Windows NT verschluckt sich an großen Dateien

Ein Fehler im File-Caching von Windows NT stellt die Tauglichkeit des Betriebssystems für datenintensive Anwendungen in Frage, wie c't in Ausgabe 1/97 berichtet.

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Von
  • Peter Siering

Ein Fehler im File-Caching von Windows NT stellt die Tauglichkeit des Betriebssystems für datenintensive Anwendungen in Frage, wie c't in Ausgabe 1/97 berichtet. Alle Anwendungen, die mit dem Standard-Verfahren auf Dateien zugreifen, sind davon betroffen. Der Fehler äußert sich bei der Verarbeitung größerer Dateien in drastischen Performance-Einbußen; manchmal kommt es sogar zum Programmabbruch wegen angeblichen Speichermangels.

Windows NT verwendet einen Teil des Hauptspeichers als Cache für Dateien auf Massenspeichern, auf die Anwendungsprogramme zugreifen. Das Betriebssystem paßt die Cache-Größe selbsttätig an und gestattet dem Anwender keine Einwirkung. Oft belegt der Cache einen großen Anteil des vorhandenen physikalischen Speichers. In bestimmten Situationen, zum Beispiel beim sequentiellen Lesen einer großen Datei, wächst der Cache so extrem an, daß er nahezu den gesamten freien Speicher blockiert. Programme, die zur Verarbeitung einer solchen Datei ihrerseits Speicher anfordern, ziehen dann den Kürzeren: NT rückt den Speicher nicht wieder heraus, sondern versucht durch "Swappen" (Paging) Platz zu schaffen. Das aber kostet viel Zeit: schon mit einfachen Testprogrammen läßt sich eine um 30% verlängerte Laufzeit nachweisen. Ist die maximale Größe der Paging-Datei erreicht, erhält die Anwendung keinen Speicher mehr, was gewöhnlich zum Abbruch führt.

Programmierer können das Problem umschiffen, indem sie einen speziellen Schalter beim sequentiellen Zugriff auf große Dateien setzen. Es ist aber davon auszugehen, daß die meisten sich auf Microsofts falsche Dokumentation der Cache-Strategie verlassen haben, zumal Softwareentwickler gewöhnlich an gut bestückten Rechnern arbeiten und zum Testen kleinere Dateien bevorzugen. NTs schwacher Punkt tritt dann beim Anwender in Erscheinung - womöglich erst nach längerer Zeit, wenn das Datenvolumen auf eine kritische Größe angewachsen ist. (ps)