YouTube zahlt Rechteinhabern mehr als 9 Millionen Euro täglich​

Mehr als 2 Milliarden Menschen nutzen YouTube. Für Rechteinhaber ein gefundenes Fressen in Milliardenhöhe.

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Szene aus Musikvideo: Lächelnde Frau mit Queue, dahinter feiernde Männer

Szene aus dem Musikvideo Show Your Heart der kanadischen Funk-Band Major Funk.

(Bild: Major Funk)

Lesezeit: 3 Min.

Mehr als vier Milliarden US-Dollar hat YouTube in den letzten zwölf Monaten an Rechteinhaber ausgeschüttet. Das sind mehr als 3,3 Milliarden Euro, also mindestens neun Millionen Euro täglich. Das hat die Google-Tochter YouTube am Mittwoch verlautbart. Demnach nutzen mehr als zwei Milliarden Menschen pro Monat YouTube.

30 Prozent der Ausschüttungen, also mindestens eine Milliarde Euro in zwölf Monaten, betreffen Videos, die Dritte bei YouTube eingestellt haben, ohne dass die Rechteinhaber dabei Hand angelegt oder das im Voraus einzeln lizenziert hätten. Bei YouTube heißt das User Generated Content (UCG). In der Regel handelt es sich um privat aufgenommene Videos, die mit einer fremden Tonaufnahme unterlegt sind, oder um eingespielte Lieder fremder Komponisten und/oder Librettisten.

Das Geld stammt vor allem aus kostenpflichtigen Abonnements, die YouTube in 96 Ländern feilbietet, sowie aus Werbeeinnahmen aus 180 Ländern. Die Schar der zahlenden Abonnenten habe im ersten Quartal des Jahres so stark zugenommen wie in noch keinem anderen Quartal zuvor, freut sich YouTubes Musikchef Lyor Cohen in einem Blogbeitrag.

Er arbeitet an der Erschließung weiterer Einnahmequellen: Fans sollen bei YouTube Eintrittskarten für Onlineveranstaltungen wie Präsenzveranstaltungen, Devotionalien, Mitgliedschaften und digitale Dinge kaufen. Höhepunkt war bisher ein Konzert einer koreanischen Frauengruppe, die damit 288.000 Mitgliedschaften an Bewunderer in 81 Staaten verkauft haben.

Lange Zeit haben Plattenlabel, Musikverlage und andere Rechteinhaber YouTube bekämpft. Heute haben die Meisten ihren Frieden damit geschlossen. Sie erkennen darin eine weitere Einnahmequelle, die insbesondere bei User Generated Content relativ wenig Mehrarbeit erfordert: YouTube erlaubt Rechteinhabern, die Einnahmen des Videos zu beanspruchen. Passt ein Video nicht zum gewünschten Image, oder nimmt er sonst daran Anstoß, kann ein Rechteinhaber es immer noch sperren lassen.

Kritik gibt es aus der Musikindustrie an Details der Zusammenarbeit. Bemängelt wird plumpe Kommunikation mit YouTube-Usern, die Videos einstellen, die die Rechte Dritter berühren. Reklamieren Rechteinhaber die Einnahmen des Videos für sich, erteilt YouTube dem Uploader einen "Copyright Strike". Diese Wortwahl ist nicht unbedingt im Interesse des Rechteinhabers, der sich an dem Video und den damit generierten Einkommen erfreuen mag.

Zudem fehle in YouTubes Vokabular nach wie vor die Unterscheidung zwischen Rechten an Aufnahmen und Rechten an Kompositionen oder Texten. Das sorge unnötig für Zwist. Oft grämen sich YouTube-User, die ein Lied aus fremder Feder eingespielt und hochgeladen haben, wenn dann ein Musikverlag Ansprüche erhebt. In solchen Fällen geht es um die Rechte an der Komposition und/oder am Text, nicht an der Tonaufnahme. Das mache YouTube seinen Nutzern nicht ausreichend deutlich, meinen Musikverleger, was zu Protesten verärgerter Fans führe.

(ds)