XFCE 4.20: Schlanker Desktop auf dem Weg zu Wayland
Einen groĂźen Schritt Richtung Wayland hat der ressourcenschonende, nun aufpolierte Desktop XFCE 4.20 getan. Jedoch noch experimentell.
Komfortabel, flink, leichtgewichtig und zufrieden mit Hardware der letzten 15 Jahren. Mit diesen Stärken hat XFCE als Desktop hauptsächlich unter Linux, aber auch auf BSD-Systemen in den 27 Jahren seit der ersten Version viele User gewonnen. Dabei war XFCE immer so einfach und intuitiv zu verwenden wie eine ausgewachsene Desktop-Umgebung ohne den Flair des Unvollendeten, der etwa den ähnlich schlanken Window-Manager und auch die Arbeitsumgebung LXQT prägen.
Zwei Jahre nach der letzten Version widmet sich XFCE 4.20 nun experimentellen Themen: Der Desktop liefert erstmals eine Wayland-Session. Die ist zwar laut der Entwickler noch mindestens einen Versionsschritt von der nötigen Vollständigkeit entfernt, bietet aber schon mal eine Vorschau auf XFCE mit Wayland. XFCE bedient sich dafür Labwc oder Wayfire, denn der eigene Window-Manager Xfwm4 hat für dieses Protokoll noch keine Unterstützung. Aus dieser Komponente haben die XFCE-Entwickler aber die Fensterplatzierung herausgenommen und in eine neue, separate Programmbibliothek libxfce4windowing übertragen, die unabhängig vom Display-Protokoll arbeitet. Für die tatsächliche Arbeit ist diese Session aufgrund einiger fehlenden Komponenten noch lange nicht ausgereift genug. Doch es gibt auch etliche Neuerungen für die gewohnten XFCE-Komponenten, welche die Release Notes und die folgende Zusammenfassung der interessantesten Ergänzungen zeigen.
Neues: Desktop und Dateimanager
Für Bildschirme mit sehr hohen Auflösungen erlaubt der Desktop nun Hintergrundbilder im vektorbasierten SVG-Format. Der Anwendungsfinder bekommt einige Konfigurationsoptionen mehr und kann den Dialog automatisch ausblenden, wenn dieses Fenster den Fokus verliert. Wie sich Symbole auf dem Desktop zeigen und auf welchem Bildschirm, kann nun ein neuer Einstellungsdialog im Detail festlegen und kommt damit jenen Anwendern zugute, die den Desktop als temporäre Dateiablage nutzen. Symbolgrafiken und Themes lädt Xfce nun in einem eigenen Thread, was den Aufbau des Desktops flotter erscheinen lässt. Dazu trägt auch ein neuer Systemd-Benutzerdienst bei, der sich beim Start um das Laden sämtlicher Desktop-Einstellungen von Xfconf kümmert.
Unter den XFCE-Anwendungen hat der Dateimanager Thunar die meisten Ă„nderungen erfahren. So kennt er nun fĂĽr Netzwerk-Speicherorte auch IPv6-Adressen. Im Dateimanager schaltet die Taste F3 in eine geteilte Ansicht. Zum Umschalten des aktiven Fensterteils kann nun ein individueller Hotkey wie die Tab-Taste dienen, um Thunar im Verhalten an den Midnight Commander anzupassen.
In den Einstellungen gibt es nun eine Option, Client-seitige Fensterdekorationen im Stil von Gnome einzuschalten. Die konfigurierbare Werkzeugleiste wandert dann platzsparend in die Titelleiste des Fensters. Die Entwickler geben an, dass Thunar auch bei Ordnern mit sehr vielen Dateien nicht mehr lahmt. Schneller sind auch Dateioperationen geworden: Um Quell- und Zieldateien zu vergleichen, berechnet Thunar jetzt keine MD5-Checksummen mehr, sondern stellt den Dateivergleich auf Dateisystemebene an, was deutlich schneller vonstattengeht. Beim Kopieren oder Verschieben von Dateien wird Thunar ab jetzt die I/O-Operationen nur dann parallel ausfĂĽhren, wenn das Ziellaufwerk gerade nicht ausgelastet ist, um eine Dateifragmentierung zu vermeiden.
Zum Ausprobieren: Live-System mit XFCE 4.20
Es wird noch einige Wochen dauern, bis die tonangebenden Linux-Distributionen XFCE 4.20 in ihre Paketquellen aufnehmen. FĂĽr openSUSE Tumbleweed steht ein Repository mit der jĂĽngsten Git-Version von XFCE 4.20 zum NachrĂĽsten bereit.
Wer das neue XFCE ganz unkompliziert ausprobieren möchte, findet mit PorteuX 1.8 auch ein kompaktes Live-System auf der Basis von Slackware mit diesem neuen Desktop. Die Wayland-Pakete fehlen hier allerdings, es gibt darin nur die herkömmliche Xorg-Session.
(dmk)