Zwei Afghanistanveteranen und ein Guantanamo-Insasse

Nach und nach werden mehr Informationen über die libyschen Rebellen bekannt

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Wer die durch NATO-Bombardements unterstützten Rebellen im Osten Libyen anführt, ist immer noch weitgehend unbekannt. Ein Handy-Video, das entweder einen Lynchmord odere eine öffentliche Leichenschändung zeigt und eine Art Triumphzug mit getöteten Feinden als Kühlerfiguren deutete allerdings darauf hin, dass hinter der Bewegung durchaus nicht nur Rechtsstaatsbefürworter stecken. Nun enthüllte das Wall Street Journal, dass die militärische Führung der zwischen Bengasi und Tobruk gelegenen Stadt Darna aus zwei Afghanistanveteranen und einem Mann besteht, der sechs Jahre lang in Guantanamo einsaß.

Einer der beiden Afghanistanveteranen ist der Prediger Abdel Hakim al-Hasady. Er verbrachte fünf Jahre in einem islamistischen Ausbildungslager in Afghanistan und war für die Rekrutierung der angeblich 300 Köpfe starken Rebellenmiliz in Darna verantwortlich. Die Ausbildung dieser Miliz erledigte Hasady zusammen mit Sufyan Ben Qumu, der im Sudan für die Firma von Osama bin Laden und in Afghanistan für eine "Hilfsorganisation" mit Verbindungen zu al-Qaida arbeitete. Im Kampf wird die Truppe von Salah al-Barrani angeführt. Er war ebenfalls Mudschahedin und gehörte der vor allem aus Afghanistanveteranen bestehenden Terrorgruppe al-Jama'a al-Islamiyyah al-Muqatilah bi-Libya (LIFG) an, die in den 1990er Jahren von Gaddafi zerschlagen wurde.

Hasady und Ben Qumu wurden nach dem Einmarsch westlicher Truppen in Afghanistan vor zehn Jahren in Pakistan gefangen genommen und dem US-Militär übergeben. Das schob den ersten nach Libyen ab und hielt den zweiten sechs Jahre lang in Guantanamo gefangen, bevor es ihn 2007 ebenfalls in seine Heimat deportierte. Hasady, der bisher als einziger der drei von der westlichen Presse kontaktiert werden konnte, gab sich ihr gegenüber nur bedingt weniger islamistisch als früher, aber realpolitisch orientierter: Seiner Auskunft nach war bisher noch nirgendwo ein islamistischer Umsturz erfolgreich, weshalb man stattdessen die gesamte Bevölkerung einbinden und sich dazu ideologisch öffnen müsse. Darüber hinaus würden er und seine Leute nach der NATO-Hilfe Amerikaner "nur mehr zu weniger als 50 und nicht mehr zu 100 Prozent" hassen.