Wissenschaft zum Anfassen - die "Zukunft denken"

Die Frage "wie Wissenschaft und Technik das menschliche Leben in der Zukunft gestalten helfen" soll ab morgen auf dem Global Dialogue "Science and Technology - Thinking the Future" diskutiert werden.

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Von
  • Wolfgang Stieler

Die Frage, "wie Wissenschaft und Technik das menschliche Leben in der Zukunft gestalten helfen", soll ab morgen auf dem Global Dialogue unter dem Titel Science and Technology - Thinking the Future im Rahmen der Expo 2000 in Hannover diskutiert werden. Unter der Schirmherrschaft von Edelgard Bulmahn, Bundesministerin für Bildung und Forschung, stellen sich international führende Experten der Diskussion mit dem Publikum über die Chancen – aber auch die Risiken – von Wissenschaft und Technik für die Zukunft.

Vier Leitthemen ziehen sich in parallelen Vorträgen, Podiumsdiskussionen und Workshops durch die drei Tage dauernde Veranstaltung: Vorausschau, Prognostik und Modellierung; Ressourcen für die Zukunft; Informations- und Kommunikationstechnologien; Wissenschaft und Gesellschaft. Unter dem Titel "Meeting the Future" zeigen Wissenschaftler im Foyer des Tagungszentrums Forschungsprojekte zum Anfassen.

Eine interdisziplinäre Forschergruppe am Zentrum für Graphische Datenverarbeitung (ZGDV) in Darmstadt und des Fraunhofer IGD in Rostock will beispielsweise den so genannten "Telebuddy" präsentieren, einen "physischen Avatar", der von Menschen auf ihren Wegen durch Städte, Landschaften, Messen oder Ausstellungen mitgenommen werden kann. Der Telebuddy ist ein Medium, durch dessen Augen fremde Personen sehen, durch dessen Ohren sie hören und mit dessen Stimme sie sprechen können. Transportiert wie ein Rucksack, schaut die Figur seiner Trägerin über die Schulter und kommuniziert mit ihr oder mit Passanten. Vom 11. bis 13. Juli werden die Avatare auch in verschiedenen deutschen Forschungsinstituten unterwegs sein und Besuchern der Telebuddy-Homepage mittels Live-Übertragungen einen Besuch einzelner Ausstellungen oder Labore ermöglichen. Gleichzeitig können Interessierte via Internet durch die Sinne des Avatars in die Welt der Expo in Hannover eintauchen. Zu welchen Exponaten auf der Expo-Ausstellung der Telebuddy sich begeben soll, was er erfragen soll, darüber stimmen sich die Internet-Teilnehmer im Chatroom ab.

Der Informationsdienst Wissenschaft (idw), ein Verbund von Universitätspressestellen, der normalerweise Journalisten beliefert, stellt seinen "Experten-Makler-Dienst" für drei Tage für der Öffentlichkeit zur Verfügung. Bürger können Wissenschaftlern ihre Fragen stellen: Wie schnell dehnt sich das Universum aus? Auf welchem Wege könnte die Entschlüsselung des menschlichen Erbguts in einigen Jahren wirksamere Medikamente ermöglichen? Warum ist Gähnen ansteckend? Vom 11. bis 13. Juli können von der Homepage des idw aus Fragen eingegeben werden. Der idw leitet sie an sein bundesweites Expertennetz weiter; die Antworten kommen dann sowohl per E-Mail als auch auf eine spezielle Seite der idw-Homepage.

Das Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung schaltet per Videokonferenz zur Neumayer-Station in der Antarktis. Eine Standleitung hoher Bandbreite ermöglicht einem breiten Publikum, die Forschung zu verfolgen. Vom 11. bis zum 13. Juli 2000 können alle Expo-Besucher am AWI-Stand auf dem Global Dialogue Event der Deutschen Wissenschaft mit den Antarktisforschern in der Neumayer-Station sprechen. Schon seit Februar 1999 ist die Neumayer-Station in der Antarktis über eine Satellitenverbindung der Telekomtochter DeTeSat und den Intelsat-Satelliten IS 705 mit dem "Mutterhaus" in Bremerhaven verbunden, um die Ergebnisse der wissenschaftlichen Arbeit zu übertragen. Von Juli bis Dezember wird diese weltumspannende Datenbrücke um das sechsfache auf 384 Kilobit pro Sekunde ausgebaut. Die erhöhte Bandbreite der Satellitenfunkstrecke stellen DeTeSat und Intelsat kostenlos zur Verfügung. Das Projekt wird aus dem Expo-Veranstaltungsprogramm des Senators für Wirtschaft und Häfen des Bundeslandes Bremen gefördert und vom Deutschen Schiffahrtsmuseum Bremerhaven und dem Offenen Kanal Bremen/Bremerhaven unterstützt.

Wichtigstes Anliegen für das Alfred-Wegener-Institut ist, dass Besucher sich mit den Wissenschaftlern direkt über die Arbeit in der Antarktis unterhalten können. "Sprechen Sie persönlich mit unseren Forschern in der Antarktis!" lautet das Motto. "Befragen Sie die neun Mitglieder des Überwinterungsteams über ihre Arbeit und den Alltag an der Station und erleben Sie den riesigen, noch immer weitgehend unerforschten Kontinent aus einer ganz neuen Perspektive!" Außerdem beteiligt das AWI sich am 12. Juli am "Talk around the World" im Rahmen des Global Dialogue Event mit einer Nord-Süd-Videokonferenz zu seinen Polarstationen, der Neumayer-Station in der Antarktis und der Koldewey-Station auf Spitzbergen.

Das dreitägige Wissenschaftsforum schließt mit einer Podiumsdiskussion: Moderiert von Sabine Christiansen werden Margarita de Botero, José L. Encarnação, Eckard Minx und Katarzyna Stoklosa mit den Gästen die Visionen der Zukunft erörtern. Diskutieren werden die Teilnehmer dieser "Platform for the Future" grundsätzliche Fragen zum Umgang der Menschen untereinander, mit den natürlichen Ressourcen und der Umwelt. (wst)