heise meets… Die Zukunft ist immer besser als die Vergangenheit

Nach jeder Krise wurde das Leben immer besser. Wir sollten uns daher nicht fragen, wie wir in Zukunft leben werden, sondern wie wir leben wollen.

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Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Gisela Strnad
Inhaltsverzeichnis

Im Gespräch mit Prof. Dr. Ulrich Reinhardt, wissenschaftlicher Leiter der Stiftung für Zukunftsfragen, sprechen wir über das Thema "Zukunft". In der jüngeren Vergangenheit habe die Menschheit etliche Herausforderungen überstanden und unsere Lebensqualität und unseren Lebensstandard werde wieder das alte Niveau erlangen, wenn nicht sogar besser werden. Menschen neigten dazu, die Vergangenheit zu verklären – das Gehirn erinnere sich immer nur an das Gute und Schöne. Als gesundheitlicher Schutzmechanismus werde das Schlechte und Schwierige oft ausgeblendet, zudem neigten viele Bundesbürger oftmals zur "Schwarzmalerei".

In anderen Ländern sei mehr Hoffnung und Optimismus festzustellen. Wissenschaftlich nachweisbar sei jedoch der Rückgang von Zukunftsängsten – unabhängig von Alter und Geschlecht und je höher das Einkommen, desto geringer die Ängste. In diesem Zusammenhang sei den Zahlen zufolge etwa die Arbeitslosigkeit seit der Wende halbiert worden. Die Herausforderung der heutigen Zeit sei der Fachkräftemangel und die junge Generation könne deshalb sehr viel entspannter in die Zukunft blicken.

Prof. Dr. Ulrich Reinhardt, wissenschaftlicher Leiter der Stiftung für Zukunftsfragen

Die Zukunft werde in Deutschland sehr unterschiedlich gesehen – in der Politik sei sie nur eine Legislaturperiode, in der Wirtschaft ein Quartal oder ein Jahr. Veränderung würden in Deutschland oftmals negativ gesehen, was zum Teil daran liege, dass es uns wirtschaftlich gut gehe – andere Länder würden uns darum beneiden. Wichtig sei für jede Einzelne und jeden Einzelnen, dass wir innehalten und in die Zukunft schauen.

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"Was erwarten wir von der Zukunft, Familie oder Flexibilität und Unabhängigkeit, diese Fragen sollte sich jeder von uns stellen", erklärt Ulrich Reinhardt. "Was erwarte ich in den nächsten 20 bis 30 Jahren, im Beruf, mit der Familie oder in welcher Nachbarschaft möchte ich leben." Bei vielen Menschen höre der Blick in die Zukunft bei der Urlaubsplanung auf. Nur 17 Prozent aller Bürger:innen schauten in die Zukunft und nur jeder 6. denke über die Zukunft nach.

Eine neue Studie belegt, dass Dreiviertel aller Deutschen positiver ins neue Jahr blicken wollen. Für die großen Herausforderungen unserer Zeit wie etwa den Klimawandel seien Lösungen zu finden. Ingenieure arbeiteten bereits daran. Was die Politikverdrossenheit betrifft, so müssen alle mitarbeiten und Verantwortung übernehmen. Die Digitalisierung sei ein Geschenk und wird vieles positiv verändern. "Wir dürfen bei aller Technisierung, nicht persönliches vergessen und sollten auch mit unseren KollegInnen mal wieder einen Kaffee trinken. Der Austausch zwischen Menschen ist wichtiger denn je", erklärt Ulrich Reinhardt.

Der in Deutschland bedeutungsvolle Wohlstand müsse aber gerecht verteilt werden und werde sich weiter steigern – dabei lege die junge Generation weniger Wert auf Statussymbole. Lebensqualität, Zeit für Familie und positiv verbundene Menschen werden demnach immer wichtiger. "Mehr Lebensqualität als Lebensstandard", so Ulrich Reinhardt. Studien würden belegen, dass Familie wichtiger wird, wobei der Begriff Familie neu definiert werden sollte – es kann auch die Wahl Familie sein. Das Leben in einer Gemeinschaft sei der ausschlaggebende Punkt. Die Anzahl der Scheidungen gehe schon jetzt zurück und die Zahl der Eheschließungen steige.

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Leider würde die deutsche Bevölkerung nicht mehr über Familien wachsen, da die Geburtenrate seit den 70er-Jahren zurückgehe. Bevölkerungswachstum und damit Arbeitskräftesicherung schaffen wir demzufolge derzeit nur über Migration. "Kinder sind leider seit Jahrzehnten verpönt. Deutschland ist im europäischen Vergleich sehr kinderfeindlich. Unser ehemaliger Bundespräsident Roman Herzog hat einmal gesagt "Kinderlärm ist Zukunftsmusik". Die junge Generation wird hier Lösungen finden müssen", so Ulrich Reinhardt. Zudem müsse die Bildung so gestaltet werden, dass Kinder gerne lernen. Hier stünden andere Länder besser da als Deutschland dar. "Schule muss Spaß machen", so ein wichtiges Anliegen von Ulrich Reinhardt.

Geht es nach Ulrich Reinhardt, sind folgende Punkte wichtig:

  • Optimismus ist Pflicht – Eine positive Sichtweise auf die Zukunft haben – Veränderungen sind gestaltbar.
  • In konzentrischen Kreisen Veränderungen vornehmen – in der Familie, bei Nachbarn, bei KollegInnen. Jeder und Jede kann bei sich selbst Verantwortung für die Zukunft übernehmen.
  • Mehr Vertrauen haben und verlässlich werden. Dinge, die wir anfangen, auch weiter begleiten.
  • Mutig in die Zukunft schauen.

"Entscheidend ist, wieder Vertrauen in Politiker, Unternehmen, Medien und Kirche aufzubauen. Alle machen vieles sehr gut. Wenn wir wieder externes Vertrauen haben, steigert das auch das Vertrauen in uns selbst", rät Ulrich Reinhardt.

Mehr zum Thema "Zukunft" erfahren Sie in dem Podcast "Später war alles besser – Der Zukunftspodcast" von Prof. Dr. Ulrich Reinhardt

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(bme)