c't 3003: Das Steam Deck 2023 | Lohnt sich das noch?

Das Steam Deck ist seit einem Jahr auf dem Markt. Lohnt sich der Kauf der Handheld-Konsole für PC-Gamer noch? c't 3003 macht den Test.

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Lesezeit: 15 Min.
Von
  • Jan-Keno Janssen
Inhaltsverzeichnis

Das Steam Deck von Valve hat seit seiner Einführung Anfang 2022 viel Lob und Kritik erhalten. Probleme, wie der zu laute Lüfter, oder Schwierigkeiten mit externen Displays sollen mittlerweile per Softwareupdate behoben sein. Da lohnt es sich nochmal genauer hinzuschauen und die Frage zu stellen: Lohnt sich das Steam Deck auch ein Jahr nach Release noch?

(Hinweis: Es handelt sich hier um einen Bonusinhalt für Menschen, die das Video oben nicht schauen können oder wollen. Die Informationen auf der Bildspur gibt das Transkript nicht wieder.)

Guck mal hier, das ist ein Steam Deck. Das ist jetzt seit über einem Jahr auf dem Markt und wir haben uns gefragt, was ist da eigentlich passiert in diesem Jahr? Ist das Ding besser geworden? Am Anfang wurde das Steam Deck ja ganz schön viel kritisiert. Zum Beispiel der zu laute Lüfter. Dass es keine Anzeigen im Store gibt, welche Spiele laufen und welche nicht. Probleme mit externen Monitoren und so weiter und so weiter. Und kann man das Steam Deck inzwischen sogar gut als stationäre Konsole verwenden, also als Playstation- oder Xbox-Ersatz. Außerdem natürlich: Lohnt sich das 2023 überhaupt noch ein Steam Deck zu kaufen. Bleibt dran!

Liebe Hackerin, liebe Internetsurfer, herzlich willkommen hier bei…

Ich weiß nicht, wie euch das geht, aber zumindest in meiner Nerdbubble gibt es ziemlich viele Steam Deck Fans. Ich hatte das Teil ja bislang nur mal testweise als Büro PC im Einsatz und ich muss sagen, dass es mich damals schon recht positiv überrascht hat. Aber vieles war auch noch nicht optimal. Lasst uns doch mal durch die damaligen Kritikpunkte durchgehen und gucken, was inzwischen gefixt wurde.

Ganz klare Sache, das ist inzwischen super gelöst. Man kann auf dem Steam Deck einfach sagen, zeig mir nur für das Steam Deck optimierte Spiele an und dann sind da eben nur die Titel, die offiziell überprüft wurden und zu 100 % laufen. Über 3200 gibt es laut der inoffiziellen Datenbank SteamDB davon inzwischen. Hier guck mal, wenn man auf dem Steam Deck in den Shop geht, gibt es direkt ganz oben für das Steam Deck optimierte Spiele und da ist dann wirklich nur Zeug drin, was offiziell verifiziert ist. Und auch wenn man außerhalb dieses optimierte Spiele Tabs ist, also irgendwo anders im Store, wird bei jedem Spiele Thumbnail oben rechts so ein kleines Icon angezeigt. Das hier mit dem Grün bedeutet verifiziert, das mit dem Schwarz bedeutet, läuft gar nicht, davon gibt es aber echt wenige und das mit Gelb heißt spielbar. Bei unseren Tests haben wir etliche Games probiert, die nur als spielbar geführt sind, also eine Stufe unter verifiziert und das waren niemals echte Probleme.

Zum Beispiel hier bei Batman: Arkham City ist das einzige Problem, dass man im Hauptmenü nicht mit dem Gamepad durch die Einträge wechseln kann, sondern einmal per Touchscreen tippen muss. Das ganze restliche Spiel läuft absolut perfekt. Bei Atari 50: The Anniversary Celebration ist das angebliche Problem, dass die Texte im Spiel sehr klein sind und deshalb schwer lesbar und dass die Auflösung beim allerersten Start nicht die native Steam Deck Auflösung ist. Man muss also einmal manuell konfigurieren und ab dann läuft es perfekt. Also echt Kleinkram. Und übrigens, bei zu kleinen Bildschirmtexten kann man per Shortcut eine Bildschirmlupe aufrufen, wenn man das will. Was genau die Problempunkte sind, wenn da nur spielbar steht, sieht man übrigens im Shop immer, wenn man hier unten auf Details geht. Und etwas kurios, wir haben wie gesagt etliche Spiele gesehen, die nur als spielbar deklariert sind und perfekt liefen, dafür andere, die auf verifiziert stehen und eher ziemlich rumpelig liefen, wie zum Beispiel Hogwarts Legacy. Im Großen und Ganzen funktioniert das alles aber wirklich super, da kann man wenig meckern.

Vor allem, weil ganz klar ist, dass die Spieleentwickler in Zukunft auch selbst ein großes Interesse haben, das Steam Deck-Verified-Logo zu bekommen und ihre Titel deshalb ordentlich anzupassen. Hier muss ich auch noch mal ganz kurz erwähnen, wie cool das eigentlich ist, dass das Steam Deck ja unter Linux läuft und die meisten Spiele ja eigentlich Windows Titel sind. Das Ganze läuft über die Proton-Emulationsschicht und das funktioniert trotzdem alles total geschmeidig.

Bei vielen Tests zur Steam Deck Einführung wurden der laute und ständig aktive Lüfter kritisiert. Sogar beim Rumsurfen im Steam-Store war damals der Lüfter oft permanent an. Tatsächlich wurde dieses Problem schon kurz darauf per Software deutlich verbessert. Aber natürlich kann die Software am mechanischen Lüftergeräusch nichts ändern. Das heißt, wenn das Steam Deck heiß wird, läuft der Lüfter mit voller Power. Das kann schon nerven. Aber bei Spielen mit geringer Hardware-Auslastung ist der Lüfter wenig oder sogar gar nicht zu hören. Nutzt man zum Beispiel den Desktop-Modus und lässt einfach nur den Desktop anzeigen, bleibt der Lüfter die ganze Zeit aus. Im normalen Steam Deck Modus, also dort wo man die Spiele auswählt, ist der Lüfter bei unseren beiden Testgeräten meist aus, geht aber hin und wieder für einige Sekunden an. Nur ganz leise und nur in ruhiger Umgebung wahrnehmbar, ist also kein Riesenproblem, nervt aber ein ganz kleines bisschen, finde ich.

Das Steam Deck wird übrigens mit zwei unterschiedlichen Lüftern ausgeliefert, einer von Delta, einer von Huaying. Wir haben jeweils ein Steam Deck mit den unterschiedlichen Varianten in die Redaktion geholt, mein Kollege Sahin war damit in der c’t-Audio-Messkammer. Jo, also unser erstes Steam Deck Testgerät im März 2022 war in Sachen Lüfterlautstärke noch katastrophal. Unter Volllast röhrte es mit bis zu 1,7 sone, im Menü mit immer noch 0,4 sone. Zumindest im Stillstand hat Valve das mit einem Softwareupdate in den Griff bekommen. Nun springt der Lüfter im Leerlauf nur noch ganz sporadisch an und das so leise, dass wir es nicht mal zuverlässig messen konnten. Unsere beiden Testgeräte mit Delta und Huaying-Lüfter gingen aber im Mittelwert unter Volllast immer noch auf ungefähr 1,5 sone hoch. Und bei deaktiviertem Lüfterfix rüttelten sie weiterhin in Menüs fast dauerhaft mit 0,4 sone. Aber auch wenn die Sonewerte nahezu identisch sind, hören sich die Lüfter ein bisschen unterschiedlich an. Hier der Delta und hier der Huaying. Mega Unterschied, oder?

Welcher Lüfter eingebaut ist, sieht man in den Systemeinstellungen unter System --> Modell-/Seriennummern. Auf iFixit gibt es eine Anleitung, wie man den Lüfter umbaut und man kann ihn dort auch direkt für 24,95 Euro kaufen, wenn er denn lieferbar ist.

Wollte man das Steam Deck auf externen Displays nutzen, gab es anfangs immer wieder Probleme. Bei meinen Versuchen damals wurden zum Beispiel Teile des Menüs nicht angezeigt. Inzwischen läuft das Ganze aber so smooth, dass mein Kollege Sahin das Steam Deck als stationäre Konsole benutzt, und zwar als Alternative zur PS5. So sieht das in Aktion aus. Die PS5 hat natürlich leistungsfähigere Hardware und Playstation exklusive Spiele, dafür kann man aber beim Steam Deck die eigene Steam Spiele Sammlung nutzen. Und wer bislang hauptsächlich am PC gespielt hat, muss bei einer echten Spielkonsole dummerweise alles neu kaufen. Und vor allem hat man dann halt auch zwei getrennte Spielesammlungen mit getrennten Savegames.

Mit dem Steam Deck kann man am eigenen Desktop Gaming PC spielen, speichern und dann auf dem Deck an der gleichen Stelle weitermachen. Die Leistung reicht Sahin aus, sagt er. Er spielte darauf zum Beispiel Red Dead Redemption 2 mit AMDs FSR-Hochskalierung auf 1080p Auflösung mit 30 FPS. Bluetooth-Controller lassen sich problemlos anbinden, z.B. der PS5-Controller. Ein paar Mini-Probleme hat er dabei. Ab und an ist der Controller nach dem Aufwachen aus dem Sleep nicht mehr verbunden, man muss ihn dann über die Bluetooth-Einstellung neu koppeln. Außerdem gibt es bisher keine Möglichkeit, den Akkustand in SteamOS zu checken. Und bei einigen Spielen, wie beispielsweise Red Dead Redemption 2, wird im Spiel nur das Xbox-Controller-Layout angezeigt. Das ist alles nicht schlimm, aber ein bisschen nervig.

Übrigens muss man für den Anschluss an ein externes Display nicht zwingend, das ungefähr 100 Euro teure Valve Steam Deck Dock verwenden. Für rund 50 Euro gibt es schon Gute. Wir haben ein Modell in der Beschreibung verlinkt, was bei unseren Tests super funktioniert hat.

Während es am Anfang viele kleine Problemchen gab, ist die Software inzwischen definitiv ausgereifter. Ein paar Kleinigkeiten sind uns aber noch aufgefallen. So verlor das Steam Deck bei zwei unserer Testgeräte sporadisch die WLAN-Verbindung. Das konnten wir aber leicht beheben, indem wir im Desktop-Modus hier in den WLAN-Einstellungen IPv6 deaktiviert haben. Außerdem passiert selten, aber halt schon manchmal, dass ein Spiel beim ersten Versuch nicht startet. Da muss man dann einfach abbrechen und nochmal versuchen, dann ging es immer bei unseren Tests. Noch ein Tipp, wenn man die Konsole einfach beim Spielen in den Sleep-Modus versetzt, wird der Spielstand in der Cloud nicht aktualisiert. Dafür muss man das Spiel einmal manuell beenden.

Das war zwar kein Kritikpunkt zum Start des Steam-Decks, aber es ist heute einer. Lohnt sich 2023 überhaupt noch das Steam Deck zu kaufen? Klare Antwort: Ja, denn es zeichnet sich keine neue Version ab, die man abwarten könnte. In einem Interview sagte Valve-Designer Lawrence Yang, dass in den nächsten Jahren keine neue Variante mit einer signifikanten Steigerung der Leistung erscheinen würde. Und das Preis-Leistungs-Verhältnis ist auch heute noch richtig gut. Die günstigste Version des Steam Decks kostet 419 Euro, deutlich weniger als ein Gaming-Notebook mit vergleichbarer Leistung und sogar Gaming-PCs ohne Display und Zubehör in diesem Preissegment haben meist deutlich weniger Grafikleistung als das Steam Deck.

Das Steam Deck macht extrem viel richtig und ist heute definitiv ein ganzes Stück besser als noch zum Start. Valve hat sich wirklich vorbildlich um die Software gekümmert und die meisten Kritikpunkte ausgebessert. Vieles ist auch nur fühlbar und nicht messbar. So liegt das Steam Deck extrem gut in der Hand. Knöpfe fühlen sich robuster an als beispielsweise bei der Nintendo Switch und ja, das ist einfach super. Ich habe jetzt schon öfter gehört, dass Leute auf ihrem Steam Deck irgendein altes Spiel aus ihrer Bibliothek nur so testweise gestartet haben und es dann nochmal durchgespielt haben, einfach, weil sich das Teil so gut anfühlt. Das ist mir übrigens auch schon passiert. Ich finde auch interessant, dass Leute ihr Steam Deck total unterschiedlich nutzen.

Für mich ist es zum Beispiel die Emulations-Konsole, auf der ich zurzeit am liebsten alte Klassiker spiele. Das Steam Deck ist ein ganzes Stück leistungsfähiger als viele Emulation-Handhelds aus China und spielt neben den ganzen 16-Bit-Konsolen auch meist ruckelfrei GameCube- und PS2-Spiele ab. Sogar die Switch Emulation soll inzwischen ganz gut funktionieren. Das habe ich aber noch nicht ausprobiert und das ist wirklich wahr und das sage ich nicht, weil ich Angst vor Nintendos Anwälten habe.

Es gibt mit EmuDeck und RetroDeck inzwischen voll auf das Steam Deck ausgelegte Emulationspakete. Und auch das Emulations-Linux Batocera ist inzwischen in einer Steam Deck Version erhältlich. Zu Batocera hatten wir ja schon mal ein Video gemacht, sollen wir vielleicht auch noch eins nur zu Spiele Emulation auf dem Steam Deck machen? Also wie man das installiert und welche Konsolen und Computer wie gut laufen? Schreibt es gerne in die Kommentare.

Ja und dann gibt es ja auch Leute wie Sahin, die das Steam Deck praktisch nur stationär als Wohnzimmer-PC-Spielkonsole nutzen und auf aktuelle Titel wie Elden Ring, Witcher 3 Remastered und Spider-Man spielen. Und anders als mit vielen echten Spielkonsolen auch Tools wie TeamSpeak benutzen können und auch noch weniger Geld ausgeben, weil PC-Spiele meist etwas günstiger sind als die Konsolen-Varianten. Hier auf YouTube gibt es inzwischen auch etliche Channels, die sich nur mit der Optimierung von Steam Deck Games beschäftigen und herausfinden, mit welchen Einstellungen man den besten visuellen Eindruck rausholen kann.

Und meine c‘t-Kolleginnen und Kollegen von c’t zockt haben eine eigene Playlist nur mit Windows spielen unter Linux, also mit Proton, was ja auch auf dem Steam Deck benutzt wird. Schaut da doch mal rein, ist sehr interessant. Ja und so ein paar Weirdos wie ich nutzen das Steam Deck halt auch als angenehm schnellen Linux-Rechner zum Arbeiten. Das geht halt alles irgendwie. Es gibt eine riesige Steam Deck-Community inzwischen, weshalb man bei Problemen auch schnell Hilfe bekommt. Also wirklich bis auf die vier vorher erwähnten Kritikpunkte ist das Steam Deck wirklich ein tolles Gerät. Und was ich auch noch mal erwähnen muss, dank Steam Deck und vor allem SteamOS hat Valve extrem viel für die Linux Gaming Community getan. Der von Valve mitentwickelte Kompatibilitätslayer Proton lässt sich von allen Linux Systemen verwenden. Es profitieren also auch Linux Leute vom Steam Deck, die gar kein Steam Deck haben. Wie seht ihr das? Ist das Steam Deck ein guter Gaming-PC oder ist das alles Quatsch wegen Linux? Wollt ihr lieber Windows haben? Schreibt das gerne in die Kommentare und abonnieren und Glocke natürlich. Tschüss!


c't 3003 ist der YouTube-Channel von c't. Die Videos auf c’t 3003 sind eigenständige Inhalte und unabhängig von den Artikeln im c’t Magazin. Die Redakteure Jan-Keno Janssen und Lukas Rumpler sowie die Video-Producer Şahin Erengil und Pascal Schewe veröffentlichen jede Woche ein Video.

(jkj)