Zabbix 7.0: Schneller, schöner, bunter

Zabbix hat Version 7.0 seines Monitoring-Tools vorgestellt. Es geht flotter ans Werk, bietet mehr Darstellungen für Metriken und überwacht Websites besser.​

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Ansicht eines Monitoring-Widget von Zabbix.

(Bild: Zabbix)

Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Martin Gerhard Loschwitz

Zabbix hat die nächste Major Release seines gleichnamigen Open-Source-Monitoringsystems vorgestellt: Zabbix 7.0 steht jetzt zum Download bereit. Die Entwickler haben an allen möglichen Ecken und Enden der Lösung geschraubt und für Verbesserungen im Großen wie im Kleinen gesorgt. Der Release kommt fast zweieinhalb Jahre nach der Zabbix-Version 6.0.

Eine zentrale Neuerung betrifft die Überwachung von Websites: Die gilt seit jeher als eine Art Königsdisziplin beim Monitoring, weil ein einfaches Überwachen der HTTP-Statusantwort eines Monitoring-Servers hier nicht ausreicht. Denn die kann durchaus den Rückgabewert 200 haben, auch wenn der Webserver bloß eine leere Seite ausgeliefert hat. Stattdessen muss sinnvolles Website-Monitoring das Navigieren eines Nutzers durch die Seite hindurch nachstellen, um mögliche Fehlfunktionen im Detail aufzuspüren. Genau diese Möglichkeit bietet Zabbix 7.0 über vordefinierte Templates.

Zahlreiche Verbesserungen ergeben sich auch beim Zabbix Proxy. So heißt in Zabbix ein Dienst, der statt des Servers in einem Setup vor Ort Monitoringdaten einsammelt und sie im Anschluss dem eigentlichen Zabbix-Server zur Verfügung stellt. Bis dato war die Zuordnung eines Zabbix-Proxys zu den abzufragenden Zielmaschinen statisch. Zabbix 7.0 bietet hier sowohl die Möglichkeit der dynamischen Ansteuerung als auch die Option, Pärchen von Zabbix-Proxy-Instanzen als Hochverfügbarkeitssetup zu betreiben. So legt der Admin für besonders kritische Teile seiner Infrastruktur fest, dass sie durch eine andere laufende Instanz des Zabbix-Proxys überwacht werden, sollte die eigentlich zuständige Zabbix-Instanz kurzfristig den Geist aufgeben. Obendrein haben seine Entwickler auch an der Performance-Schraube des Proxies gedreht und versprechen nun mehr Leistung bei deutlich weniger auf dem Hostsystem verursachter Last.

Praktisch so wichtig wie das Sammeln von Monitoring-Daten ist in Zeiten massiv skalierbarer Setups auch das Sammeln von Metrikdaten. Das "Trending" ist heute vielerorts bezüglich Relevanz auf derselben Stufe wie Monitoring und Alerting. Zabbix beherrscht das Sammeln von Metrikdaten und ihre optisch aufbereitete Darstellung bereits seit einiger Weile. Die Zabbix-internen Prozesse, die bisher für das Einsammeln der Metrikdaten zum Einsatz gekommen sind, funktionierten allerdings ausschließlich synchron. Eine Anfrage an einen Host musste also erst abgeschlossen sein, bevor eine Abfrage an einen anderen Host oder eine andere Abfrage an denselben Host stattfinden konnte. Gerade bei großen Setups mit vielen Metriken, die zu überwachen sind, führte das in der Vergangenheit allerdings zu Performanceproblemen.

In Zabbix 7.0 funktionieren die Datensammler deshalb asynchron. Es lassen sich also etliche Abfragen gleichzeitig starten, und der Sammelprozess verarbeitet die eingehenden Antworten nacheinander. Dadurch wird es möglich, bis zu 1000 Abfragen pro Sammelprozess gleichzeitig durchzuführen, wo vorher nur eine einzelne Abfrage möglich war. Auch hier dürfen sich Zabbix-Administratoren insofern auf viel bessere Performance freuen.

Passend dazu gibt es eine zentrale Neuerung bei der Timeout-Konfiguration aller Prozesse in Zabbix, die Daten von Zielsystemen einsammeln. Wer beim Monitoring einen anderen Host abfragt, möchte im Regelfall ein Zeitlimit definieren, das für die Abfrage gilt. Braucht diese länger als das Limit, muss dann eine Timeout-Fehlermeldung beim Monitoring eintrudeln. Und diese setzt, wenn nötig, eine Ereigniskette in Gang. Bis Zabbix 7 waren diese Timeouts allerdings pro Sammelwerkzeug händisch zu definieren, was einen enormen Mehraufwand bedeutete. Händisch zu definieren sind die Timeouts in Zabbix 7.0 zwar noch immer. Nun gibt es dafür in der Konfiguration des Zabbix-Servers allerdings ein zentrales Menü. Was nach außen wie eine unscheinbare Änderung wirkt, dürfte den Alltag vieler Zabbix-Admins erheblich erleichtern.

Erheblich verbessert haben die Zabbix-Entwickler auch die grafische Darstellung gesammelter Metrikdaten. Erstmals unterstützt Zabbix den Grafiktyp "Gauge", eine Tacho-artige Anzeige, die Werte wie Temperaturen oder Geschwindigkeiten auf einer Skala darstellt. Beim Festlegen der Gauges sind dem Administrator dabei kaum Grenzen gesetzt. Auch Warnbereiche lassen sich beispielsweise festlegen -- ist es zum Beispiel möglich, den Füllzustand von Datenlaufwerken sinnvoll so grafisch darzustellen, dass der Administrator sofort einen Überblick über die Situation bekommt. Ebenfalls neu ist in Zabbix 7.0 die Darstellung mit "Honeycombs", also Honigwaben. Hier lassen sich spezifische Werte in einem Wabenmuster darstellen, auf diese Weise korrelieren und auch farblich so gestalten, dass kritische Werte einzelner Checks sofort ins Auge stechen.

Ebenfalls neu in Zabbix 7.0 ist die native Unterstützung für 2-Faktor-Authentifizierung, die damit allerdings reichlich spät kommt. Besser spät als nie ist allerdings das Motto. Zumal das auf diese Weise deutlich besser geschützt Zabbix auch noch andere Qualitäten hat. Die in Zabbix integrierte Erkennung externer Ressourcen, etwa von Netzwerkgeräten, erhält in Zabbix 7.0 nämlich ebenfalls ein deutliches Update und unterstützt nun etwa das LLD-Protokoll viel besser als vorher.

Hinzu kommt eine zentrale, nicht-technische Neuerung: Ab Version 7.0 steht Zabbix nämlich nicht mehr unter den Bedingungen der GPL 2, sondern unter jenen der AGPL 3.0. Während sich immer mehr Hersteller vom "Open-Core"-Prinzip in die Irre führen lassen, schlägt Zabbix also quasi die Gegenrichtung ein und stellt Zabbix unter eine Lizenz, die noch offener als die GPL ist. Zabbix-CEO Alexei Vladishev erklärte Anfang April in einem Blog-Beitrag bereits ausführlich die Beweggründe dahinter. Unmittelbar ändert sich für Admins durch die Änderung aber nichts, und sie können Zabbix weiter wie bisher nutzen.

Das aktualisierte Zabbix steht auf der Hersteller-Website in verschiedenen Formen zum Download bereit.

(axk)