dm und Rewe testen Warenbestandsroboter von Ubica Robotics

Roboter von Ubica Robotics sammeln Daten über den Warenbestand. Die Ketten dm und Rewe erproben den Einsatz in ihren Filialen.

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Der Roboter von Ubica Robotics erfasst den Warenstand autonom.

(Bild: WFB/Jörg Sarbach)

Lesezeit: 4 Min.

Welche Produkte sind noch da? Wo fehlt etwas im Regal? Steht dort etwas falsch? Was muss nachgeordert werden? Der Aufwand für den stationären Einzelhandel ist hoch und entsprechend teuer, wenn es um die Logistik an den einzelnen Standorten geht. Die Drogeriemarktkette dm und die Supermarktkette Rewe testen deshalb den Einsatz eines Warenbestandroboters von Ubica Robotics. Der Roboter stromert nach Ladenschluss autonom durch das Geschäft, scannt Regale sowie Mobiliar und erstellt ein digitales 3D-Abbild des Ladens. Die erhobenen Daten können dann mit Künstlicher Intelligenz (KI) ausgewertet werden, um die Regalbestückung zu verbessern, die Lagerhaltung zu optimieren oder etwa eine komplette Inventur durchzuführen.

Der Ubica Scanroboter gibt sich auf den ersten Blick recht unspektakulär: Auf einer Fahreinheit, die den Roboter lasergestützt in einem Ladenlokal navigiert, sitzt ein Mast mit einer Reihe von 2D- und 3D- Kameras. Mit ihnen nimmt der Roboter tausende Fotos auf, über die sich mittels Bilderkennung der genaue Standort der einzelnen Produkte und der gesamte Warenbestand bestimmen lässt. Nach Angaben von Ubica Robotics erfasst der Roboter auch gleich die Preisetiketten der Produkte und vergleicht sie mit der Auszeichnung am Regal. So können Fehlplatzierungen früh erkannt und Korrekturen vorgenommen werden. Auch die Anzahl der Produkte und Regallücken werden frühzeitig erfasst, sodass fehlende Produkte frühstmöglich nachbestellt und Fehlbestände aufgefüllt werden können.

Dazu sind aber weiterhin Mitarbeiter nötig, denn dies leistet der Roboter nicht. Allerdings lassen sich durch die Technik auch die Waren in der Filiale besser anordnen, um etwa die Laufwege der Kundschaft zu optimieren. Die Kunden profitieren dann zum einen von gefüllten Regalen ohne Fehlbestand und irren zum anderen weniger zwischen den Regalen umher, um ein bestimmtes Produkt aufzufinden. Insgesamt soll der Einsatz des Warenbestandsroboters zu Zeitersparnis und Kosteneinsparungen führen, verspricht Ubica Robotics.

Wie hoch die Kosteneinsparungen sein können und wie viel ein solcher Roboter kostet, darüber macht Firmenmitgründer Jonas Reiling allerdings keine Angaben, wie aus einem Bericht des Handelsblatts hervorgeht.

Die Drogeriemarktkette dm erprobt gerade die Roboter, schreibt das Handelsblatt. Dort seien derzeit neun Roboter im Einsatz. Bis zum Jahresende sollen es 50 sein. Roman Melcher, Geschäftsführer des Ressorts IT und dmTech bei der Kette, will demnach auch noch einen Schritt weitergehen und die gesammelten Daten dazu verwenden, um "individuelle Produktempfehlungen" zu geben und die Kunden "bis zum Artikel im Regal" zu führen. Für ihn sind die Roboter hauptsächlich eine Unterstützung für die Mitarbeiter. Sie sollen entlasten, nicht aber die Mitarbeiter ersetzen.

Ganz so weit wie bei dm sind die Erprobungen bei Rewe noch nicht fortgeschritten, schreibt das Handelsblatt. Hier heißt es nur, dass digitale Abbilder von Filialen erstellt worden seien.

Das Roboter-Start-up Ubica Robotics ist 2020 aus einer Ausgründung der Universität Bremen hervorgegangen. Forschungsarbeit im Rahmen des von der EU-Kommission geförderten Forschungsprojekts "Robotics Enabling Fully-Integrated Logistics Lines for Supermarkets" (REFILLS) wurden dann in das Unternehmen eingebracht und die Technik verfeinert. Zuletzt erhielt Ubica Robotics im Juli 2022 gemeinsam mit der Universität Bremen und der dmTech GmbH den euRobotics Technology Transfer Award 2022. In diesem Jahr will Ubica Robotics die Serienreife erreichen und die Skalierung aufnehmen, hat das Handelsblatt erfahren.

Der Einsatz von solchen Warenbestandsrobotern ist derweil nicht neu. So hatte etwa die US-Supermarktkette Walmart schon 2018 einen Inventurroboter von Bossa Nova eingesetzt, der nicht nur ähnlich aussieht, wie der von Ubica Robotics, sondern auch ähnliche Funktionen bei der Warenerfassung lieferte. Doch nach zwei Jahren zog Walmart, die zunächst noch bis zu 650 der Bossa-Nova-Roboter einsetzen wollten, die Reißleine. Walmart begründete dies damit, dass aufgrund von Online-Bestellabwicklungen in der Lockdown-Phase der Coronapandemie mehr Personal eingestellt wurde. Diese hätten dann die Arbeit der Roboter erledigen können. Die Mitarbeiter von Walmart hatten die Roboter aber positiv aufgenommen, weil sie ihnen eintönige Arbeiten abnahmen.

Dass den Robotern von Ubica Robotics ein ähnliches Schicksal ereilen könnte, sieht Reiling aber laut Handelsblatt nicht. Bei der Entwicklung habe man auf einen niedrigen Preis und die Erfassung einer breiten Datenbasis geachtet. Die Daten sollen sich auch für andere Services nutzen lassen.

(olb)