Wirtschaftlichkeit von UMTS in der Diskussion

Hintergrund: Die hohen Milliardenbeträge, die für die Lizenzen des schnellen Mobilfunks UMTS aufgebracht werden müssen, rentieren sich für die Unternehmen möglicherweise nicht.

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Die hohen Milliardenbeträge, die für die Lizenzen des neuen Mobilfunk-Standards UMTS aufgebracht werden müssen, zahlen sich für die Unternehmen möglicherweise nicht aus. Die Hamburger Unternehmensberatung Mummert+Partner sieht gegenwärtig keinen Massenmarkt für das neue Produkt. "Der Verbraucher hat gegenwärtig keinen Bedarf an einem UMTS-Handy, weil die geeigneten Dienstleistungen fehlen", heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens.

Bei der Versteigerung der deutschen Lizenzen, die in wenigen Wochen beginnt, rechnet die Regulierungsbehörde für Post und Telekommunikation mit Einnahmen von bis zu 110 Milliarden Mark. Mehr als 20 Milliarden Mark werden sich die Wettbewerber voraussichtlich eine Lizenz kosten lassen. Hinzu kommen fünf bis zehn Milliarden Mark für den Netzaufbau.

Prognosen, dass 2010 weltweit bis zu zwei Milliarden Kunden UMTS nutzen werden, sind nach Ansicht der Hamburger nicht haltbar. "Mittelfristig braucht der Privatverbraucher kein UMTS-Handy", behauptet Andreas Hoffmann von Mummert+Partner. WAP (Wireless Application Protocol) und der Zwischenstandard GPRS (General Packet Radio Service) könnten die Nachfrage nach Dienstleistungen wie Bankgeschäften, Börsenhandel oder Einkaufen für die nächsten zehn Jahre befriedigen.Auch würden teure UMTS-Handys und monatliche Grundgebühren von bis zu 50 Mark nach Ansicht von Mummert+Partner viele potenzielle Nutzer abschrecken. Bis mit UMTS ein Massenmarkt gewonnen sei, müssten die Telefonkonzerne einen langen Atem haben, denn für Funktionen wie mobile Navigationshilfen oder Internet-TV über Handy würden Nachfrage und Nutzungsfrequenz anfänglich sehr gering sein. Erst wenn die Telefonkonzerne in der Lage sind, ihren Kunden die vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten – von Medien- und Unterhaltungsinhalten bis zum E-Commerce-Portal – günstig anzubieten, werde sich UMTS auf breiter Front durchsetzen.

Die Skepsis der Hamburger ist in der Grundtendenz sicher berechtigt. Allerdings ist sie arg schrill formuliert: Denn dass sich ein Highspeed-Netz wie UMTS allein durch Telefonieren nicht refinanzieren lässt, wissen insbesondere die Entwickler der Technik, zu denen auch mancher UMTS-interessierte Telefonkonzern zählt. Schließlich hat man den schnellen Mobilfunkstandard gerade deshalb entwickelt, weil man eine Plattform für schnelle und neue Datendienste schaffen wollte. Gerade diesen sagen Marktauguren einen boomenden Markt in den nächsten Jahren voraus; die angenommenen Wachstumskurven gehen weitaus stärker nach oben als jene für den reinen Sprachdienst. Außer acht läßt Mummert+Partner jedenfalls, dass es bis zum offiziellen Betriebsstart der ersten UMTS-Netze noch Jahre braucht und für die Entwicklung der Dienste wohl Zeit genug bleibt.

Entsprechend bleiben Reaktionen der UMTS-interessierten Telefongesellschaften auf die Warnungen der Hamburger Firma aus. Obendrein schreibt die Financial Times Deutschland in ihrer Freitagsausgabe, dass die Telekom nicht nur in Deutschland, Frankreich und Österreich UMTS-Lizenzen erwerben will, sondern auch in der Schweiz, den Niederlanden, Schweden und Norwegen. In Großbritannien hat das Unternehmen über seine Tochtergesellschaft One-2-One bereits eine UMTS-Lizenz ersteigert. International gesehen sticht die Telekom mit ihren acht angestrebten UMTS-Netzen nicht einmal besonders heraus. France Telecom und der weltgrößte Mobilfunkkonzern Vodafone streben ebenfalls "pan-europäische" UMTS-Netze an. (dz)