Zeppeline sollen Satelliten ersetzen

Vier Wissenschaftler sind für ihre Arbeiten zur Entwicklung "stationärer Höhenplattformen" ausgezeichnet worden.

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Von
  • Wolfgang Stieler

Für ihre Arbeiten zur Entwicklung "stationärer Höhenplattformen" sind heute in Hamburg vier Wissenschaftler mit dem Körber-Preis für die Europäische Wissenschaft ausgezeichnet worden. Die geplanten Plattformen, solargetriebener Luftschiffe, die in 20 Kilometer Höhe stationiert werden sollen, könnten geostationäre Satelliten ersetzen. Die Kosten für solche Luftschiffe betragen nach Schätzungen der US-Raumfahrtbehörde Nasa nur ein Zehntel der Kosten eines Satelliten.

Koordiniert wird das Projekt von Prof. Bernd Kröplin von der Universität Stuttgart, an dessen Institut schon seit 1992 an der Weiterentwicklung von Luftschiffen gearbeitet wird. Zu dem Team gehört zudem der Luft- und Raumfahrttechniker Michael Rehmet vom Friedrichshafener Unternehmen Dornier Luftfahrt, der sich mit dem Antrieb beschäftigt. Der aus Schweden stammende Unternehmer Per Lindstrand, der sich an mehreren Versuchen der Weltumrundung per Ballon beteiligt hat, ist für die Hülle und die Fertigung zuständig. Der britische Atmosphärenchemiker John Adrian Pyle von der Universität Cambridge ist für Fragen der Atmosphäre und der Messtechnik verantwortlich.

Die Plattform soll die Vermittlung von Mobilfunk, Hörfunk, Fernsehen und Breitbandkommunikation mit direkter Sichtverbindung ohne zwischengeschaltete Relais oder Funkmasten ermöglichen. Die Kosten für die "Hochfliegende Plattform" würden nach Schätzungen der NASA bei rund zehn Prozent der Kosten für einen Satelliten liegen. Einige technische Schlüsselprobleme müssen allerdings noch gelöst werden: In der Stratosphäre wehen Winde von bis zu 100 Stundenkilometern. Damit das Luftschiff nicht weggeweht wird, muss es ständig Korrekturmanöver ausführen, und das autonom und über Jahre hinweg. Der Auftrieb stellt ein weiteres Problem dar. In 20 Kilometer Höhe ist die Luft 20-mal dünner als am Boden, dementsprechend gering ist die Nutzlast. Ein 200-Meter-Schiff hebt nur etwa eine Tonne.

Mit einem ähnlichen stratosphären-basierten System will die US-Firma Sky Station International aus Washington ab 2002 den Internet-Zugang per Funk realisieren. In der Stratosphäre plazierte heliumgefüllte Plattformen (30 km Höhe), die bis zu zehn Jahre dort verbleiben können, kommunizieren mit 47 GHz mit den Gegenstellen. Eine Plattform soll dabei eine Fläche von bis zu 7500 Quadratkilometern abdecken können. Die US-amerikanische Kommunikations-Behörde Federal Communications Commission, FCC, genehmigte Ende Juli 98 den Betrieb der Stratosphärenplattformen der Firma SkyStation als Telekommunikations-Stationen. (wst)