Zeuge Gates: "Bizarr" und "unglaubwürdig"

Mit ungewöhnlich scharfen Worten hat das US-Justizministerium die letzte Runde im Kartellprozess mit Microsoft eingeläutet.

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Von
  • Egbert Meyer

Mit ungewöhnlich scharfen Worten hat das US-Justizministerium die letzte Runde im Kartellprozess mit Microsoft eingeläutet. In einer Zusammenfassung des bisherigen Prozessverlaufs attackierte die Justiz vor allem Microsoft-Boss Bill Gates. Seine Rolle bei außergerichtlichen Zeugenaussagen sei "bizarr" gewesen und seine Einlassungen "schlicht unglaubwürdig". Trotz der Dementis von Gates sei erwiesen, dass Microsoft dem Rivalen Netscape erheblichen Schaden zugefügt habe.

Dem hält Microsoft entgegen, dass von einem Schaden keine Rede sein könne. Netscape sei für rund 10 Milliarden Dollar an AOL verkauft worden. AOL übe nach der Vereinigung mit Netscape weiterhin erheblichen Wettbewerbsdruck auf Microsoft aus. Netscape wurde und werde nicht am Vertrieb des rivalisierenden Browsers gehindert; Verbrauchern seien deshalb auch keine Nachteile entstanden.

Redmond habe seine Sicht der Dinge während des Prozessverlaufs mehrfach revidiert, konterte das Justizministerium. "Nachdem [Microsoft] anfänglich behauptete, man habe das Opfer nicht erschossen, sagte man später, alle seien an der Erschießung beteiligt gewesen und das Opfer wäre sowieso gestorben. Und nun sagt Microsoft, das Opfer ist völlig unverletzt." Durch die kostenlose Weitergabe des Internet Explorer sei Netscape zwar nicht am Vertrieb, aber am Verkauf seiner Software gehindert worden. Vom geschenkten Explorer würden Verbraucher überdies nur kurzfristig profitieren; langfristig müssten sie mit dem Verlust der freien Produktwahl bezahlen. (em)