Zwei Highspeed-Verfahren für das D2-Netz

Hintergrund: Mannesmann (wie auch E-Plus) setzt auf zwei unterschiedliche Verfahren für High-Speed-Mobilfunk, während sich Viag Interkom und T-Mobil auf GPRS beschränken.

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Von
  • Dusan Zivadinovic

Der Mobilnetzbetreiber Mannesmann will sein D2-Netz nicht nur mit der schnellen Surf-Technik GPRS ausrüsten, sondern zusätzlich mit HSCSD -- ein weiteres Verfahren, das den mobilen Internet-Bytes Flügel verleiht. Bislang gab es zu Mannesmanns HSCSD-Plänen lediglich unbestätigte Gerüchte. Weiterhin meldet das Unternehmen in einer Pressemeldung, dass man in diesem Jahr die Rekordsumme von zwei Milliarden Mark in den weiteren Netzausbau investieren will. Ein Schwerpunkt des Mammutprogramms sei die Schaffung von ausreichend Bandbreite für höhere Übertragungsraten und damit die Einführung innovativer Datendienste.

HSCSD dürfte im 2-Milliarden-Budget lediglich ein kleiner Posten sein, doch damit schwenken die Mannesmänner auf denselben Kurs wie Konkurrent E-Plus ein: E-Plus hat bereits in weiten Teilen seines E1-Netzes die Highspeed-Technik HSCSD (High Speed Circuit Switched Data) installiert und will Mitte des Jahres auch GPRS (General Packet Radio Service) einrichten.

Beide Verfahren bündeln mehrere Mobilfunkkanäle und erreichen so Datenraten im Bereich von Festnetz- oder gar ISDN-Modems: HSCSD bietet bis zu 43,2 kBit/s, während GPRS im Endausbau maximal 115,2 kBit/s erreichen wird. Bislang konnten die GSM-Netze lediglich 9,6 kBit/s übertragen -- ein lästiges Nadelöhr angesichts des hohen Bedarfs an mobiler Datenkommunikation.

Verwunderlich ist, warum sich nur Mannesmann und E-Plus für beide schnellen Verfahren entschieden haben, während Viag Interkom und T-Mobil nur auf GPRS setzen. Die Verfahren sind grundverschieden, aber ergänzen eigentlich das Dienstespektrum eines Mobilnetzbetreibers. HSCSD ermöglicht wie der bisherige 9,6er-Übertragungsstandard herkömmliche Wählverbindungen -- man kann mit HSCSD eine beliebige Modem- oder ISDN-Gegenstelle im Festnetz anrufen, etwa als Außendienstler seine Firma. GPRS bietet dagegen paketorientierte Verbindungen und daher Abrechnungen auf Basis des übertragegen Volumens. Mit GPRS sind jedoch keine Wählverbindungen möglich: Der GPRS-Mobilnetzbetreiber ist gleichzeitig Internet-Provider -- und zwar der einzige, den man mit einem Mobilfunkanschluss erreichen kann. Sämtliche GPRS-Übertragungen gehen daher über das öffentliche Internet. Wer dabei unerwünschte Leser ausschließen will, muss aufwändige Verschlüsselungsverfahren einsetzen. Mit HSCSD kann man das öffentliche Internet meiden, doch man zahlt für jede Sekunde, auch wenn kein einziges Byte den Weg aufs Notebook gefunden hat. Ein GPRS-Notebook kann dagegen rund um die Uhr im Internet eingebucht und etwa für E-Mails empfangsbereit sein, ohne dauerhaft einen der teuren Sprachkanäle zu belegen.

Doch die schönen Aussichten auf schnellere Datenübertragung verstellen vielleicht den Blick auf einen Nachteil für den Mobil-Surfer: Die Techniken sind trotz einiger Gemeinsamkeiten grundverschieden. Jede braucht ihr spezifisches Modem. Moderne Nomaden, die sich für beide Systeme interessieren, müssen entweder zwei Mobilfunk-Modems mit sich führen, oder darauf warten, bis erste Kombi-Geräte auf den Markt kommen. Bislang konzentriert sich Nokia auf HSCSD-Lösungen, während Motorola anscheinend GPRS-Geräte favorisiert. (dz)