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XML-Patent für Microsoft

Christian Kirsch

In den USA hat Microsoft ein Patent für die Verwendung einer XML-Datei zum Speichern eines Textverarbeitungsdokuments erhalten.

"Ein Textverarbeitungsdokument in einer XML-Datei, die von Anwendungen verarbeitet werden können, die XML verstehen" – das ist der Kern des US-Patents 7,571,169 [1], das Microsoft am 4. August erhielt. Beantragt [2] hatte Firma es bereits im Jahr 2002.

Die wohlgeformte XML-Datei muss das Dokument der Textverarbeitung vollständig wiedergeben und sämtliche ihrer Formatierungsmöglichkeiten unterstützen. Beim Speichern im XML-Format dürfen keine Funktionen verloren gehen, und eine veröffentlichte Schema-Datei (XSD) definiert den verwendeten XML-Dialekt.

Ziel der Erfindung ist es, so die Begründung des Patentantrags, beliebigen Anwendungen das Erstellen, Bearbeiten und Anzeigen solcher Dokumente zu ermöglichen. Außerdem sollen die XML- und XSD-Datei gemeinsam sämtliche Aspekte der Formatierung beschreiben. In der Vergangenheit hatte es Kritik [3] an Microsofts eigenem OOXML-Dialekt gegeben, da Teile seiner Beschreibung zu ungenau seien. So ließen sich beliebige Binärdaten [4] einbinden, ohne dass die Spezifikation den Umgang mit ihnen festlege. An mehreren Stellen verlange der 6000 Seiten umfassende Standard [5] (PDF-Dokument, 33 MByte), das Verhalten bestimmter Word-Versionen [6] zu reproduzieren, ohne dieses exakt zu beschreiben.

XML hat eine über 40-jährige Geschichte. 1969 entstand bei IBM eine "Generalized Markup Language" [7], aus der unter anderem Charles Goldfarb die "Standard Generalized Markup Language" [8] (SGML) entwickelte. XML ist eine Teilmenge dieser Sprache. Microsoft bietet es seit Office 2007 als Office Open XML [9] (OOXML) zum Speichern von Dokumenten an. Dieser XML-Dialekt ist von der ECMA [10] und der ISO standardisiert.

Die Open Document Format Alliance [11] setzt auf das alternative Open-Document-Format (ODF), das unter anderem von OpenOffice [12] verwendet wird. ODF ist ebenfalls ein ISO-Standard [13].

Sowohl OOXML als auch ODF benutzen bislang mehrere XML-Dateien für die Speicherung eines Dokuments, die in einem ZIP-Archiv zusammengefasst sind. (ck [14])


URL dieses Artikels:
https://www.heise.de/-750277

Links in diesem Artikel:
[1] http://patft.uspto.gov/netacgi/nph-Parser?Sect1=PTO1&Sect2=HITOFF&d=PALL&p=1&u=%2Fnetahtml%2FPTO%2Fsrchnum.htm&r=1&f=G&l=50&s1=7,571,169.PN.&OS=PN/7,571,169&RS=PN/7,571,169
[2] https://www.heise.de/news/Microsofts-heimliches-XML-Patent-92219.html
[3] http://www.noooxml.org/
[4] http://www.noooxml.org/binaryspace
[5] http://www.ecma-international.org/news/TC45_current_work/Office%20Open%20XML%20Part%204%20-%20Markup%20Language%20Reference.pdf
[6] http://www.geniisoft.com/showcase.nsf/archive/20061027-0829
[7] http://domino.watson.ibm.com/odis/odis.nsf/pages/case.02.html
[8] http://de.wikipedia.org/wiki/SGML
[9] http://openxmldeveloper.org/default.aspx
[10] http://www.ecma-international.org/publications/standards/Ecma-376.htm
[11] http://www.odfalliance.org/
[12] http://www.openoffice.org/
[13] https://www.heise.de/news/OpenDocument-Format-offiziell-als-ISO-Standard-veroeffentlicht-123716.html
[14] mailto:ck@ix.de