Windows Media Player 7 mit CD-Brenner und Sicherheitsproblemen

Microsoft hat jetzt die Final-Version (Build 7.00.00.1954) des Windows Media-Players 7 zum Download bereit gestellt. Die 9,3 MByte große Software kann Audio-CDs brennen und erlaubt die Übertragung von IDs über das Internet.

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Von
  • Axel Vahldiek

Microsoft hat jetzt die Final-Version (Build 7.00.00.1954) des Windows Media Players 7 zum Download bereit gestellt; auch die deutschsprachige Version ist bereits verfügbar. Die 9,3 MByte große Software, die laut Microsoft nur unter Windows 98 und 2000 läuft und auch in Windows Millenium enthalten sein wird, vereint die Funktionen eines Audio- und Video-Players mit denen eines Audio-CD-Brenners. Darüber hinaus bietet der Media Player auch Internet-Radio an. Einige Voreinstellungen, die die Sicherheit betreffen, können allerdings bei Anwendern mit Sicherheitsbewusstsein neue Phobien gegenüber Microsoft auslösen.

Outfit

Der Media Player startet nach der Installation recht gemächlich und begrüßt den Anwender mit einer Oberfläche, die nur bedingt übersichtlich ist. So stehen dem User zwar verschiedene Buttons zur Verfügung, mit denen er schnell auf Audio-CDs, Internet-Radio sowie einige weitere Funktionen zugreifen kann; will er aber weiter gehende Funktionen erreichen, so ist ziemlich schnell Schluss mit intuitiver Bedienung. So findet man den Button zum Kopieren einer CD auf die Festplatte nicht in der Menüleiste, sondern als kleinen roten Knopf über den Song-Einträgen.

Recht nett anzuschauen hingegen sind die verschiedenen Oberflächen (Skins), die man dem Media Player verpassen kann, solange er in der reinen Play-Funktion aktiv ist, sowie verschiedene Visualisierungen, die die Musik auch optisch rüberbringen sollen. Während nur wenige Skins mitgeliefert werden, sind immerhin über 30 Visualizations verfügbar. Weitere können aus dem Internet runtergeladen werden.

Sound Machine

Der Audio-Player beherrscht zwar die gängigsten Formate MP3, MIDI und WAV, kommt aber beispielsweise mit VQF-Dateien noch nicht klar. Immerhin kann er aber endlich Playlisten abspeichern. Bei Audio-CDs verfügt er über Identifizierungsmöglichkeiten, sofern der PC an das Intenet angeschlossen ist. Dabei werden auch die Daten der CD übertragen.

Wird dies nicht gewünscht, kann man den Windows Media Player "offline" arbeiten lassen, allerdings stehen dann auch alle anderen Internet-gebundenen Funktionen wie beispielsweise Internet-Radio nicht zur Verfügung. Neu ist auch, dass Audio-CDs ausgelesen und auf Festplatte gespeichert werden können, allerdings nur in Microsofts eigenem Audio-Format Windows Media Audio (WMA).

Abgebrannt

Völlig neu und in den letzten Betas auch noch nicht enthalten ist die Funktion "copy to cd", hinter der sich ein kleines Brenn-Utility versteckt, mit dessen Hilfe aus verschiedenen Audio-Formaten Audio-CDs gebrannt werden können. Die Software selbst stammt von Adaptec.

Allerdings scheint das Brenn-Utility noch nicht so ganz ausgereift zu sein. So verweigerte bei ersten Tests das Programm mit einem "Unbekannten Fehler" das Brennen der Songs aus einer MP3-Playlist auf CD und war, obwohl der Media Player scheinbar problemlos weiterlief, erst nach einem Neustart des Rechners zu einem Brennvorgang zu überreden. Bei einem zweiten Versuch verarbeitete der Brenner anstandslos und ohne Fehlermeldungen eine leere Playlist, der Rohling wurde aber trotz des angeblich erfolgreich abgeschlossenen Schreibvorgangs nicht beschrieben.

Negativ fiel uns ebenfalls auf, dass während des Brenn-Vorgangs in dem Übersichtsfenster, in dem der Verlauf des Brennens angezeigt wird, ein Button namens "Upgrade now" erscheint, der zum Öffnen des Browsers führt: Der Anwender landet auf der Adaptec-Homepage. Wie sich Adaptec ein Upgrade der Software während des Brennprogramms vorstellt, ist uns nicht ganz klar. Es scheint Adaptec auch wenig zu interessieren, dass einige ältere Rechner auf das Öffnen weiterer Programme während des Brennens gerne mal mit einem "Buffer Underun" reagieren. Auch der Media Player funktioniert während des Brennvorgangs weiterhin und spielt fröhlich Musik ab.

Bunte Bilder

Der Videoplayer spielt wie gehabt AVI-, MPG- und ASF-Dateien ab und beherrscht ebenso wie der Audio-Player Playlisten. Während des Abspielens können Helligkeit, Contrast, Farbton und -sättigung geregelt werden.

Merkwürdig allerdings zeigt sich das Verhalten einiger Skins, bei denen die Bedienelemente um ein vielfaches größer dargestellt werden als das Video selbst. Da aber die Video-Darstellung auch im eigentlichen Media-Player-Fenster möglich ist, sollte dieses wohl kein allzu großes Problem darstellen.

Bibliothekar

Zusammengefasst werden sämtliche Dateien, die mit dem Media Player abgespielt wurden, in einer so genannten Media-Bibliothek. Dazu gehört auch eine Suchroutine, um alle Multimedia-Daten auf dem Rechner zu erfassen. Auf diese Informationen der Bibliothek kann über andere Anwendungen auf dem Computer und im Internet zugegriffen werden.

Immerhin erklärt Microsoft während der Installation der Software deutlich (sofern man nicht routinemäßig einfach immer auf "weiter" klickt), dass solche Daten übertragen werden. Die Möglichkeit besteht, diesen Zugriff zu deaktivieren, entsprechende Einstellungen finden sich in den "Optionen" des Media Players.

Mitgeschnitten

Der Media Player erfasst nach Aussage von Microsoft keine persönlichen Daten, allerdings werden bei "bestimmten Gelegenheiten" Informationen zur eindeutigen Identifizierung eines Computers" über das Internet übertragen. Um diesen Dienst bereitstellen zu können, muss der Windows Media Player direkt mit einem Medienserver kommunizieren. Die Verbindungen zu diesem Server werden überwacht und mitprotokolliert, denn "durch das Überwachen der Verbindung kann der Server Anpassungen vornehmen, um eine verbesserte Wiedergabequalität zu bieten".

Protokolliert werden laut Microsoft folgende Daten: "Verbindungszeit, IP-Adresse (Internet Protocol), Clientversion, Clientidentifizierung (ID), Datum, Protokoll usw". Was unter "usw." zu verstehen ist, ist bisher allerdings nicht bekannt. Die Client-ID wird aus einem global eindeutigen Bezeichner (Globally Unique Identifier, GUID) erstellt. Die ID wird durch die Installation des Windows Media Player über Standardfunktionen des Betriebssystems generiert und vom der Software zum Protokollieren gespeichert. Auch hier ist Microsoft aber mittlerweile so fair und verrät, wie die eindeutige Identifizierung des Rechners verhindert werden kann: "Klicken Sie im Menü Extras auf Optionen, und klicken Sie dann auf die Registerkarte Player. Deaktivieren Sie auf der Registerkarte Player das Kontrollkästchen Internetsites die eindeutige Bestimmung des Players ermöglichen.".

Microsoft hat allerdings aus dem ILOVEYOU-Wurm scheinbar noch nicht genug gelernt: Auch im Media Player sind wieder diverse Schalter, die den Zugriff per Internet auf den lokalen Rechner erlauben, eingeschaltet. Zwar gibt es Ausnahmen – so ist der Zugriff von fremden Websites auf die eigene Media-Bibliothek ausgeschaltet – aber Software auf dem eigenen Rechner darf standardmäßig zumindest lesend zugreifen. Es ist zwar schon mal nicht schlecht, dass Microsoft den Nutzern erklärt, wie ungewünschte Funktionen ausgeschaltet werden. Unter Sicherheitsaspekten wäre es aber besser, den Nutzern zu erklären, wie sie Funktionen bei Bedarf einschalten. (axv)