.asia: die ziemlich große Nische

Die neue Top Level Domain .asia geht Anfang Oktober an den Start. .asia will ähnlich wie die .eu-Adresszone in erster Linie die Domain für Nutzer aus Asien sein, hat aber recht liberale, wenn auch komplizierte Registrierungsregeln.

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Von
  • Monika Ermert

Am 9. Oktober starten die ersten beiden Vorregistrierungsphasen für .asia-Adressen: Erst einmal sind Regierungen (bis zum regulären .asia-Start) und Markeninhaber (bis 30. Oktober) mit ihren Registrierungswünschen für die Asien-Domain dran. Ab dem 13. November können Markeninhaber, aber auch Nutzer nicht markengeschützter Firmennamen ihre Namensansprüche anmelden. Die Öffnung der Adresszone für alle soll ums chinesische Neujahr herum starten, sagte .asia-Geschäftsführer Edmon Chung. Man suche einen Tag, der nirgendwo auf der Welt ein Feiertag sei, "da bleiben nicht viele Tage übrig".

Die neue .asia-Domain will ähnlich wie die .eu-Adresszone in erster Linie die Domain für Nutzer aus Asien sein: "von Asien, für Asien" lautet das Motto. Aber in vielen Punkten unterscheidet sie sich von ihrer europäischen Schwester. Das fängt schon beim Zugang zu den Adressen an: Schloss die EU alle Nicht-EU-Interessenten von .eu aus, selbst die ziemlich europäischen Schweizer, zeigt man sich bei .asia ganz offenbar pragmatisch – je mehr Nutzer, desto schneller wird die Adresszone bekannt und gewinnt an Wert. Also müssen nicht-asiatische Domainregistrierer sich etwa lediglich eines Registrars in Asien bedienen. Europäer beziehungsweise europäische Firmen können sich eine .asia-Adresse dann registrieren, wenn sie etwa einen Admin-C (administrativen Ansprechpartner) oder einen Tech-C (technischen Ansprechpartner) für ihre Wunschdomain in Asien nachweisen können. Die asiatische Community in Übersee benötigt nicht einmal das. Den Ärger, den die .eu-Registry Eurid damit hat, die nicht zugelassenen nicht-EU-Domainregistrierer wieder los zu werden, erspart man sich so wohl.

Bei der Verabschiedung von allgemeinen und Vorregistrier-Regeln gibt sich der .asia-Betreiber sehr offen. "Ich denke, wir sind die erste Top Level Domain , die Entwürfe der Sunrise-Regeln für Konsultationen offen zugänglich gemacht hat", meint Chung. Das Ergebnis waren vier verschiedene Entwürfe und viele Kompromisse mit Markenrechtsinhabern, wie er einräumt. Auch sind die Regeln noch komplizierter als alles, was es bisher so gab: In Phase zwei etwa wird unterschieden zwischen Markeneintragungen, die vor dem 16. März 2004 (dem Datum der .asia-Bewerbung bei der Internet Corporation for Assigned Names and Numbers ICANN) und solchen, die vor dem 6. Dezember 2006 (vor der Vertragsunterzeichnung zwischen ICANN und .asia) eingetragen wurden. Erstere können im Oktober-Slot registrieren, letztere zwischen November und Januar. Mit der Staffelung erspart man sich wenigstens zum Teil die Spekulanten, die beim Start der .eu zu unsinnigen Last-Minute Markeneintragungen führten.

Daneben erlaubt der .asia-Betreiber im November auch die Vormerkung zusammengesetzter Markennamen, allerdings auf der Basis der Kategorie, für die die Marke eingetragen wurde. Außerdem kommen hier nicht-eingetragene Firmennamen zum Zug. Gibt es verschiedene Registrierungen für ein und denselben Namen, setzt man nicht auf ein weises Urteil, sondern schlicht auf eine Auktion, frei nach dem Motto: Möge der, der mehr Geld für die Domain zu bezahlen bereit ist, sie auch bekommen. Das hält man auch noch für den ersten Teil der normalen Registrierphase so: Im sogenannten "Landrush" werden Konkurrenten ebenfalls zur Auktion gebeten.

Die Auktionen bringen vielleicht gleich etwas Geld in die Kasse der neuen Registry. Überschüsse muss sie satzungsgemäß allerdings in soziale Projekte zur Überbrückung der digitalen Spaltung stecken – wie Eurid arbeitet man als Non-Profit-Unternehmen. Die 10.000 Dollar, die die sogenannten Pionierbewerber bis zum 10. September für 300 von ihnen beantragte besonders interessante .asia-Domains hinterlegt haben, werden diesen als Marketingkapital zurückerstattet. Das Pionierprogramm sollte vor jeder Vorregistrierphase den Innovativen eine Chance geben, durch ein interessantes Domainprojekt einen Namen zu ergattern. Ein eigenes Gremium soll die Bewerbungen jetzt begutachten – die Vorschläge werden kommende Woche veröffentlicht, sodass auch die Öffentlichkeit wieder ein Wörtchen mitreden kann. "Wir sind eine Adresszone von unten," betonte Chung, "nicht so sehr top-down wie .eu."

In der Frage, wie sich .asia in Zukunft verhalten will, wenn seine rund 20 Länderregistry-Mitglieder sich über bestimmte Adresszonen oder Inhalte beschweren, wird Chung diplomatisch. Immerhin sitzen politisch so ungleiche Partner wie die Länderregistries von China, Taiwan, Indien, Japan, Korea, Afghanistan und Iran mit am Tisch. Man wolle eine Plattform für alle Nutzer in Asien sein, sagte Chung auf die Frage, ob man auch die nicht immer staatstragenden Blogger aufnehmen wird.

Mit diesem Ziel vor Augen hat man künftig auch noch ein anderes, ziemlich großes Projekt vor sich: die Mehrsprachigkeit. Natürlich habe man schon in die ursprüngliche Bewerbung hineingeschrieben, dass man auch die jeweils landessprachlichen Versionen für .asia gerne möchte, also .asia in arabischen, chinesischen, japanischen und allen anderen Zeichensätzen, die es gibt in der Region. Doch darauf hat sich ICANN nicht eingelassen. Ob man sich nun für jede der einzelnen Sprachen einzeln bewerben muss? Hier drohen noch deftige Diskussionen bei ICANN. Chung will sich lieber erst einmal um einen guten Start von .asia kümmern. (Monika Ermert) / (jk)