X/Twitter verzögert weiterhin Links zu acht Konkurrenten um mehrere Sekunden

Auf X/Twitter werden Links zu Patreon, WhatsApp, dem Messenger, sowie zu Facebook, Instagram, Threads, Bluesky und Substack verzögert. Das zeigt ein Onlinetool.

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Silhouette Elon Musks vor dem Logo von X

(Bild: kovop/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Der Kurznachrichtendienst X (vormals Twitter) verzögert inzwischen offenbar Links zur Crowdfundingplattform Patreon, zu WhatsApp und zum Messenger von Facebook beziehungsweise Meta. Das haben Leser und Leserinnen von The Markup herausgefunden, die mit dem URL-Shortener des Kurznachrichtendiensts verkürzte Links mit einem Onlinewerkzeug des US-Magazins geprüft haben. Das Tool ist seit einem Monat abrufbar. Gemeinsam haben die betroffene Dienste demnach, dass sie mindestens partiell mit jener App für alles konkurrieren, die X-Chef Elon Musk aus seinem Dienst machen will. Zur Freigabe des Werkzeugs von The Markup hat es bereits Verzögerungen bei Links zu Facebook, Instagram, dem Blogportal Substack und zur Twitter-Alternative Bluesky sichtbar gemacht.

Auf X/Twitter geteilte Links werden automatisch von dem Kurz-URL-Dienst t.co auf eine Länge von zwei Dutzend Zeichen verkürzt. Der Dienst hat immer hat erklärt, dass Nutzer und Nutzerinnen damit vor bösartigen Seiten geschützt würden, denn verkürzte Links gleiche man gegen eine Liste solcher Seiten ab, um gegebenenfalls eine Warnung auszugeben. Seit der Übernahme des Portals durch Elon Musk war es aber mehrfach dazu gekommen, dass verkürzte Links zu bestimmten anderen Seiten erst versteckt und später merklich verlangsamt worden waren. Bei den beobachteten Wartezeiten von teilweise mehreren Sekunden wird ein Teil der Leserschaft erfahrungsgemäß bereits das Interesse verloren haben.

Um weitere von den Verzögerungen betroffene Seiten überhaupt erst einmal zu finden, hat The Markup Mitte September das Onlinewerkzeug veröffentlicht. Fügt man dort einen beliebigen verkürzten Link ein, macht das sichtbar, wie lange die Auflösung der Verkürzung und danach der Weg zur eigentlichen Seite dauert. Normal sind wenige dutzend Millisekunden, die beobachteten sekundenlangen Wartezeiten fallen deutlich aus dem Muster. Warum das geschieht, ist unklar, der Kurznachrichtendienst habe auf eine Anfrage nicht reagiert. Bei den betroffenen Seiten handelt es sich nun zumeist um Konkurrenten, die Hälfte davon stammt aus dem Haus des US-Konzerns Meta.

Schon im August war entdeckt worden, dass X/Twitter Aufrufe der New York Times, von Reuters und anderen Medien sowie sozialen Netzwerke über t.co verzögert. heise online konnte die auffallend konsistente Pause von etwa 4,5 Sekunden nachvollziehen, Links auf andere Nachrichtenseiten in den USA, aber etwa auch auf heise.de waren davon nicht betroffen. Später hat X dann versichert, dass die Verzögerung entfernt wurde, inzwischen lässt sich aber die zweieinhalbsekündige Pause beobachten. Laut dem Tool von The Markup tritt die auch bei Links zur Twitter-Alternative Threads auf, damit sind jetzt insgesamt acht Ziele identifiziert. Dem US-Magazin zufolge sind nicht ausnahmslos alle Links zum Messenger betroffen, bei Patreon betreffe die Verlangsamung nur jüngere Links.

(mho)