Zwei US-Firmen dürfen jetzt erstmals Labor-Hühnerfleisch verkaufen

Die Aufsichtsbehörden gaben Upside Foods und Eat Just grünes Licht für den Verkauf ihres Zuchtfleischs.

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(Bild: Upside Foods)

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Das erste kultivierte oder im Labor gezüchtete Fleisch ist in den USA zum Verkauf zugelassen worden. Zwei in Kalifornien ansässige Unternehmen, Upside Foods und Eat Just, haben am Freitag vom Landwirtschaftsministerium der Vereinigten Staaten Inspektionsgenehmigungen erhalten. Dies ist die letzte Genehmigung, die jedes Unternehmen benötigt, um mit der kommerziellen Produktion und dem Verkauf in den USA zu beginnen.

Die Tierhaltung ist für fast 15 Prozent der vom Menschen verursachten globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich. Immer mehr Unternehmen arbeiten daher an Alternativen, mit denen die Hoffnungen auf geringere Emissionen und verbessertes Tierwohl verbunden sind.

Die meisten Fleischalternativen, die heute auf dem Markt sind, werden aus Pflanzen hergestellt. Upside Foods, Eat Just und andere Unternehmen, die kultiviertes Fleisch anbieten, stellen stattdessen Produkte aus tierischen Zellen her, die in Bioreaktoren gezüchtet werden. Gewebeproben von lebenden Tieren werden isoliert und ihre Zellen in einer Nährlösung in einem Labor gezüchtet. Wenn diese Zellen wachsen und sich vermehren, können sie zu Lebensmitteln verarbeitet werden.

Knackpunkt ist hierbei aber noch der investierte Energieaufwand, um die Fleischvariante tatsächlich umweltfreundlicher zu machen. Eine Studie aus dem Mai 2023 hat die Umweltbilanz von Laborfleisch und damit die einzelnen Produktionsschritte genauer untersucht. Das Ergebnis: Vor allem die energieintensive Herstellung der Nährlösung trägt zum hohen Energiebedarf von gezüchtetem Fleisch bei.

Singapur war 2020 das erste Land, das kultiviertes Fleisch zugelassen hat. Damit hat Good Meat, die Abteilung für kultiviertes Fleisch von Eat Just, grünes Licht für den Verkauf seines kultivierten Hühnchens erhalten. Eat Just wurde 2011 gegründet und stellt auch Produkte auf pflanzlicher Basis her, darunter eine Eialternative. Die beiden jüngsten Zulassungen sind die ersten ihrer Art in den USA.

"Es ist toll zu sehen, wie aus einer Idee eine Industrie wird", sagt Eric Schulze, Vizepräsident für Produkt und Regulierung bei Upside Foods. Upside wurde 2015 unter dem Namen Memphis Meats gegründet und hat seitdem seine Technologie entwickelt und an der Zulassung gearbeitet.

Labor-Fleisch von Upside Foods (9 Bilder)

Das von Upside Foods gezüchtete Hähnchenfleisch sieht optisch nur leicht anders aus als Fleisch vom Tier.
(Bild: Upside Foods)

Sowohl die Food and Drug Administration (FDA) als auch das US-Landwirtschaftsministerium (USDA) haben ein Mitspracherecht bei der Regulierung von Fleisch in den USA. Im November 2022 erhielt Upside Foods eine Unbedenklichkeitsbescheinigung der FDA, die letzte Freigabe für Lebensmittelprodukte durch diese Behörde. Eat Just erhielt seine FDA-Zulassung im März 2023.

Im Juni erteilte das USDA beiden Unternehmen die Genehmigung, ihre Produkte unter der Bezeichnung "zellkultiviertes Huhn" zu verkaufen. Das jetzt erteilte grüne Licht ist eine Inspektionsgenehmigung, die es den Unternehmen ermöglicht, ihre Produktionsanlagen in Betrieb zu nehmen. Mit all diesen Genehmigungen können Upside Foods und Eat Just ihre Produkte herstellen und an die Öffentlichkeit verkaufen.

Die Freigabe durch die US-Behörden ist ein wichtiger Meilenstein für die Branche, sagt Po Bronson, General Partner bei SOSV, dem ersten Risikokapitalgeber von Upside Foods. "Es ist wirklich wichtig, die Sicherheit von Lebensmitteln zu gewährleisten", sagt Bronson. "Es ist absolut notwendig, und ohne sie hätten wir keine Zukunftsbranche."

Um in Deutschland zellkultiviertes Fleisch zu verkaufen, ist eine Zulassung der Europäischen Union nötig. Nach Angaben der Bundesregierung liegt aber bislang kein Antrag dafür vor. Laborfleisch fällt in Deutschland unter die Novel-Food-Verordnung. Für die Zulassung solcher "neuartigen Lebensmittel" müssen im Vorfeld zahlreiche Tests und Untersuchungen durchgeführt werden. Die Europäische Lebensmittelsicherheitsbehörde (EFSA) prüft bei einem Antrag dann, ob die Produkte sicher sind. Zu europäischen Start-ups, die in-vitro-Fleisch entwickeln, zählen etwa Mosa Meat mit Sitz in Maastrich, Meatable – ebenfalls aus den Niederlanden, das deutsche Start-up Innocent Meat und ALifes Food aus Leipzig.

Die US-Unternehmen Upside Foods und Eat Just planen derweil den Start in Restaurants, bevor sie in den Einzelhandel wechseln. Das gezüchtete Hähnchen von Eat Just soll zunächst in einem nicht näher bezeichneten Restaurant in Washington, DC, verkauft werden. Schulze sagte, dass die Produkte von Upside Foods, die in einer Pilotanlage in Kalifornien hergestellt werden, Ende des Sommers in der Bar Crenn, einem Restaurant in San Francisco, erhältlich sein sollen.

"Das ist ein unglaublicher, historischer Moment", sagt Schulze. "Die nächste große Hürde ist die Vergrößerung. Ehrlich gesagt ist das das Wichtigste."

(jle)