Zweite Leistungsschau der Roboter im Tessin
Bis Donnerstag wollen 14 Teams aus fünf europäischen Ländern zeigen, wie ihre Roboter Erkundungseinsätze unter realen Bedingungen bewältigen.
Das Übungsgelände der Schweizer Armee auf dem Gebirgspass Monte Ceneri im Tessin liegt 554 Meter über dem Meeresspiegel. Die heutigen Manöver könnten aber noch 30 Meter höher stattfinden. Das ist die maximal erlaubte Flughöhe bei der heute dort beginnenden zweiten europäischen Leistungsschau Robotik (Elrob). Bis Donnerstag wollen 14 Teams aus fünf europäischen Ländern zeigen, wie ihre Roboter Erkundungseinsätze unter realen Bedingungen bewältigen.
Der offizielle englischsprachige Titel der Veranstaltung "European Land-Robot Trial" ist dabei im Gegensatz zur Veranstaltung 2006 nicht mehr ganz zutreffend. Denn gleich beim ersten Wettbewerb werden heute nachmittag auch fliegende Roboter, unter anderen ein an der TU Chemnitz entwickelter Zeppelin, zum Einsatz kommen. Sie sollen einen ersten Ăśberblick verschaffen und helfen, die Roboter am Boden zu leiten.
An den folgenden Tagen wird es dann um Erkundungsmissionen in ländlicher und städtischer Umgebung gehen. Die Roboter müssen natürliche Hindernisse wie Gräben, Böschungen oder Pfützen bewältigen, aber auch künstliche, von den Organisatoren platzierte. Fernlenkung ist erlaubt, aber autonome Funktionen wirken sich positiv auf die Punktwertung aus.
Am letzten Tag jedoch ist Autonomie ausdrücklich gefordert. Ohne dass ein menschlicher Finger an Joystick oder Maus sie lenkt, sollen die Fahrzeuge einer mehrere Kilometer langen Strecke folgen, dabei farbige Objekte erkennen und nach Möglichkeit in einer Karte lokalisieren.
Elrob sei keine europäische Version der "Grand Challenge", betonen die Veranstalter. Dieser Wettbewerb für autonome Fahrzeuge der US-Militärforschungsbehörde Darpa, der im kommenden Oktober unter dem Titel "Urban Challenge" zum dritten Mal stattfindet, sei langfristiger ausgerichtet. Elrob dagegen will mit realistischen Einsatzszenarien zeigen, was Roboter heute leisten können und wo kurz- und mittelfristig Forschungs- und Entwicklungsbedarf besteht.
Damit unterscheidet sich die Leistungsschau, die im jährlichen Wechsel mit militärischer und ziviler Ausrichtung veranstaltet wird, auch von der Rescue Robot League beim RoboCup. Dort geht es vorrangig um den Vergleich von Konzepten. Der erfolgt häufig mit experimentellen Roboterplattformen, die unter realen Einsatzbedingungen von ein paar Sandkörnern oder Regentropfen rasch lahmgelegt würden.
Bei Elrob geht der Wettbewerb weiter, auch wenn es regnet. Nur wenn es in Strömen gießt, behalten sich die Schiedsrichter vor, den Wettkampf zu unterbrechen – womöglich mehr aus Rücksicht auf die Menschen als auf die Roboter. (Hans-Arthur Marsiske) / (anw)