Wirtschaft und Gewerkschaften beklagen Fachkräftemangel

Arbeitgeberverbände und Gewerkschaften beklagen, dass viele Ingenieurs- und Facharbeiterstellen nicht besetzt werden können. Sie schlagen unter anderem eine stärkere Öffnung des Arbeitsmarkts für ausländische Arbeitskräfte vor.

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Von
  • Jürgen Kuri

Über die Hälfte der Betriebe im verarbeitenden Gewerbe habe Probleme, offene Stellen zu besetzen, meint der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) nach einem Bericht der Süddeutschen Zeitung. Der Fachkräftemangel verhindere zunehmend das Entstehen neuer Jobs in Deutschland. Der Mangel an Facharbeitern drohe nach Ansicht von Wirtschaftsverbänden, Betrieben und Gewerkschaften gar den Aufschwung zu bremsen. Bereits im April hatte der Bitkom den Fachkräftemangel für die IT-Branche beklagt: Es gebe nach wie vor 20.000 offene Stellen in der IT-Branche; 54 Prozent der IT-Unternehmen erklärten, dass der Fachkräftemangel ihre Geschäftstätigkeit beeinträchtige.

"Nach unseren Informationen wollen jetzt deutlich mehr Unternehmen als noch zu Jahresanfang neue Arbeitsplätze schaffen", sagte DIHK-Präsident Ludwig Georg Braun nun der Zeitung. "Allerdings macht der Mangel an qualifiziertem Personal immer mehr Betrieben einen Strich durch die Rechnung." Vom Fachkräftemangel besonders betroffen seien exportstarke Branchen wie der Maschinenbau oder Betriebe der Medizin- und Elektrotechnik; vor allem bei Ingenieuren seien Stellen fast nicht zu besetzen. Die Zahlen über den Fachkräftemangel seien allerdings nur schwer zu belegen, da die Anzahl der offenen Stellen alleine nicht aussagekräftig sei, schreibt die Süddeutsche. Jedoch sprächen auch Zahlen der Bundesagentur für Arbeit dafür, dass die Klagen der Wirtschaft ihre Berechtigung hätten: Danach ist die so genannte Vakanzzeit in der letzten Zeit gestiegen – sie gibt an, wie lange es dauert, bis offene Stellen besetzt werden können. Eine hohe Vakanzzeit spricht für einen Mangel an Fachkräften.

Eine Abhilfe nach Ansicht des DIHK: Der Arbeitsmarkt müsse stärker für ausländische Arbeitskräfte geöffnet werden. Und nicht nur die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) unterstützt diese Forderung, auch der der Gewerkschaftsdachverband DGB spricht sich dafür aus, die Zuwanderung zu erleichtern und diese gezielter zu steuern. In einer gemeinsamen Veranstaltung wollen BDA und DGB diese Forderung am heutigen Freitag der großen Koalition in Berlin nahe bringen.

Ausländische Fachkräfte sollen unter anderem schneller ein Aufenthaltsrecht bekommen können. Dazu sollen etwa die Einkommensgrenzen unter die 85.500 Euro pro Jahr gesenkt werden, die ein Ausländer derzeit verdienen muss, um in Deutschland bleiben zu dürfen. Und ausländische Uni-Absolventen sollen leichter ein Aufenthaltsrecht bekommen können. Auch der Bitkom hatte in seiner Prognose für das Jahr 2007 eine erleichterte Zuwanderung für ausländische Spezialisten gefordert: "In der gesteuerten und gezielten Zuwanderung von jungen, gut qualifizierten Spezialisten liegt heute – sieben Jahre nach der Green Card – ein unverzichtbarer Ansatz, das Fachkräfteproblem zu lindern", meinte Bitkom-Präsident Willi Berchtold bereits im April. (jk)