Yahoos Selbstverpflichtung gegenüber China in der Kritik

Yahoo China hat sich nach Ansicht von Human Rights Watch von einem Tor für Informationen in einen Torwächter verwandelt.

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Von
  • David Adamczewski

In der Volksrepublik China wird erneut die Zensur in den Medien diskutiert. Diesmal steht jedoch nicht die Regierung, sondern ein Internetportal im Kreuzfeuer der Kritik. So wirft die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch dem chinesischen Zweig von Yahoo in einem Brief Selbstzensur vor. Das Portal hatte zuvor angekündigt, freiwillig die Verbreitung von Informationen zu verhindern, die Chinas Führung als "schädlich oder staatsgefährdend" einstufe.

In einem Brief hatte sich der Executive Director von Human Rights Watch, Kenneth Roth, an Yahoo China gewandt und die Strategie des Unternehmens auf Heftigste kritisiert. "Wenn Yahoo eine Vereinbarung zur Selbstdisziplin der chinesischen Internetindustrie umsetzt, macht sich das Portal zum Agenten der chinesischen Strafverfolgung", heißt es darin. Bezug nehmend auf die Aufgabe eines Internetportals wirft Kenneth Yahoo sogar vor, sich vom "Tor für Informationen in einen Torwächter" verwandelt zu haben. Nach seiner Garstellung blieb eine Anwort auf den Brief bisher aus.

Das Ausmaß der Zensur, das aus dieser freiwilligen Selbstverpflichtung Yahoos resultiere, könne man nur ahnen, so die Menschenrechtsgruppe. Human Rights Watch befürchtet außerdem, dass Yahoo sogar Webseiten der chinesischen Regierung meldet. Dass mutmaßliche Dissidenten wegen der Verbreitung von als unwahr eingestuften Informationen verhaftet wurden, störe Yahoo anscheinend nicht. Mehrere chinesische Universitäten, Firmen und Regierungsbehörden sind ebenfalls "freiwillige Selbstverpflichtungen" gegenüber der Regierung eingegangen. (daa)