Worldcom beugt sich den Kartellwächtern

Um die Fusion mit Sprint nicht zu gefährden, wird sich MCI Worldcom vermutlich von Sprints Festnetz- und Internet-Geschäft trennen.

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Von
  • Christian Rabanus

Um die Fusion mit dem drittgrößten amerikanischen Festnetzanbieter Sprint nicht zu gefährden, ist MCI Worldcom, der zweitgrößte Festnetzanbieter der USA, dem Vernehmen nach zu weitgehenden Zugeständnissen bereit. Schon Mitte Mai zeichnete sich ab, dass die Übernahme von Sprint, die 115 Milliarden US-Dollar kosten soll, den Unmut der Kartellwächter auf sich ziehen würde.

Wie die Financial Times heute berichtet, will Worldcom das drohende Verbot der Fusion durch den EU-Wettbewerbskommissar Mario Monti und den Leiter der Kartellabteilung des US-amerikanischen Justizministeriums, Joel Klein, durch einen Verkauf des Internet- und eine Großteil des Festnetz-Geschäfts von Sprint abzuwenden. Diese beiden Bereiche werden mit 40 bis 45 Milliarden US-Dollar bewertet. Einzig den Mobilfunkbereich Sprint PCS, freilich mit einem Wert von 60 Milliarden US-Dollar die wichtigste Sparte, will MCI Worldcom nicht abgeben. Und letztlich war es vor allem der Mobilfunkbereich, der Sprint für Worldcom attraktiv gemacht hatte.

Beobachter erwarten, dass sich europäische Telefongesellschaften, allen voran die Deutsche Telekom und France Telecom, die beide bislang noch nicht im Telekommunikationsmarkt der USA Fuß gefasst haben, für das Festnetz-Geschäft von Sprint interessieren werden. Die Deutsche Telekom hatte schon im letzten Jahr versucht, Sprint zu übernehmen; damals machte aber Worldcom das bessere Angebot. Ein Joint-Venture von Sprint, France Telecom und der Deutschen Telekom mit dem Namen Global One hatte sich Anfang des Jahres aufgelöst: Die France Telecom übernahm alle Anteile.

Von Worldcom liegt bislang keine Bestätigung über das Einlenken vor. Es ist aber unwahrscheinlich, dass es der Konzern auf eine offene Auseinandersetzung mit den Kartellbehörden in den USA und Europa, die sich im übrigen untereinander abgestimmt haben, ankommen lassen wird. Es hat den Anschein, dass der Microsoft-Prozess zumindest insofern schon Wirkung zeigt, als die Autorität der Kartellbehörden gewachsen ist. (chr)