Zehnmal so lang wie die Milchstraße: Sternenstrom zwischen den Galaxien entdeckt

Ein Forschungsteam hat einen gigantischen Strom aus Sternen im intergalaktischen Raum entdeckt. Der Fund deute darauf hin, dass es mehr solche Strukturen gibt.

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Schwarzer Streifen zwischen Galaxien

Der "Gigantische Coma-Strom" als schwarzes Band zwischen den Galaxien (gelb)

(Bild: William Herschel Telescope/Román et al.)

Lesezeit: 2 Min.

Eine internationale Forschungsgruppe hat eher zufällig einen gigantischen Strom aus Sternen zwischen den Galaxien entdeckt. Das bislang beispiellose Gebilde sei extrem lichtschwach und scheine ohne jede Verbindung zu einer Galaxie im intergalaktischen Raum zu schweben. Der "Gigantische Coma-Strom" ist ihren Analysen zufolge zehnmal so lang wie unsere Milchstraße und dürfte vergleichsweise fragil sein. Die Entdeckung eines solchen Objekts sei deshalb außergewöhnlich. Ähnliche, aber um Größenordnungen kleinere Sternenströme, wurden dem Forschungsteam zufolge bereits innerhalb von Galaxien entdeckt. Dass es sie auch außerhalb geben könnte, hatten Simulationen nahelegt, aber bislang konnte keiner nachgewiesen werden.

Zoom auf den Sternenstrom

(Bild: Román et al., A&A, 2023)

Erste Hinweise auf das Gebilde hat der Astronom Michael Rich mit einem vergleichsweise kleinen 70-Zentimeter-Teleskop in Kalifornien gemacht, erläutert das Team. In der Folge habe man das Areal mit dem 4,2 Meter großen William-Herschel-Teleskop auf der Kanareninsel La Palma ins Visier genommen. Bei der Nachbearbeitung der Aufnahmen sei das Gebilde dann sichtbar gemacht worden. Nach weiteren Untersuchungen gehen die Forscher davon aus, dass es sich um den Überrest einer zerrissenen Zwerggalaxie handelt, deren Sterne zusammen eine Masse von etwa sieben Millionen Sonnenmassen haben. Hinweise auf einen möglichen Galaxienkern oder andere erkennbare Strukturen gibt es nicht.

Dass es Strukturen wie diesen immens langgezogenen Sternenstrom gibt, hätten Simulationen bestätigt, erklären die Forscher und Forscherinnen. Deshalb gehe man davon aus, dass man in Zukunft noch mehr davon finden werde, vor allem mit dem weltgrößten optischen Teleskop ELT (Extremely Large Telescope) und dem Weltraumteleskop Euclid. Mit künftiger Technik könnte man womöglich sogar individuelle Sterne im Gigantischen Coma-Strom auflösen. Der Fund gebe einen Hinweis darauf, welche Entdeckungen im extrem lichtschwachen Universum noch auf uns warten. Vorgestellt wird er in einem Fachartikel im Wissenschaftsmagazin Astronomy & Astrophysics.

(mho)