Windows Phone 8.1 ausprobiert

Windows Phone 8.1 bringt Microsofts Betriebssystem an vielen Stellen auf Augenhöhe mit iOS und Android. Wir haben einen ersten Blick auf die deutsche Version des Updates geworfen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 184 Kommentare lesen
Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Achim Barczok

Windows Phone 8.1: Kachel-Update für Windows-Smartphones

Für Smartphone-Benutzer war es das Highlight auf Microsofts Entwicklerkonferenz Build: Microsoft veröffentlicht in den nächsten Monaten das Mobilbetriebssystem Windows Phone 8.1. Zu den Neuerungen zählen ein kontextbezogener Sprachassistent, ein besser anpassbarer Startbildschirm und "Universal"-Apps, also Anwendungen, die sowohl auf dem Windows-8.1-Rechner als auch auf Smartphones funktionieren. Wir konnten uns bei Microsoft Deutschland das neue Windows Phone 8.1 auf verschiedenen Nokia-Smartphones schon einmal anschauen, das laut Nokia bereits die finale Version von Microsoft ist. Kleine Änderungen durch Nokia seien bis zum Release aber noch denkbar.

Den kontextbezogenen Assistenten "Cortana" wird es jedoch vorerst nur in den USA, UK und China geben, deutsche Nutzer bleiben zunächst außen vor. Voraussichtlich erst im nächsten Jahr könne man mit Cortana auch in Deutschland rechnen, sagte ein Microsoft-Sprecher gegenüber heise online. Auf den gezeigten Testgeräten war jedoch selbst die englische Version nicht verfügbar. Doch auch ohne den Sprachassistenten bietet Windows Phone 8.1 genügend interessante Neuerungen: Viele Lücken in der Feature-Liste gegenüber Android und iOS hat Microsoft gestopft.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier ein externes Video (Kaltura Inc.) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Kaltura Inc.) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Überfällig war beispielsweise eine Melde-Leiste, wie man sie von Android und iOS kennt. Wischt man mit dem Finger auf dem Display von oben nach unten, öffnet sich ein Fenster mit aktuellen Meldungen aus Apps, zum Beispiel eingegangene SMS oder Anrufe. In diesem "Info Center" ist eine anpassbare Schnellstartleiste integriert, über die man beispielsweise ruck-zuck in den Flugmodus wechselt oder WLAN abschaltet.

Am auffälligsten sind die Neuerungen auf dem Startbildschirm. Auf Smartphones mit kleineren Displays kann man jetzt zwei oder drei Kachelspalten einblenden, auf Phablets wie dem Lumia 1520 sind drei Spalten anscheinend fest vorgegeben. Legt man ein Hintergrundbild unter die Kacheln, zieht es sich durch alle Kacheln durch, die keine eigene Farbe definiert haben (siehe Video).

Über eine deaktivierbare Werbe-ID können Nutzer künftig app-übergreifend getrackt werden.

Apps können jetzt auf die SD-Karte ausgelagert werden, sofern das Gerät eine hat und der Entwickler dies erlaubt. Dazu legt Windows Phone eine verschlüsselte Partition auf der Karte an, die das Ursprungs-Smartphone auslesen kann. Anwendungen dürfen sich nun außerdem ins Backup-System von Windows Phone einklinken und darüber ihre Einstellungen absichern – wie das auch schon bei Android und iOS geht. Diverse Standard-Apps hat Microsoft überarbeitet und verbessert, zum Beispiel den Kalender, die Musikanwendung, den App-Shop und die Tastatur. Letztere hat jetzt eine Wischfunktion eingebaut, wie man sie auch auf vielen Android-Smartphones vorfindet: Statt zu tippen, wischt man die Buchstabenfolge.

Im App Shop bekommt man nun auch einen Verlauf der bisher installierten und gekauften Apps zu sehen und erhält detailliertere Infos. Entwickler können für Windows Phone 8.1 und Windows 8.1 "Universal Apps" in den Shop stellen, die dort entsprechend gekennzeichnet werden. Solche Universal Apps sind mit Windows Phone 8 und älter nicht kompatibel und werden auf älteren Geräten entsprechend ausgeblendet.

Viele Standard-Apps sind jetzt nicht mehr so eng mit dem Betriebssystem verknüpft. Sie verhalten sich wie Apps aus dem Shop, sodass Updates dafür auch unabhängig von Firmware-Aktualisierungen ausgeliefert werden. Microsoft deutete außerdem an, dass Nutzer in Zukunft einige der Standard-Apps austauschen können. Entwickler dürfen also beispielsweise Kalender-Ansichten entwickeln, die der Nutzer statt dem Microsoft-Kalender verwenden kann.

Eine weitere Neuerung ist bezüglich des Datenschutzes interessant: Unter Windows Phone 7 hatten Entwickler Zugriff auf die Geräte-ID, was datenschutztechnisch problematisch ist. Bei Windows Phone 8 fehlte eine solche ID komplett. Nun macht Microsoft einen Kompromiss und führt eine App-übergreifende Werbe-ID ein, wie man sie von iOS kennt. Jene können Entwickler abfragen, um einen Nutzer auch über die App hinaus für personenbezogene Werbung zu identifizieren. Diese Werbe-ID lässt sich manuell deaktivieren oder zurücksetzen.

Microsoft will seine unterschiedlichen Geräteklassen besser verknüpfen. Tablets und Smartphones, die mit dem selben Windows-Live-Konto verbunden sind, können beispielsweise die Kachelfarbe synchronisieren, der neue Internet Explorer 11 gleicht Tabs und Favoriten mit dem Desktop ab.

Die neuen Lumia-Smartphones 630, 635 und 930 kommen mit Windows Phone 8.1 im Mai beziehungsweise Juni auf den Markt, zeitnah will Nokia das Update aber auch an die bereits im Handel erhältlichen Lumia-Geräte ausliefern. Nokia versicherte, dass alle Geräte mit Windows Phone 8 auch das Update bekommen werden. Hersteller wie Samsung und HTC dürften ebenfalls nachziehen: In den USA hat der Mobilfunkprovider Sprint der News-Site Windows Phone Central bereits bestätigt, dass dort das Samsung Ativ S und das HTC 8XT das Update erhalten. (acb)