Zoom nutzt keine Videos, Audio oder Chats für Training von KI-Modellen

Die Sorge geht um, Zoom könnte private und berufliche Videogespräche für das Training von KI-Modellen nutzen. Das stimmt so nicht.

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(Bild: fizkes/Shutterstock.com)

Lesezeit: 4 Min.

Nein, Zoom nutzt keine privaten Gespräche oder Chats, um KI-Modelle zu trainieren. Dieses Schreckgespenst geht seit gestern vornehmlich in sozialen Netzwerken um. Die Nutzungsbedingungen des Anbieters von Videokonferenz-Software wurden seit März 2023 nicht geändert. Bis vor wenigen Stunden. Darin hat Zoom aber nicht etwa eingeführt, dass Daten für das Training von KI-Modellen genutzt werden. Vielmehr hat die Firma klargestellt, dass weder Audio, Video noch Chats für diese Zwecke eingesetzt werden. Dennoch: Eine viral gegangene Passage sichert Zoom zumindest bedingt das Recht zu, Daten für KI zu nutzen.

Zunächst scheint ein Post bei X, vormals Twitter, und LinkedIn die Runde gemacht zu haben, in dem es heißt, Zoom hätte kürzlich die Nutzungsbedingungen geändert und dürfe nun alle Nutzerdaten zum Training von KI-Modellen verwenden. Es gäbe keine Möglichkeit, dem zu widersprechen. Auch bedauert die postende Person, dass es selbst für Ärzte, Anwälte und Therapeuten kein Opt-out gäbe. Und dann folgt der Verweis auf ein anderes Tool, nämlich Whereby, die ebenfalls Videokonferenz-Lösungen anbieten. Dass der Aufschrei mit dem Verweis auf ein Konkurrenzprogramm einhergeht, macht skeptisch.

In der Passage der Nutzungsbedingungen hieß es aber tatsächlich etwas länglich: "Sie stimmen dem Zugriff, der Nutzung, der Sammlung, der Erstellung, der Änderung, der Verteilung, der Verarbeitung, dem Teilen, der Wartung und der Speicherung von über den Service genierten Daten für jeden Zweck zu, in dem Umfang und in der gemäß geltendem Recht zulässigen Weise, einschließlich für den Zweck der Produkt- und Serviceentwicklung, Marketing, Analyse, Qualitätssicherung, maschinelles Lernen und künstliche Intelligenz (inklusive zum Zwecke des Trainings und der Feinabstimmung von Algorithmen und Modells)..." Und weiter steht da etwas schwammig, dass die Rechte an "Nutzer-Inhalten" abgetreten würden – unter anderem für Machine Learning und KI.

Aus den bisherigen Nutzungsbedingungen von Zoom.

Nach dem Aufschrei im Netz stellte Zoom nun aber explizit klar, dass Audio-, Video- und Chat-Inhalte nicht benutzt werden, um KI-Modelle ohne Zustimmung der Nutzer zu trainieren. Die Nutzungsbedingungen wurden entsprechend umformuliert. Dort wird etwa darauf hingewiesen, dass neben den Nutzungsbedingungen auch die Datenschutzerklärung gelte. Eine weitere Erklärung betrifft den Begriff "Service generierte Daten" – dies seien Telemetriedaten und solche zur Diagnose, keine Nutzergespräche. Eine Zoom-Sprecherin sagt auf Nachfrage von heise online: "Zoom-Nutzer entscheiden selbst, ob sie generative KI-Funktionen aktivieren möchten und ob sie Inhalte mit Zoom teilen wollen, um unsere Produkte zu verbessern. Wir haben unsere Nutzungsbedingungen aktualisiert, um klarzustellen, dass wir Audio, Video- oder Chat-Inhalte nicht ohne Zustimmung des Kunden zur Schulung unserer künstlichen Intelligenz verwenden."

Die Nutzer-Inhalte würden nur für KI-Funktionen verarbeitet, also etwa für die von Zoom bereitgestellte Möglichkeit, Zusammenfassungen von Videokonferenzen zu erhalten. Laut dem Blogbeitrag wollte Zoom mit der Passage vermeiden, jedes Mal nach der Erlaubnis fragen zu müssen, wenn diese Funktion genutzt wird. Grundsätzlich sind diese Funktionen jedoch opt-in. Administratoren und Nutzer können sie aktivieren oder deaktivieren. Nutzt man jedoch das Zoom IQ Meeting Summary, also die Zusammenfassungs-Funktion, oder die Schreibhilfe Chat Compose, gibt es einen Hinweis zur Einwilligung in die Nutzung der Daten. Diese gilt dann auch für das Training von KI-Modellen.

Zoom stellt außerdem klar, dass es für Schüler und Studenten sowie im Bereich Gesundheit separate Verträge und Nutzungsbedingungen gebe.

Update

Wir haben ein Statement von Zoom ergänzt.

(emw)