Ärger mit VIP-Tickets für Fußball-WM

Ein Großteil der Tickets für "besonders wichtige Personen" sind nicht ordnungsgemäß personalisiert. Laut dem WM-Organisationskomitee seien die Daten aus dem Frontend nicht korrekt an die Datenbank weiter gereicht worden.

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Von
  • Detlef Borchers

Rund 300.000 von 350.000 VIP-Tickets für die kommende Fußball-WM sind nach einer Meldung der Süddeutschen Zeitung nicht ordnungsgemäß personalisiert. Damit laufen die Besitzer solcher Tickets Gefahr, nicht in das Stadion gelassen zu werden. Unklar ist die Ursache der "Organisationspanne": Die Vermutungen reichen von einem fehlerhaft programmierten Web-Frontend bis zur schlichten Tatsache, dass VIPs nicht Willens sind, Name, Adresse und Ausweisnummer des Passes oder Personalausweises abzuliefern, weil die Steuerfahndung ein Auge auf die teuren Tickets geworfen haben könnte. Die VIP-Tickets, die von der Schweizer Firma ISE (International Sports and Entertainment Hospitality AG) derzeit noch zu Preisen (PDF-Datei) von 1300 bis 180.000 Euro verkauft werden, berechtigen neben dem Besuch eines Spiels zum siebenmaligen Besuch der VIP-Zone. Nach Angaben der ISE haben insgesamt 5500 Unternehmen solche VIP-Tickets gekauft. Diese sollen aber nicht namentlich registriert worden sein.

Technisch läuft die Registrierung so ab, dass jedes Unternehmen mit der VIP-Einladung via E-Mail die Zugangskennung zu einem Web-Frontend verschickt, über das sich die jeweilige VIP registrieren muss. Bei dieser Registrierung werden zwingend Name, Adresse und Ausweisnummer verlangt, damit der Spielbesucher überprüft werden kann. Auf dem WM-Ticket selbst wird nach Überprüfung der Personendaten nur eine Nummer und eine Fan-Kennung angebracht, die am Stadioneingang abgefragt wird. Aus einer Datenbank werden dann die Ausweisdetails auf das Display am Eingangskreuz eingespielt, die wiederum von den privaten Sicherheitskräften mit dem vorgelegten Ausweis verglichen werden. Das Verfahren ist nicht zuletzt darum gewählt worden, weil die direkte Abfrage von Ausweisdaten nur Behörden mit hoheitlichen Aufgaben wie der Polizei und der Bundespolizei gestattet ist.

Warum die Personendaten von 300.000 Besuchern fehlen, ist derzeit noch unklar. Das FIFA-Organisationskomitee (OK) und die Firma ISE schieben sich gegenseitig die Schuld zu. Nach einer aus dem OK vorgetragenen Version sind die Daten aus dem Frontend nicht korrekt an die Datenbank weiter gereicht worden. Eine andere Lesart vertritt ein Sprecher der ISE. Nach seinen Angaben lehnen es viele Unternehmen ab, die Daten ihrer Gäste zu melden, weil nicht klar sei, was mit den Daten anschließend geschehe. Befürchtet werde, dass die Finanzbehörden den geldwerten Vorteil besteuern wollen und daher an den Personendaten interessiert sind. In einem Übereinkommen mit Datenschützern hatte das Organisationskomitee erklärt, dass die Ticketdaten spätestens Ende September 2006 bei der FIFA gelöscht werden. Davon ausgenommen sind Ticketdaten von "problematischen Vorgängen", die bei der Polizei und Staatsanwaltschaft länger gespeichert sein können. (Detlef Borchers) / (anw)