Zum Tod von GIF-Erfinder Stephen Wilhite: "Wählerische Entwickler sagen JIF"

Der Entwickler des Graphikformates GIF und des Compuserve B-Protokolls ist gestorben. Seine Erfindung ist bis heute eine tragende Säule der Internetkultur.

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Angeblich das erste animierte GIF: Ein Flugzeug in Dauerschleife.

(Bild: Internet)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Detlef Borchers

Im Alter von 74 Jahren ist der Informatiker Stephen E. Wilhite am 14. März an den Folgen einer Covid-Erkrankung gestorben. Bekannt wurde er für seine Arbeiten beim Online-Dienst Compuserve. Neben dem Grafikformat GIF entwickelte Wilhite das Compuserve B Protocol, Compuserve Vidtex für den Apple IIe und CIM und den Compuserve Information Manager für DOS-Computer. Nach der Übernahme von Compuserve durch America Online arbeitete er bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2000 an der Entwicklung einer Webchat-Software.

Stephen E. Wilhite wurde am 3. März 1948 in Milford im US-Bundesstaat Ohio geboren. Nach dem Studium der Elektrotechnik und Computer Science arbeitete er bei Digital Equipment an der Entwicklung von Betriebssystemen für die Großrechnerfamilie PDP-10 (DECSystem-10). Auf der Basis von DECs TOPS-10 entwickelte der Compuserve Information Service (CIS) Anfang der 80er-Jahre sein eigenes Betriebssystem, für das Wilhite zu Compuserve wechselte.

Bei Compuserve beschäftigte sich Wilhite mit der Frage, wie man die Kommunikation über relativ langsame Modemverbindungen beschleunigen kann. 1979 entwickelte er dafür das CIS B-Protocol, das 1981 für alle Compuserve-Verbindungen genutzt wurde. Später kam Quick B als Protokoll für Datei-Downloads dazu.

In der Folgezeit beschäftigte sich Wilhite mit umfangreichen Grafikdateien, die bei Compuserve zunächst nur RLE-komprimiert gespeichert wurden. Sie sollten verkleinert und nach Möglichkeit direkt an einem Grafikterminal oder den aufkommenden PCs angezeigt werden können. Angestoßen wurde die Entwicklung durch eine Abteilung bei Compuserve, die mit der Programmierung einer interaktiven farbigen Wetterkarte beschäftigt war.

"Ich hatte die Idee für das Format in meinem Kopf fertig, als ich mit dem Programmieren begann", erklärte Whilhite 2013 gegenüber der New York Times. So entstand 1987 das Graphics Interchange Format (GIF), bei dem Wilhite allerdings nicht nur auf die Ideen in seinem Kopf zurückgriff. Zur Kompression der Daten nutzte er den 1983 zum Patent eingereichten Lempel-Ziv-Welch-Algorithmus. Für LZW wurde der Firma Unisys 1985 ein Patent erteilt.

Erst 1994 entdeckte Unisys, dass das ebenfalls patentierte GIF die LZW-Kompression benutzt und forderte von Compuserve Lizenzgebühren. Inzwischen hatte sich GIF als ein Grafikstandard durchgesetzt – auch weil Compuserve die Nutzung von GIF offen gestaltete. Gebühren wurden nicht verlangt. Wer Bilder produzierte, brauchte nur auf das Copyright von Compuserve hinzuweisen. Das änderte sich erst, als Unisys und Compuserve sich auf eine gegenseitige Lizenzierung einigten. Software-Hersteller, die GIF nutzten, mussten mindestens 15 Cent pro verkaufter Programm-Kopie zahlen. Wilhite selbst soll 3 Millionen US-Dollar erhalten haben.

Der Popularität von GIF tat diese bis 2006 laufende "Gebührenordnung" keinen Abbruch. Wegen der Möglichkeit, bewegte Bilder darzustellen, ist das Format bis heute populär – auch wenn in angeblichen GIFs heute oft eine Videodatei steckt. 2012 wurde GIF in den USA zum Wort des Jahres gewählt. Stephen Wilhite erhielt 2013 einen Webby Award für GIF und sein Lebenswerk.

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Anlässlich dieser Ehrung versuchte Wilhite, einem langen Streit ein Ende zu bereiten, wie GIF im Englischen ausgesprochen wird. Mit hartem G wie im Wort Graphics oder mit einem weichen G wie im Wort Giants? "Wählerische Entwickler wählen JIF", sagte er in Anspielung auf einen Werbespot für Jif-Erdnussbutter. Widerspruch kam 2014 von US-Präsident Barack Obama, der für das harte G plädierte – und von der Softwarefirma Giphy, die eigens GIF-Erdnussbutter produzieren ließ.

(vbr)