c't 3003: Apple vs. x86 - wer was besser kann

Die Apple-Prozessoren M1 (und bald M2) sorgen für Furore. Aber ganz abhängen können sie AMD und Intel noch nicht. c't 3003 zeigt, wer was besser kann.

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Lesezeit: 11 Min.
Von
  • Jan-Keno Janssen

Apple-Prozessoren sind leistungsstark und sparsam, in vielen Fällen schneiden sie besser ab als die x86-CPUs von AMD und Intel – aber auch nicht immer. Wir haben mit Foto-, Video- und Musik-Software nachgemessen, wer welche Disziplinen am besten beherrscht. Dieses c't-3003-Video ist eine Adaption der "Apple M1 gegen AMD und Intel"-Titelstrecke des c't Magazins.


Transkript des Videos
(Hinweis: Es handelt sich hier um einen Bonusinhalt für Menschen, die das Video oben nicht schauen können oder wollen. Die Informationen auf der Bildspur gibt das Transkript nicht wieder.)

Apples M1- beziehungsweise M2-Prozessoren sind in vielen Belangen der Konkurrenz von Intel und AMD überlegen, vor allem zieht Apple Silicon viel weniger Strom aus der Steckdose und bleibt kühler. Interessant ist aber, wo Apple gegenüber PCs den Kürzeren zieht. Also: Was können x86-Rechner besser? Wir haben sehr viele Messungen mit unterschiedlichen Apple-M1-, Intel- und AMD-Prozessoren gemacht, und zwar mit ganz vielen Musikprogrammen wie Ableton und Cubase, mit Photoshop, mit Lightroom, mit Videoschnittprogrammen… Und die Ergebnisse sind zum Teil wirklich erstaunlich. Achso, und eine Einschätzung zu den gerade angekündigten M2-CPUs, die gibt’s zum Schluss auch. Bleibt dran!

Liebe Hackerinnen, liebe Internetsurfer, herzlich willkommen hier bei....

Wir haben ja vor ein paar Wochen ein Video gemacht, in dem wir zwei Apple-Studio-Rechner gegen meinen Schnitt-PC haben antreten lassen. Das Video kam bei euch ganz gut an, aber einige haben kritisiert, dass das ja ungerecht sei, weil mein Windows-PC keine brandaktuelle CPU eingebaut hat. In diesem Video gibt es nun ganz viele Vergleiche mit neueren PCs. Meine Kollegen vom c’t Magazin haben einen richtigen Testmarathon gemacht und ganz viel Software mit etlichen unterschiedlichen PCs durchgemessen. Das Besondere dabei: Sie haben keine synthetischen Benchmarks, also sowas wie 3DMark oder Geekbench verwendet, sondern „echte“ Aufgaben in Produktivitätssoftware. Zum Beispiel gemessen, wie viel Audiospuren unterschiedliche DAWs (Digital Audio Workstations wie Ableton Live oder Cubase) schaffen, wie schnell RAW-Entwicklung in Fotosoftware wie Photoshop, Lightroom und Affinity Photo klappt, ja, und wie schnell Videoschnittprogramme rendern.

Zwei x86-Rechner haben die c’t-Kollegen extra dafür zusammengestellt, um den Mac Studios Paroli zu bieten. Einmal eine mit Intel-CPU, einmal mit AMD-Prozessor. Die Intel-Variante hat einen

- Core i7-12700
- 32 GByte DDR4-3200-Arbeitsspeicher
- Samsung-980-SSD
- GeForce-RTX-3060-Ti-Grafikkarte

Der i7-12700 hat 12 echte Kerne, davon 4 niedrig getaktete sogenannte Effizienzkerne, und kann 20 Threads gleichzeitig bearbeiten. Mit diesen Effizienzkernen tastet sich Intel ein kleines bisschen an Apple Silicon heran: Die M1er und M2er haben auch solche Effizienzkerne, die dazu dienen, den Energieverbrauch zu senken: Braucht das System gerade nicht viel Leistung, nutzt es die Stromspar-Kerne. Eigentlich ganz clever.

AMD hat (noch?) keine Effizienzkerne, dafür aber ganz viele normale: Die Kollegen haben den Ryzen 9 5950X ausgesucht, der mit 16 Kernen und 32 Threads aufwarten kann. Der Rest des Systems ist identisch zum Intel-Rechner:

- Ryzen 9 5950X
- 32 GByte DDR4-3200-Arbeitsspeicher
- Samsung-980-SSD
- GeForce-RTX-3060-Ti-Grafikkarte

So, und bevor wir jetzt ans Eingemachte gehen, müssen wir kurz übers Geld sprechen. Beide PCs, also Intel und AMD, kosten komplett deutlich weniger als 2000 Euro. Die beiden Mac Studio, die in diesem Test verglichen werden, kosten einmal 7130 Euro (M1 Ultra mit 20 CPU-Kernen, 64 Grafikkernen und 128 GByte RAM) und 3680 Euro (M1 Max mit 10 CPU-Kernen, 32 Grafikkernen-Kernen und 64 GByte RAM).

Fangen wir mal an mit den Videoprojekten. Hier haben wir uns die Exportdauer in Premiere Pro und DaVince Resolve angeschaut. Dabei handelte es sich immer um das gleiche 4K-Videoprojekt. Und hier haben die M1er tatsächlich nur bei Resolve mit GPU-Unterstützung die Nase vorn. In allen anderen Tests liegen die AMD- und Intel-Rechner entweder gleichauf oder sind sogar schneller. Am krassesten ist der Unterschied bei Premiere Pro beim Rausrendern im „Nur Software“-Modus, also ohne explizite Grafikkarten-Beschleunigung. Dieser Modus ist in der Praxis sehr relevant, weil er nämlich meist bessere Bildqualität bietet als GPU-beschleunigte Modi. Kurioserweise nutzt er übrigens trotzdem die Grafikkarte, aber nicht so stark wie im explizit GPU-beschleunigten CUDA-Modus. Hier jedenfalls ist das Video bei dem i7-12700 mit RTX3060TI nach 2:53 Minuten fertig, bei den Mac Studios dauert es 4:37 und sogar 7:23 Minuten.

Aber: Der Intel-PC ballert dabei 160 Watt, während die Mac Studios maximal 59 Watt aus der Steckdose ziehen. Also grob ein Drittel.

Kommen wir zu Photoshop. Hier wird ziemlich deutlich, dass die Software offenbar nicht wirklich gut optimiert ist, da haben wir komische Dinge gemessen. Bei den Tests mit Photoshop kam als Vergleichsrechner zusätzlich zum Mac Studio mit M1 Max ein Mac Mini mit normalem M1 zum Einsatz, der in der günstigsten Version nur 800 Euro kostet. Tja, und der Mac Mini arbeitete in zwei Disziplinen von allen Rechnern am SCHNELLSTEN; und zwar bei „Raw öffnen“ und „Exportvorschau PNG“. Bei Lightroom Classic lag dagegen der Mac Studio M1 Max in allen Disziplinen vorne. Bei Affinity Photo ebenfalls, außer beim Skalieren.

So, aber jetzt wird’s nochmal richtig interessant: Jetzt kommt die Musiksoftware, also Digital Audio Workstations, DAWs. Hier haben wir ermittelt, bei wie viel gleichzeitig abgespielten Spuren es Aussetzer gib,. Konkret haben wir einfach eine Drum-Spur genommen, die mit sieben Plug-in-Effekten versehen – hier haben wir Fabfilter-Plugins genommen, weil die weit verbreitet sind und in allen DAWs unter Windows und macOS laufen. Ja, und dann haben wir die Drumspur mit den Effekt-Plugins einfach so oft kopiert, bis es Aussetzer gab.

Und was soll ich sagen: Der dickste Mac Studio mit M1 Ultra wischt hier mit den anderen Rechnern den Boden auf, und zwar in nahezu allen DAWs. Klar, am besten schneidet er in Apples hauseigenem Logic Pro X ab, mit heftigen 85 Spuren. Aber auch in Ableton Live schafft kein Rechner ansatzweise die 44 Spuren des M1 Ultra.

Aber wir wollen auch nicht vergessen, dass das Teil über 7000 Euro kostet.

In dem preisgünstigeren Bereich kommen die PCs besser weg. Die getesteten PCs, die ja alle unter 2000 Euro kosten, schaffen meistens mehr Spuren als der 3600 Euro teure Mac Studio M1 Max. Wie ihr hier in der Tabelle seht, haben wir hier ein paar mehr Rechner ausprobiert. Und da haben wir einige wirklich interessante Sachen herausgefunden.

So liefert der brandneue Ryzen-7-5800X3D bei den meisten DAWs das nach dem M1 Ultra beste Ergebnis. Bei Bitwig Studio schafft er sogar zwei Spuren mehr als der superteure M1 Ultra. Und das, obwohl die CPU nur halb so viele Kerne hat wie der Ryzen 9 5950X und auch noch langsamer getaktet ist. Hä, wie kann das denn sein? Tja, der Trick ist der größere L3-Cache. Davon hat der Ryzen 5 5800X3D nämlich 96 MB statt 64 Mbyte.

Und der Unterschied ist in der DAW-Praxis ziemlich groß, außer bei Avid und Cubase schafft der 5800X3D deutlich mehr Spuren als die gesamte x86-Konkurrenz und als M1 und M1 Max.

Ohnehin ist das ganz kurios bei der Audio-Software: Der Mac Studio mit M1 Ultra ballert quasi alles weg, aber der Mac Studio mit M1 Max wird von fast allen x86-Rechnern geschlagen, obwohl er deutlich teurer ist. Ebenfalls absolut nicht vorausgesehen hätte ich den heftigen Unterschied zwischen DDR4- und dem schnelleren DDR5-Arbeitsspeicher. Der Intel Core-i7-12700 schafft mit DDR5-RAM bis zu 35 Prozent mehr Audiospuren als mit DDR4.

Insgesamt ist das alles nach wie vor beeindruckend, was Apple mit seinen M1ern so hinbekommt, vor allem wenn man sich parallel zur Leistung auch den Energieverbrauch anschaut. Wenn man noch eine dicke Grafikkarte in einen x86-PC steckt, da zieht so ein System schonmal 600 Watt und mehr aus der Steckdose. Beim allerstärksten erhältlichen M1-Apple, dem Mac Studio mit M1 Ultra, haben wir dagegen im allerschlimmsten Fall nur 117 Watt gemessen; und im Leerlauf nur 13 Watt. Und das Teil hat auch eine echte gute Grafikleistung.

Das ist natürlich alles optimal für akkubetriebene Rechner wie Notebooks, und deshalb ist es auch ganz folgerichtig, dass Apple gerade eben angekündigt hat, dass der Macbook Air der erste Apple-Computer mit dem neuen M2-Prozessor wird. Testen konnten den noch niemand, weil die Geräte erst im Juli erscheinen. Apple verspricht aber nochmal 18 Prozent mehr CPU-Effizienz und 35 Prozent mehr GPU-Effizienz. Wie genau das getestet wurde, ist leider unklar, Apple spricht da nur von „Standard-Benchmarks“, was auch immer das sein soll. Aufgefallen ist uns, dass der M2 anders als die x86-Konkurrenz immer noch keine AV1-Videos in Hardware dekodieren kann – AV1 nutzt zum Beispiel Youtube. Auffällig auch, dass der M2 nicht wie erhofft im effizienteren 3-Nanometer-Prozess gefertigt wird, sondern wie der M1 in 5 Nanometern. Mal sehen, ob eventuell die Mac Minis oder Mac Studios mit M2 in 3 Nanometern kommen.

Generell kann man auf jeden Fall sagen, dass sich Intel, AMD und Nvidia richtig ins Zeug legen müssen; weil vor allem in Sachen Effizienz Apple jetzt schon haushoch überlegen ist. Mit dem M2 wohl noch mehr. Erstaunlich ist vor allem die gute Grafikleistung der Apple-Silicon-Rechner, die absolut mit einem x86-Rechner mit einer mehrere hundert Euro teuren extra Grafikkarte mithalten können. Die Windows-Welt kann von Glück sagen, dass in der Apple-Welt erst sehr wenige Spiele unterstützt werden – sollte sich das ändern und Apple wird auch noch eine ernstzunehmende Spiele-Plattform, tja, dann kann es echt gefährlich werden für Wintel. Aber zurzeit gibt es außer Spielen auch noch viele andere Disziplinen, für die Rechner mit AMD und Intel-CPU besser geeignet sind als Apple-Computer, das zeigt ja auch dieses Video. Es bleibt also spannend. Tschüss!


c't 3003 ist der YouTube-Channel von c't. Die Videos auf c’t 3003 sind eigenständige Inhalte und unabhängig von den Artikeln im c’t magazin. Redakteur Jan-Keno Janssen und die Video-Producer Johannes Börnsen und Şahin Erengil veröffentlichen jede Woche ein Video.

(jkj)