, die dem Unternehmen einfach ihre Arbeitskraft schenken. Dazu waren offenbar kaum Programmierer bereit.

Der Aufruf des Github-Repositorys liefert derzeit nur noch eine HTTP-404-Fehlerseite zurück, es ist nicht mehr vorhanden. Im Internet-Archive findet sich eine letzte Kopie mit dem Stand vom 9. Oktober 2024. Bis dahin hat es das Projekt auf rund 2700 Forks gebracht. Zudem lagen 36 Pull-Request vor – die zum Großteil allerdings Korrekturen an der restriktiven Lizenz einbringen wollten.

Es gibt einige Hinweise, dass die Quellen Code enthielten, an denen Winamp gar keine exklusiven Rechte besitzt, um sie mit eigener Lizenz zu verteilen. Dazu gehören offenbar die Intel-IPP-Bestandteile, aber auch proprietärer, nicht quelloffener Code von Dolby soll sich in dem Repository gefunden haben.

Die Firma Winamp hüllt sich derweil in Schweigen. Informationen über die Gründe der Löschung der Quellen nennt sie nicht. Auf eine Anfrage von heise online hat Winamp zudem bislang nicht reagiert.

Mitte Mai dieses Jahres hatte Winamp angekündigt, die Quelltexte für die gleichnamige, früher populäre Software freizugeben. Damit konnte das Unternehmen etwas Aufmerksamkeit erregen, aber der kurze Exkurs ohne echte Weiterentwicklung der Software ist eher nicht geeignet, dem 27 Jahre alten Projekt nachhaltig neues Leben einzuhauchen.

(dmk)