Zweiter Versuch: Netzwerk-Computer von Sun

Sun macht einen zweiten Anlauf mit Netzwerk-Computern und stellt mit Sun Ray ein Gerät vor, das alle Rechenaufgaben dem Server überläßt.

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Von
  • Jürgen Kuri

Nicht gerade mit Ruhm bekleckert hat sich Sun bislang mit seinem Netzwerk-Computer (NC), genannt JavaStation. Gedacht für Unternehmen, die PCs als Anwendermaschinen in Firmennetzen wegen Sicherheits- und Managementproblemen scheuten, sollte er die Anschaffungs- und Unterhaltskosten für die Unternehmens-EDV dramatisch senken. Bislang waren Suns Bemühungen mit dem NC aber nicht von Erfolg gekrönt. Fallende PC-Preise, Verzögerungen bei der Lieferbarkeit der JavaStation und äußerst schlechte Performance ließen selbst Ed Zander, zuständig für das operative Geschäft bei Sun, von einem Mißerfolg der JavaStation sprechen.

Nun unternehmen die Unix-Experten aus Palo Alto, Kalifornien, einen zweiten Anlauf, das Modell des Thin Client Computing durchzusetzen. Während allerdings für die JavaStation noch ein richtiges Betriebssystem notwendig war, soll der Rechner des Anwenders dieses Mal nur noch für die Bildschirmdarstellung zuständig sein. Alles andere erledigt der Server (den natürlich ebenfalls Sun liefern möchte). Das Sun Ray genannte Gerät besteht aus nicht viel mehr als einem Bildschirm, einer Tastatur und einem SmartCard-Reader. Über SmartCards meldet sich der Anwender beim System an, das dem Server mitteilt, welcher Benutzer an welcher Maschine arbeitet. Die zentrale Maschine ist dann dafür verantwortlich, dem Benutzer seine persönliche Arbeitsumgebung mit allen Anwendungen, Dateien und sonstigen Ressourcen zur Verfügung zu stellen. Rechenarbeiten übernimmt Sun Ray nicht - das erledigt alles der Server, von der Speicherung von Dateien bis hin zur Ausführung von Anwendungen. Nur die Bildschirmausgabe wird dann auf die jeweilige Client-Maschine umgeleitet, die andererseits Tastatureingaben und Mausbewegungen an den Server meldet.

Um das zu realisieren reicht es allerdings nicht, die Client-Maschinen anzuschaffen. Das Angebot von Sun besteht aus einem ganzen Paket. Zu Sun Ray selbst kommt ein Fast-Ethernet-Switch, der den Clients die Verbindung zum Server jeweils exklusiv zur Verfügung stellt, sodass Sun hier keine Geschwindigkeitsprobleme erwartet. Ausserdem sind für den Server zwei Software-Pakete notwendig: Sun Ray Enterprise Server verwaltet Anwendungen und Ressourcen, Hot Desk regelt die Kommunikation zwischen Sun Ray und Servern.

Und die Kosten? Sun will für eine Sun Ray 499 US-Dollar haben - man kann das Gerät aber auch für 9,99 US-Dollar pro Monat bei einer Leihzeit von 5 Jahren mieten. Hot Desk kostet zwischen 250 und 2500 US-Dollar pro Server, je nach geforderter User-Zahl und Konfiguration. Für ein Gesamtpaket aus Sun Ray, Workgroup-Server, LAN-Switch, Server-Software einschließlich Star Office und Hot Desk will Sun 30 US-Dollar pro Monat und pro Client-Maschine haben. Überlegungen bei Sun, wie sich Sun Ray einsetzen ließe, gehen aber nicht nur in Richtung auf Unternehmensnetze - offensichtlich möchte man die neuen Thin Clients auch an Endkunden verkaufen, die Sun Ray etwa über AOL für den Zugriff auf zentrale Server nutzen könnten. (jk)