Yahoo hängt an Alibaba

Die Erfolge Alibabas retten wieder einmal Yahoos Finanzzahlen. "Wir kommen aus Jahren der chronischen Unterinvestition in unsere wichtigsten Produkte", musste Yahoo-Chefin Marissa Mayer eingestehen.

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Gerade hatte Yahoo-Chefin Marissa Mayer gemeinsam mit ihrem Finanzchef Ken Goldman die Ergebnisse des zweiten Quartals bekannt gegeben und beantwortete nun einige Fragen von Finanzanalysten. Ein Eingeständnis kam gleich vorneweg: "Wir kommen aus Jahren der chronischen Unterinvestition in unsere wichtigsten Produkte." Der Reingewinn von 270 Millionen US-Dollar ist der zweit höchste, den Yahoo je in einem Zweiten Quartal erzielt hat. Doch das täuscht über die wahren Umstände.

CFO Goldman glaubt nicht, dass sich die Trends im dritten Quartal bessern werden.

(Bild: Yahoo.com (Screenshot))

Denn von diesen 270 Millionen stammen etwa 256 Millionen nicht aus dem eigenen Geschäft, sondern aus Beteiligungen an anderen Unternehmen. Sie heißen Alibaba und Yahoo Japan. Selbst verdient hat Yahoo nur noch rund 17 Millionen Dollar netto. Das ist ein Einbruch von 85 Prozent gegenüber dem zweiten Quartal 2013.

Zwar gab das lange siechende Suchgeschäft ein Lebenszeichen: Erstmals ist der Durchschnittspreis jener Werbung, die rund um die von Microsoft gelieferten Suchergebnisse angezeigt wird, zwei Quartale in Folge gestiegen. Doch dem Werbegeschäft auf den selbst generierten Webseiten geht es immer schlechter. Der Durchschnittserlös je Reklameeinblendung ist nun schon sechs Quartale in Folge rückläufig.

Diesmal war es besonders schlimm: Der Preis sank gegenüber dem ersten Quartal 2013 um fast ein Viertel. Zwar mussten sich die Yahoo-User auch fast ein Viertel mehr Anzeigen herunterladen, doch es bleibt die Tatsache, dass eine Anzeige auf einer Yahoo-Seite drastisch an Wert verloren hat.

An Yahoo Japan hält Yahoo etwa 36 Prozent, an Alibaba zirka 24 Prozent. Deren Gewinne fließen anteilig mit einem Quartal Verspätung in Yahoos Zahlen ein. Alibabas Gewinn fiel im ersten Quartal mit 906 Millionen Dollar um 36 Prozent höher aus als vor einem Jahr. Bei Yahoo Japan bedeuteten 311 Millionen Dollar eine Gewinnschrumpfung von zehn Prozent.

Mayer bedankte sich ausdrücklich bei den Alibaba-Gründern Jack Ma und Joe Tsai für die guten Ergebnisse und bei Yahoo-Gründer Jerry Yang für die Investition.

(Bild: Yahoo.com (Screenshot))

Und noch eine Zahl markiert die Bedeutung Alibabas: Früher einmal hatte Yahoo etwa doppelt so viele Alibaba-Aktien. 2012 kaufte Alibaba in einem komplexen Geschäft das halbe Paket zurück. Das brachte Yahoo damals nach Abzug substanzieller Steuern 4,3 Milliarden Dollar plus Zinsen. Und das ist zufällig jener Betrag, der in Yahoos aktueller Halbjahresbilanz als verbleibendes Barvermögen (Kontobestände und Wertpapiere) ausgewiesen wird. Nun können diese Summen zwar nicht gegengerechnet werden, aber sie zeigen die relevanten Größenordnungen an.

Alibaba wird alsbald selbst an die Börse gehen. Ursprünglich war vereinbart, dass Yahoo zu diesem Zeitpunkt erneut die Hälfte seines verbleibenden Aktienpakets verkauft. Auf diese Weise wollte Alibaba viele Aktien unter die Anleger bringen. Das hätte Yahoos Anteil auf gut elf Prozent gedrückt. Doch dann wurde neu verhandelt, und statt 262 Millionen Aktien musste Yahoo nur noch 208 Millionen zusagen.

Und am Dienstag hat Yahoo bekannt gegeben, in einer neuerlichen Verhandlungsrunde eine weitere Reduktion erreicht zu haben: Bei Alibabas Börsengang wird sich Yahoo nur noch von 140 Millionen Alibaba-Aktien trennen müssen. Damit bleiben immerhin knapp 16,5 Prozent Alibabas im Besitz Yahoos und werden dessen Ergebnisse weiter stützen.

Finanzchef Goldman beteuerte, Yahoo habe für diese neue Vereinbarung keine Gegenleistung erbringen müssen. Das könnte ein Hinweis darauf sein, dass Alibaba nun eine geringere Nachfrage nach seinen Aktien sieht als ursprünglich angenommen. (ds)