Zum 200. Geburtstag von Carl Zeiss: Von der Werkstatt zum Weltkonzern

Wie gründet man mit 100 geliehenen Talern einen Weltkonzern? Carl Zeiss hat es vorgemacht, wäre aber wohl ohne die Hilfe eines namhaften Mitarbeiters gescheitert. Heute vor 200 Jahren wurde Carl Zeiss geboren.

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Von
  • Dr. Christoph Jehle
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25.000 Mitarbeiter, 4,5 Milliarden Euro Umsatz, ein Forschungs- und Entwicklungsetat von 466 Millionen Euro – Die Carl Zeiss-Gruppe spielt nach 170 Jahren Firmengeschichte längst in der Liga der Weltkonzerne. Die Foto-Optik ist dabei nur ein kleiner Teilbereich: Mittlerweile gehören Anlagen für die Halbleiter-Fertigung ebenso zu den Geschäftsfelder des Unternehmens, wie Medizintechnik und andere Bereiche.

Angefangen hat das alles sehr bescheiden: Mit gerade mal 100 geliehenen Taler wagte ein damals 30jähriger namens Carl Zeiss am 17. November 1846 den Sprung in die Selbständigkeit. Das Startkapital – heute etwa 3.000 Euro wert – lieh er sich in der Familie. Seine Geschäftsidee: Als Ein-Mann-Betrieb konstruierte und reparierte er allerlei chemische und physikalischen Instrumente und handelte mit technischen Geräten wie Brillen, Fernrohren, Mikroskopen, Reißzeugen, Waagen und Thermometern, die er von anderen Händlern bezog.

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Ein Jahr später dann der nächste Schritt: Zeiss begann mit der Fertigung einfacher Mikroskope – ohne Erfolg: Gerade einmal 23 Stück konnte er innerhalb eines Jahres verkaufen; fünf Jahre später waren es 38. Das Problem war die Qualität, denn das Konstruktionsprinzip hieß "Trial and Error", damals „pröbeln“ genannt. Die so gefertigten Mikroskope konnten die Wünsche der Wissenschaftler an den Universitäten nicht erfüllen. Dementsprechend schlecht verkauften sie sich.

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Die Wende dauerte bis 1866 und sie kam in Form eines heute großen Namens: Damals heuerte der inzwischen jedem Physik-Studenten bestens bekannten Ernst Abbe als wissenschaftlicher Mitarbeiter an. Erst mit seiner Hilfe konnte Zeiss die Objektive auf rechnerischer Grundlage herstellen und nicht wie bisher nach dem Prinzip von Versuch und Irrtum.

Das brachte den Durchbruch: Ab 1872 verkaufte Zeiss nur noch Objektive, die nach Berechnungen Abbes produziert wurden. Der wurde im Jahre 1876 dann auch prompt zum Teilhaber des Unternehmens und zum Nachfolger in der Unternehmensleitung bestimmt. Mit einer Beteiligung am Unternehmen hatte Zeiss schon zuvor seinen ersten Lehrling an das Unternehmen gebunden.

Carl Zeiss starb am 3. Dezember 1888. Abbe erwarb weitere Unternehmensanteile von den Zeiss-Nachkommen und wurde alleiniger Leiter des Industriebetriebs; die weitere Firmengeschichte nahm ihren Lauf. Heute ist in der nach Umsätzen kleinsten Sparte Vision Care / Consumer Products auch die Cine- und die Foto-Optik enthalten. Dabei findet die Fertigung der Fotooptik heute zumeist bei Produktionspartnern in Japan statt. Die Produktion von Fotoobjektiven hat sich in Oberkochen inzwischen auf das Distagon T* 2,8/15 ZM reduziert, das dort noch in kleinsten Stückzahlen hergestellt wird.

Wer genaueres wissen will: Zum 200. Geburtstag von Carl Zeiss ist bei Böhlau eine Biografie erschienen. Und wer in der Gegend ist: Der 200. Geburtstag von Carl Zeiss wird inJena als Carl-Zeiss-Tag mit zahlreichen Events gefeiert. Vorbeischauen lohnt sich bestimmt. (keh)