c't 3003: Was kann Android 13 – und was immer noch nicht?

Die allererste Vorabversion von Android 13 ist da, c't 3003 hat sie ausprobiert: Mehr Sicherheit, mehr Bluetooth, mehr Design.

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Lesezeit: 12 Min.
Von
  • Jan-Keno Janssen
Inhaltsverzeichnis

Android 13 ist da – also zumindest die allererste Vorab-Version, die "Developer Preview 1". c't 3003 hat sie installiert.


Transkript des Videos:

Ich hab Android 13 auf meinem Pixel 4a installiert, und zwar die allererste Version, die Developer Preview 1. In diesem Video zeige ich euch nicht nur die neuen Funktionen von Android 13, sondern auch welche Fehler da bislang noch drinstecken. Bleibt dran.

Liebe Hackerinnen, liebe Internetsurfer, herzlich willkommen hier bei c't 3003!

Falls ihr euch jetzt wundern solltet: Hä, Android 13, ich hab doch noch nicht mal Android 12? Ja, ich weiß, ihr seid nicht die einzigen – also ganz und gar nicht: Hier ist die aktuellste Statistik von Google, welche Android–Version auf wie vielen Geräten installiert ist. Ja, und was soll ich sagen, die Zahlen sind peinlich: Über ein Viertel der Geräte läuft mit Android 9 oder älter, also einem Betriebssystem, was im Sommer 2018 (!) veröffentlicht wurde. Android 11, also das von 2020 kommt auf 24,3 Prozent – und Android 12 ist noch gar nicht mit drin, obwohl das zum Zeitpunkt der Erfassung schon auf Pixel-Smartphones ausgeliefert wurde. Früher hat Google diese Zahlen mal monatlich veröffentlicht, machen sie aber nicht mehr – vermutlich ist es ihnen ein bisschen unangenehm.

Ich hab mal die Kollegen bei heise online gefragt, die können dort ja die sogenannten "User Agents" sehen; also quasi die Begrüßungsnachrichten, die jeder Browser an Webserver schickt – und da steht auch die Betriebssystemversion drin: Und klar, bei heise.de ist das Publikum ja deutlich technikaffiner als im Gesamtvergleich – ja, und da läuft mit Abstand am häufigsten das Android vom vorletzten Jahr, also Android 11. Android 12 liegt bei heise.de aber zumindest vor Android 10 und älter.

Klar ist: Diese sogenannte Fragmentierung ist nach wie vor ein Problem. Während bei Apples iOS einfach alle Geräte, die jünger sind als vier bis sieben Jahre, sofort die Updates bekommen, ist man bei Google auf die Hersteller angewiesen. Ja, und die hatten in der Vergangenheit immer eher ein Interesse daran, neue Geräte zu verkaufen, als sich um die Updates zu kümmern. Ganz langsam wird das besser, viele Hersteller versprechen jetzt zumindest vorab, wie viele Jahre sie Updates bereitstellen. Und: Was Google auch macht: Sie koppeln Kernelemente vom Betriebssystem ab, so dass sie diese einfach über den PlayStore updaten können – unabhängig von der Betriebssystemversion. Das heißt: Wenn man ein Handy von einem unzuverlässigen Hersteller hat, der sich nicht um Updates kümmert – dann bekommt man einige Sachen trotzdem direkt von Google aktualisiert. Project Mainline nennt sich das.

Aber genug Theorie, was kann es denn so, dieses Android 13? Um diese Frage zu beantworten, habe ich die Developer Preview 1 auf einem Pixel 4a installiert. Danach kommt noch die Developer Preview 2 und voraussichtlich drei Beta-Versionen, bis zur finalen Version im Spätsommer – wir sind also noch sehr früh dran. Ich würde deshalb auch absolut davon abraten, die Version auf einem normal genutzten Smartphone zu installieren, dafür ist das alles noch zu instabil. Und ganz wichtig: Es können auch Funktionen, die in den Vorabversionen drin sind, zur finalen Version wieder entfernt werden.

Trotzdem ganz kurz dazu, wie ich die Developer Preview 1 von Android 13 aufs Handy bekommen habe: Anders als bei den Betaversionen reicht es nicht, sich bei Google fürs Betaprogramm anzumelden und dann kommen die Dinger einfach als Updates over the air, nein, man muss das Telefon komplett zurücksetzen und das Image manuell über ein USB-Kabel aufspielen. Seit einiger Zeit geht das allerdings ohne Kommandozeilentools oder Ähnliches, man kann das einfach im Browser machen: Auf flash.android.com gehen und los gehts, dank der WebUSB-Technik in Chrome und Edge. Das ist tatsächlich recht elegant.

So, aber nun, was gibts denn nun Neues bei Android 13? Ich stelle hier mal sechs Sachen vor und ordne die grob nach Wichtigkeit.

Wirklich eine wichtige Funktion: Man kann jetzt endlich Apps nur einzelne Fotos freigeben. Bislang gab es nur an und aus, also entweder alle Fotos freigeben oder gar keine. Und ja, das ist irgendwie nicht so toll, vielleicht nicht so vertrauenswürdigen Apps die komplette Fotobibliothek zu öffnen. Die Möglichkeit, die Fotofreigabe zu beschränken, will Google übrigens auch auf die Android–Versionen 11 und 12 pushen – ich habe ja gerade schon von Project Mainline erzählt, das Funktionen abkoppelt und über den Playstore verteilt. Apples iOS hat die Funktion übrigens seit Version 14, also seit vorletztem Jahr.

Das sieht man noch nicht, aber das kommt: Ebenfalls als über den Playstore installierbare Mainline-Module bringt Google mit Android 13 die Unterstützung von Bluetooth LE Audio und Ultra Wideband. Für Bluetooth Low Energy Audio gibt es zwar noch so gut wie keine Hardware, aber langfristig wird das cool: Damit kann man nämlich nicht nur stromsparendere Kopfhörer bauen, sondern auch die Latenz verringern. Ultrawideband beziehungsweise UWB ist eine Funktechnik, die vor allem zur Positionsbestimmung eingesetzt werden kann. Die Apple–Konkurrenz benutzt das schon länger, zum Beispiel für die Airtag-Finde–Anhänger.

Android 12 hatte die umfangreichste Design-Überarbeitung seit Android 5 dabei, es ist also klar, dass Android 13 nicht schon wieder alles umwirft. (Kurz mal am Rande, weil ich gerade Apple gelobt habe: Beim Design könnte iOS langsam auch mal ein bisschen Modernisierung vertragen – ich persönlich finde Android seit Version 12 optisch fortschrittlicher.)

So, aber kleine Design-Veränderungen gehen auch bei Android 13: So gibt es nun so genannte „Themed App Icons“. Das sind monochrome App-Icon-Versionen, die sich an die gewählten Systemfarben anpassen – dadurch kann man einen sehr reduzierten Look hinbekommen und das Aussehen sehr stark an den eigenen Geschmack anpassen, weil die App-Icons visuell in den Hintergrund treten und der Hintergrund mehr in den Vordergrund tritt. Ihr versteht schon. Bislang habe ich allerdings noch nicht viele Nicht-Google-Apps gefunden, die diese Icons mitbringen – obwohl die Funktion auch schon in den Betaversionen von Android 12 enthalten war; vermutlich um Entwickler zu motivieren. Aber es waren am Ende wohl zu wenig, sodass die Funktion aus der finalen Android-12-Version wieder rausgenommen wurde. Manche Hersteller wie zum Beispiel Samsung haben das allerdings schon bei Android 12 implementiert

Hier kann ich ehrlich gesagt nicht gut einschätzen, ob das hier eine totale Spezialisten-Spezialfunktion ist, aber ich habe mich auf alle Fälle schon manchmal über ihr Nichtvorhandensein aufgeregt: Man kann in Zukunft für einzelne Apps die Sprache einstellen. Also dass die App zum Beispiel auf Englisch läuft, obwohl die Systemsprache Deutsch ist – das hätte ich zum Beispiel schon bei Spielen manchmal gerne gehabt, wenn mir die deutschen Sprecher nicht gefallen haben zum Beispiel.

Bislang war es so, dass sich die meisten Apps an die Systemsprache angepasst haben – es gab zwar schon einige Apps, die eine eigene Spracheinstellfunktion hatten, das waren aber eher wenige. Was jetzt allerdings noch schön wäre: Wenn die News im ganz linken Homescreen mehrere Sprachen unterstützen würden. Ich würde zum Beispiel gerne Android mit Deutsch als Systemsprache nutzen, aber in dieser sogenannten Discover-Ansicht ganz links auch englischsprachige Artikel finden. Da geht zurzeit nur ein Entweder-Oder – beziehungsweise muss man manuell die Google-News-App starten, damit klappen dann zwei Sprachen. Das ist auch wieder ein bisschen weird, oder Google? Dass es zwei Apps gibt, die eigentlich genau das Gleiche machen, nämlich personalisierte News anzeigen?

Es gibt in Android 13 ein paar neue Schnellstart-Kacheln, die wohl sinnvollste ist die für QR-Codes – die Erkennung davon klappt zwar auch einfach über Kamera-App, aber manchmal ist das doch fummelig, wenn der Code nicht auf Anhieb erkannt wird. Hier in der Developer Preview gibt es schon das Icon, aber dahinter verbirgt sich noch nix. Bei manchen Herstellern gibt es das allerdings auch jetzt schon. Ebenfalls neu ist die Schnellstartkachel für den Einhand-Modus. Den gabs vorher auch schon, aber bislang musste man den im Einstellungsmenü einschalten, jetzt geht es per Schnellstartleiste. Der Einhandmodus schiebt alles ein bisschen nach unten, wenn man hier unten kurz wischt, das ist ganz praktisch. Außerdem munkelt man, dass man künftig wie bei iOS die Intensität der Taschenlampe einstellen kann, das ist aber bislang noch nicht offiziell bestätigt.

Ein bisschen Kleinzeugs haben wir ebenfalls noch entdeckt, der in der finalen Android-12-Version nicht drin ist: So gibt es zum Beispiel eine Schnellauswahl mit den letzten vier Hintergründen, wenn man länger auf den Homescreen drückt. Außerdem sieht der Sicherheits-Dialog in den Einstellungen anders aus, er hat nämlich jetzt die "Sicherheitsempfehlungen" integriert, die man bisher lediglich im Google–Account gefunden hat.

Und: Die Medienplayer-Schaltfläche in den Benachrichtigungen hat jetzt mehr Funktionen, wenn das die App unterstützt. Hier zum Beispiel bei der Podcast–App Pocket Casts, links Android 13, rechts Android 12 – zum Beispiel kann man hier die Abspielgeschwindigkeit verändern. Yes! Übrigens sehr schade: Das beliebte Easter-Egg, das sich seit ewigen Zeiten hinter ein paar Tippern auf die Android–Version in den Systemeinstellungen verbirgt, ist bei der Android 13 Developer Preview 1 noch das alte von Android 12, schade. Was aber kurios ist: Während Google bei den vorherigen Android–Versionen den Süßspeisen–Codenamen nicht mehr so prominent genannt hat, findet sich bei der Developer Preview NUR der Codename bei der Versionsangabe: Da steht einfach nur "Tiramisu". Hmm, Tiramisu!

Dass Android es jetzt erlaubt, Apps nur einzelne Fotos statt die komplette Bibliothek freizugeben, ist nicht nur sinnvoll, sondern längst überfällig. Was allerdings leider noch immer nicht behoben ist, ist die ziemlich quatschige Idee, Mobilinternet und WLAN hinter einer einzelnen Schnellstart-Kachel zu platzieren – dabei schalte zumindest ich sehr häufig nur eins von beiden aus und muss dann aber immer mehrfach tippen. Ansonsten finde ich die Detailverbesserungen ganz sinnvoll, wie zum Beispiel die Pro-App-Spracheinstellung und die QR-Code-Schnellstartkachel. Ein ästhetisch interessantes Feature sind die monochromen App-Icons – da kann man sich wirklich einen sehr individuellen Look basteln, wenn denn alle App-Entwickler künftig auch so ein Icon liefern; denn schon ein einziges normales, buntes Icon zerstört ja leider den Gesamteindruck.

Aber eigentlich am interessantesten: Dass viele der wichtigsten Features nicht mehr fest in Android eingebacken sind, sondern über den PlayStore aktualisiert werden, also so Sachen wie die begrenzte Fotofreigabe und Bluetooth LE Audio. Und auch wenn die Android-Update-Situation noch lange nicht perfekt ist – es geht zumindest in die richtige Richtung. Tschüss.


c't 3003 ist der YouTube-Channel von c't. Die Videos auf c’t 3003 sind eigenständige Inhalte und unabhängig von den Artikeln im c’t magazin. Redakteur Jan-Keno Janssen und die Video-Producer Johannes Börnsen und Şahin Erengil veröffentlichen jede Woche ein Video.

(jkj)