Zensierte Suchmaschine: Google hat Projekt Dragonfly für China endgültig beendet

Googles Lobbychef Karan Bhatia erklärte vor dem US-Senat, dass der Konzern seinen Plan zur Rückkehr nach China mit einer zensierten Such-App begraben hat.

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Google in China

Google hatte 2010 China verlassen, statt seine Suchergebnisse zu zensieren.

(Bild: dpa, Diego Azubel)

Lesezeit: 2 Min.

Google ist Gerüchten entgegengetreten, im stillen Kämmerlein doch die heftig umstrittene Initiative für eine zensierte Suchmaschine für den chinesischen Markt voranzutreiben. "Wir haben das Projekt Dragonfly abgebrochen", erklärte Karan Bhatia, der bei dem Internet-Konzern für die Regierungsbeziehungen zuständig ist, am Dienstag bei einer Anhörung im Justizausschuss des US-Senats. Ein Firmensprecher bestätigte im Nachgang gegenüber dem Online-Magazin "Buzzfeed": "Wir haben keine Pläne, eine Suchapplikation in China zu starten. Es laufen keine Arbeiten an einem solchen Projekt."

Schon Ende 2018 hatte es geheißen, dass der Suchmaschinenriese sein viel kritisiertes Vorhaben für eine Rückkehr auf den chinesischen Markt mit einer zensierten Anwendung weitgehend ausgesetzt habe. Bei den Vorbereitungen seien interne Datenschutzprüfer nicht hinreichend eingebunden gewesen, die nun einen integralen Bestandteil eingestampft hätten.

Im März legte das Magazin "The Intercept" aber mit einem Verweis auf Beobachtungen von mehreren Mitarbeitern des Suchmaschinenbetreibers nach. Demnach soll es Hinweise gegeben haben, dass an dem Code für das Projekt weiterhin Änderungen vorgenommen würden und dieses daher nach wie vor aktiv sei. Google entwickele nun auf Basis von "Libelle" zwei Such-Apps für Android und iOS mit den Namen Maotai und Longfei, hatte es damals geheißen.

Die Konzernspitze hatte ihre Kooperationsbemühungen mit Peking zuvor damit begründet, den Nutzern vor Ort auch mit zensierten Produkten etwas mehr Spielraum verschaffen zu können. Die Entwicklung anderer Werkzeuge für China hat das Unternehmen nicht ausgeschlossen. Unterdessen muss sich Google mit Vorwürfen des Palantir- und Paypal-Mitgründers Peter Thiel auseinandersetzen, von chinesischen Geheimdiensten unterwandert zu sein und Spionage für Peking befördert zu haben. US-Präsident Donald Trump will die Anschuldigungen prüfen lassen

(bme)