Yahoo scannt weiterhin E-Mails für Werbezwecke
Yahoo scannt die Mails seiner Kunden, um deren Interessen zu ergründen und passende Werbung anzuzeigen. Die Konkurrenz verzichtet längst auf solche Analysen.
Yahoo analysiert weiterhin die E-Mails seiner Kunden, um zielgerichtete Werbung auszuspielen. Davon betroffen sind rund 200 Millionen Yahoo-Posteingänge, plus die Accounts bei Aol Mail. Das geht aus einer Präsentation für Werbekunden hervor, die dem Wall Street Journal vorliegt. Yahoo gehört wie Aol zu Oath, das widerum zum US-Provider Verizon gehört. Oath bestätigte die Analyse von E-Mails.
Yahoo analysiert Mails bereits seit mehr als zehn Jahren, um die Werbeerlöse zu steigern. Das Scannen von E-Mails sei eine der effektivsten Möglichkeiten, um die Online-Werbung zu verbessern, erklärt Oath-Vizepräsident Doug Sharp gegenüber dem Wall Street Journal. Das Unternehmen durchleuchte aber lediglich "kommerzielle Mails", also Nachrichten von Onlineshops oder Newsletter. Persönliche Mails sind von den Scans ausgenommen. Oath will vor allem das Interesse an bestimmten Produkten erkennen, um einem Camping-Fan gezielt Werbung für Zelte anzuzeigen – und nicht Reklame für Schminke.
Nutzer können Mail-Scan deaktivieren
Die Nutzer haben im "Ad Interest Manager" Opt-out-Optionen, können den Mail-Scan dort also abstellen. Nutzerumfragen hätten aber ergeben, dass die Kunden lieber relevante Werbung sehen. Sie müssten Werbung außerdem hinnehmen, um einen kostenlosen Service nutzen zu können, meint Sharp. Schließlich sei E-Mail "ein teures System." Zahlungswilligen Kunden bietet Yahoo auch eine Pro-Version seines Service an – und scannt die Mails auch hier, wenn die Nutzer nichts unternehmen.
Google hatte vergangenes Jahr erklärt, keine Mails zu Werbezwecken mehr zu analysieren. Allerdings können Drittentwickler in die Gmail-Postfächer schauen und Millionen Mails lesen, wie erst kürzlich bekannt wurde. Microsoft erklärte, dass sie zu keiner Zeit Mail-Daten für Werbung genutzt hätten. Damit sind Yahoo und Aol die einzigen beiden großen Mail-Anbieter in den USA, die weiterhin die Post ihrer Kunden durchleuchten. (dbe)